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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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auf. »Ich wollte es dir nicht sagen – nicht heute abend. Wenn du gute Nachrichten hättest. Ich wollte sie nicht verderben. Und wenn sie nicht gut gewesen wären…«
    Ich erstarrte. »Was ist jetzt, um Gottes willen? Du kannst das einfach nicht so im Raum stehen lassen. Erzähl’s mir!«
    Er zog mit der Gabel Linien auf dem Tischtuch. »Ich habe getan, was Marton vorgeschlagen hat. Ich habe deinen Doktor Volkov angerufen und die Nummer erhalten, der sie das ganze Material zugefaxt hat. Sie schwört, es sei die Nummer, die er ihr gegeben habe. Wie dem auch sei, ich habe sie an meinen Polizeikontakt weitergereicht, und er hat vor einer Stunde zurückgerufen. Er sagt, es sei ein Zugang zu einem ehemaligen Labor-Directory. Sie hat das Zeug direkt in deren Datenbanken geschickt.«
    Es hätte schlimmer kommen können. Niemand war gefoltert worden. Niemand war tot.
    »Natya? Ich glaub’s einfach nicht.«
    »Es stimmt, altes Haus. Ich hatte ein langes Gespräch mit meinem Kontakt. Ich fürchte, deine Natya lügt – Nils sagt, nicht einmal die Assistenten der Ministerin haben Zugriff zu solchen Informationen. Marton kann sie ihr nicht gegeben haben.«
    »Na, na, Mark – wenn du über diesen Nils durchkommen kannst, dann kann’s Marton ebenfalls.«
    »Das weiß ich. Aber jede Anfrage wird protokolliert. Nirgendwo existiert eine Aufzeichnung, daß irgend jemand vom Ministerium eine solche Anfrage gestellt hätte.«
    Mark wollte mir meine Heimkehr nicht verderben. Ich glaubte noch immer, daß Natya nicht log. Unmöglich, daß Natalya Volkov, mit ihren russischen Ellbogen, etwas an Unikhem verkaufen würde, dem vielleicht rücksichtslosesten multinationalen Konzern. Irgend jemand hatte ihr diese Nummer besorgt und so getan, als ob es Martons Nummer sei. Jemand von außerhalb der Abteilung. Diese Erklärung gefiel mir. Kein Mitglied meines Teams, wirklich jemand von draußen. Nicht leicht einzurichten, aber auch nicht unmöglich.
    Mark erzählte uns noch immer von seinem Kontakt. Er ließ mich nicht über Natyas Verrat brüten. »… Was die Polizei alles für sich behält, hat mich stets erstaunt. Eines Tages werde ich darüber einen Artikel schreiben.« Er warf einen Blick auf Anna. »Ich werde Science News dazu bringen, eine leere Seite für mich zu drucken, randvoll mit allem, was die Polizei nicht sagen will.«
    Sie stand auf. »Woher werden die Leute wissen, was darauf steht, wenn sie leer ist?«
    »Ich werde eine Überschrift anbringen.«
    »Leere Seiten sind langweilig.«
    »Sehr wahr. Auf jeden Fall glaube ich, daß die Polizei oftmals recht hat.«
    Ich lachte. »Das ist nicht der Mann, den ich geheiratet habe. Was ist aus dem rücksichtslos recherchierenden Journalisten bloß geworden, dem Schrecken der Polizei?«
    »Das war jemand anders. Ich schreibe seriöse Artikel über Grippeviren und was auf der anderen Seite von Schwarzen Löchern geschieht. Und ich glaube wirklich, daß es Zeiten gibt, da hat die Polizei recht, wenn sie das Zeug im Ärmel behält. Mörder, zum Beispiel – wenn sie es kann, hält die Polizei stets Hinweise auf sie zurück. Es hilft dabei, wirre Geständnisse auszujäten.«
    Er kaute nachdenklich. Wie ich sah, überlegte er wohl, ob er indiskret sein solle oder nicht. Die Indiskretion gewann.
    »Der Karate-Killer, zum Beispiel – das ist der Bursche, den sie noch immer suchen. Nils hat mir die traurigsten Dinge erzählt. Wie wir alle wissen, raubt der Mann seine Opfer nie aus. Tatsache ist, daß er sogar noch weiter geht – er fürchtet anscheinend, daß den Mädchen ihre wenigen kleinen Habseligkeiten gestohlen werden, nachdem er sie verläßt. Er zieht ihnen tatsächlich die Ringe und Schmuckstücke ab und versteckt sie in einem ihrer Schuhe.«
    …In einem ihrer Schuhe. Ich hatte gerade nach meinem Weinglas gegriffen. Mama? Meine Hand zuckte und stieß das Glas um. Mama… Wein spritzte über das Tischtuch, und es folgte ein kurzes Durcheinander, während ein Schwamm geholt und Salz auf den dunkelroten Flecken geschüttet wurde. Ich rührte mich nicht. Er nimmt ihnen die Ringe ab und versteckt sie in ihren Schuhen… Genau wie Mama. Christus!
    Ich schließe die Augen. Es muß Danno sein. Nur Danno würde das tun. Es muß mein Bruder sein. Er haßt Mama. Er hat sie stets gehaßt. Ich erinnere mich jetzt, wie er mich immer erschreckt hat. Und das erste Mädchen, das gestorben ist, hat es nicht in seiner Stadt gewohnt und habe ich nicht am Tag nach Papas Beerdigung von ihrem Tod

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