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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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Stets unter der Annahme, daß sie
eine PTG-Klinik finden konnten, die noch keinen Terroranschlag hinter
sich hatte… ich ließ ihn sich abreagieren und respektierte
ihn dafür. Er kümmerte sich um meine Arbeit, um mich, um
Anna, aber er kümmerte sich ebenfalls um seine Arbeit und um
andere Leute. Der Artikel, für den er recherchierte, wäre
wichtig.
    Yvette kehrte vom College zurück, und wir bereiteten das
Abendessen. Mark blieb in seinem Arbeitszimmer und strapazierte seine
Tastatur. Als ich zu ihm hineinging, zeigte ich ihm die Abschirmung,
und wir überprüften sie mit dem Scanner. Sie schirmte die
Wanzen ab. Wenn wir wollten, konnten Anna und ich verschwinden und
mit unbeschädigten Wanzen wieder auftauchen. Nichts wäre
dabei zu behaupten, daß uns die Beobachter aufgrund eines
eigenen Ausrüstungsfehlers verloren hatten.
    Mit der Schere schnitt ich einen Flicken heraus, den ich unbemerkt
unter einem hohen Kragen tragen konnte, sowie einen weiteren, der in
einen Handschuh paßte. Annas Wanze auf der Stirn wäre
weniger leicht zu tarnen. Ein tief in die Stirn gezogener Hut mochte
es tun… und wir hofften sowieso, daß Anna, sobald wir sie
hatten verschwinden lassen, auch verschwunden bliebe, bis die Gefahr
vorüber war, also wäre dauerhaftes Entfernen mit einem
Lösungsmittel die Antwort. Übrigens, wo war Anna?
    Mark und ich diskutierten mein letztes Gespräch mit Marton.
Er war dem Assistenten der Ministerin begegnet, und wenn es so weit
käme, sich zwischen ihm und Natalya zu entscheiden,
wüßte Mark, wem er Glauben schenkte. Was Schutzhaft
anginge, sagte er, so hätten sie keine Chance – gleich,
welche Bedrohung bestünde, sie benötigten die Einwilligung
der Eltern. Übrigens, wo war Anna?
    Ich fragte, ob wir den Empfänger von Natyas Information
über die Telefonauskunft erhalten konnten. Mark erwiderte, die
Telefongesellschaft gäbe niemals Auskunft über die Namen
hinter den Nummern, aber er hätte einen Kontakt bei der Polizei,
der vielleicht half. So, wie er Natya kennen würde, würde
sie mir auf jeden Fall so gut wie sicher die Wahrheit sagen, falls
ich sie unter Druck setzte, insbesondere, wenn es helfen würde
herauszufinden, wer Anna bedrohte. Übrigens, wo war Anna?
    Das Abendessen war fertig. Ich hatte mir absichtlich keine Sorgen
gemacht. Jetzt war es eine volle Stunde nach Ende von Annas
Klavierstunde, die eine zwanzigminütige Straßenbahnfahrt
entfernt lag. Ich rief ihre Lehrerin an. Anna war zur gewohnten Zeit
gegangen. Keine Frage, daß sie nicht sogleich nach Hause
zurückgekehrt wäre.
    Ich war vernünftig. Wir redeten über eine
vierzigminütige Verspätung. Das war nicht viel. Sie konnte
die Straßenbahn verpaßt haben. Alles mögliche konnte
eine Verspätung von vierzig Minuten verursacht haben.
    Aus den vierzig Minuten wurde eine Stunde. Yvette klopfte an die
Tür des Arbeitszimmers: sollte sie das Abendessen servieren? Ich
schüttelte den Kopf und rief Annas Freundin gleich oben an der
Straße an. Sie konnte nicht weiterhelfen. Ich legte die
Hände auf die Augen. Die Lampen in Marks Arbeitszimmer waren
unerträglich grell. Die Farben tanzten, und die zugezogenen
Vorhänge sperrten schreckliche Dinge aus.
    Ich schlug vor, die Polizei anzurufen. Mein Kind hatte sich um
eineinviertel Stunden nach dem Klavierunterricht verspätet. Das
reichte nicht aus. Mark bot an, mit dem Wagen irgendwohin zu fahren.
Anscheinend konnte er nirgendwohin fahren, wo es von Nutzen wäre
– wenn jemand Anna mitgenommen hätte, wenn Sergeant Milhaus
Anna mitgenommen hätte, wäre sie bereits weit, weit
weg.
    Ich wartete darauf, daß das Telefon klingelte. Sie
können jetzt nicht veröffentlichen, wir haben sie. Anna
hatte sich um eineinhalb Stunden nach dem Klavierunterricht
verspätet. Das reichte noch immer nicht aus.
    Ich hing jetzt am Wodka. Mark taxierte ihn besorgt. Liese fiel mir
ein. Vielleicht war Anna ihre kluge Tante Liese besuchen gegangen.
Ich rief Liese an. Niemand hob ab. Lächerlich. Wenn Anna dort
gewesen wäre, hätten sie mich angerufen.
    Eindreiviertel Stunde Verspätung. Ich stand draußen auf
dem Bürgersteig und blickte die Straße hinauf und hinab.
Mark war einverstanden, bei zwei Stunden die Polizei anzurufen. Er
erinnerte mich nicht daran, daß Annas Verspätung
möglicherweise gar nichts mit Sergeant Milhaus zu tun hatte,
sondern daß die Stadt gewalttätig war, daß sie
womöglich vergewaltigt worden war, ermordet worden war. Das
brauchte er nicht zu tun.
    Nach einer

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