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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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die Stadt, um es an einen sicheren Ort zu bringen. Am nächsten Morgen hörten wir von den Wachen, dass sie eine Tassari dabei erwischt hätten, wie sie einen Palast für einen Einbruch auskundschaftete. Beim Versuch, sie festzunehmen, wurde sie getötet. Ein Kind hatte sie nicht bei sich. Farya kam nach dieser Nacht nie mehr nach Hause.«
    Divya hatte das Gefühl, keine Luft mehr zum Atmen zu haben.
    »Wisst Ihr, welcher Palast das war?«, brachte sie mühsam hervor.
    »Nein«, erwiderte Keiroan, »aber ich bin sicher, er war weit von dem Kind entfernt. Sie wollte es in Sicherheit bringen.«
    »Und wer … könnte dieser Vater sein, vor dem sie das Kind verstecken musste?«
    Keiroan griff nach ihrem Handgelenk. »Zum Glück weiß ich es nicht. Aber du solltest niemals nach ihm fragen! Suche ihn nicht und sprich mit niemandem darüber, wer du bist! Wir werden morgen nicht mehr wissen, dass du hier warst. Und er darf es auch nicht erfahren. Farya fürchtete ihn – und wir sollten es auch tun.«
    Divya sah ihn verzweifelt an. »Aber ich will doch wissen …«
    Ein Schatten huschte über sein Gesicht und ließ seine Narbe zucken. »Nein!«, sagte er mit entschlossenem Blick. »Und ich darf auch niemals wissen, wer du bist. Wenn du einen Ort gefunden hast, an dem du achtzehn Jahre alt werden konntest, dann bleib dort und genieße jeden einzelnen Tag.« Unvermittelt legte er den Arm mit einer unerwartet zärtlichen Geste um Divya. »Kleine Naschiyn«, flüsterte er.
    »War das mein Name?«, fragte sie mit brüchiger Stimme.
    Er wandte sein Gesicht ab, aber sie hatte bemerkt, dass seine Augen feucht wurden. Er stand auf und hielt ihr eine Hand hin.
    »Du musst gehen. Du und dein Wächterfreund. Gleich wird die Stadtwache kommen und uns zur Nachtruhe auffordern. Wir dürfen nicht so lange singen und am Feuer zusammensitzen, wie wir wollen, damit stören wir die Herrschaften in den Palästen.«
    Als sie die anderen erreichten, setzte sich Bamas, der Koloss, gerade wieder auf und rieb sich den Kopf.
    »Die anderen sagen, ich soll den Fremden nicht töten. Kannst du mir das erklären? Hat das Weib nun nicht den Brunnen vergiftet?«
    »Nein.« Keiroan lachte verkrampft. »Lass sie in Ruhe ziehen, sie gehört nicht zu den Spionen des Fürsten.«
    »Warum sollte Warkan euren Brunnen vergiften wollen?«, fragte Divya nach, »wenn ihr doch in wenigen Tagen umgesiedelt werdet?«
    Vier Herzschläge lang war es still wie am Ende der Welt. Dann brach die Hölle los. Alle Tassari schrien gleichzeitigdurcheinander und versuchten Divya zu berühren, um ihre Aufmerksamkeit zu erringen. Und sie alle stellten die gleiche Frage: »Umgesiedelt?«
    Tajan wollte zu ihr gelangen, aber sie konnte sehen, wie er abgedrängt wurde. Und plötzlich standen Wachen auf der Mauer und starrten auf die Menge herab. Divya wurde von einem Tassari – sie konnte nicht erkennen, von wem – zu Boden gestoßen und unter den weiten Rock einer Frau geschoben. Nach einem kurzen Schreck begriff Divya, dass es zu ihrem Schutz geschah. Und sie hielt still, während sie den lauten Stimmen lauschte.
    Während die Wächter ihre Meinung kundtaten, dass die Tassari sich gern umbringen könnten, aber bitte leise, waren die Tassari wütend über die Einmischung bei einem ganz normalen Bruderstreit. Nach kurzer Zeit folgten sie aber den Anweisungen und zerstreuten sich. Divya musste ihre gesamte Körperbeherrschung aufbringen, um den langsamen Schritten der Frau zu folgen, ohne aufzufallen. Zum Glück wandte sich ihre Retterin bald einer Hütte zu und verschwand darin. Divya kletterte unter dem Rock hervor und begegnete dem neugierigen Blick einer schlanken, älteren Tassari, die ihr langes schwarzes Haar offen trug. Keine Strähne war eingefärbt, und ihre Kleidung lag am Oberkörper so eng an, dass man ihre Taille sehen und ihren Busen erahnen konnte. Maita hätte diesen Anblick sicher als skandalös bezeichnet, aber Divya fand es faszinierend. Schließlich hatte die Frau eine gute Figur, es machte sie viel weiblicher.
    »Ich bin Verua«, sagte sie sanft und streckte die Hand nach ihr aus. »Sagt dir der Name etwas?«
    Divya wusste, dass sie den Namen eben schon einmal gehört hatte, aber aus ihrem Munde … erinnerte er sienun an etwas, und auch der Duft dieser Frau sandte ihr plötzlich Bilder von bunten Decken, von Wärme und einem Schlaflied. Das war also ihre Tante, bei der sie die ersten vier Jahre verbracht hatte! Wie gern hätte sie sich mit ihr unterhalten! Aber

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