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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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»Wenn du doch meinen Warnruf noch rechtzeitig gehört hättest.«
    »Der Windvogel?«, fragte Divya und wunderte sich, dass sie es nicht gleich begriffen hatte. War das nicht ein Warnsignal der Sujim?
    Er legte seine Hand auf ihren Rücken und zog sie an sich. Divya spürte, wie ihre Knie weich wurden, und ihre Haut prickelte wie unter tausend Nadelstichen. Was war das nur zwischen ihnen beiden? Auf einmal war sie davon überzeugt, dass dieses Etwas schon immer in der Luft gehangen hatte. Dass sie bloß die Hand ausstrecken musste.
    »Du hättest mit mir reden können«, flüsterte er. »Ich hätte dir zugehört. Und ich hätte deine Zweifel zerstreuen können.«
    »Zweifel?« Divya runzelte die Stirn.
    »Du hast schwarzes Haar«, fuhr er fort und ließ seine Finger über ihre Zöpfe gleiten. »Aber das ist das Einzige, was du mit diesen Tassari gemeinsam hast.« Seine Mundwinkel zuckten. »Du hast einen sehr direkten, aber auch sehr gefährlichen Weg gewählt, dir das selbst zu beweisen. Aber jetzt weißt du immerhin, dass du nicht zu ihnen gehören kannst. Hast du sie dir genau angesehen? Es sind Wilde! Und du bist …«
    Er zögerte, und Divya hatte den Eindruck, dass er diesen Satz niemals beenden würde. Aber dann fand sein Blick sie wieder, und die plötzliche Zärtlichkeit darin verunsicherte sie.
    »… und du bist wunderschön«, flüsterte er.
    Sie musste sich von ihm befreien, um wieder atmen zu können. Seine Nähe brachte sie um den Verstand und sie brauchte einen Moment, um seine Worte zu begreifen.
    »Du glaubst …«
    Einen Atemzug lang befahl ihre innere Stimme, den Mund zu halten. Tajan glaubte, dass sie keine Tassari war. Und seine Finger in ihrem Haar ließen sie begreifen, dass sie längst nicht mehr Lehrer und Schülerin waren. Und dass ihr Unterbewusstsein das bereits wusste. Da gab es ein Feuer zwischen ihnen beiden, das sie sofort in ihr Herz lassen wollte, weil es sie sonst verbrennen würde. In seinen Augen las sie Antworten auf Fragen, die sie immer schon gehabt hatte, wenn es um Männer und Frauen ging. Und ihr ganzer Körper betrog sie, weil er ihren Verstand ausschalten und diesem unglaublichen Gefühl einfach nachgeben wollte. Aber konnte sie ihre innere Stimme so einfach knebeln und fesseln?
    »Hast du denn nicht gehört, was Keiroan gesagt hat?«, fragte Divya mit unmenschlicher Überwindung.
    »Was er dir einflüstern wollte, als er dich wegzog? Dafür wart ihr zu weit weg«, erwiderte Tajan stirnrunzelnd.
    »Er hat mir nichts eingeflüstert«, widersprach sie. »Ein Teil von mir wusste schon lange, dass …« Sie schluckte. »… dass die Tassari mein Volk sind. Tajan! Sieh mich doch an! In meinen Adern fließt Tassariblut!«
    Er wurde blass, schüttelte aber den Kopf. »Ich habe deine Papiere gesehen. Sie sind …«
    »… nur Papiere!«, sagte Divya äußerlich ruhig. »Kein Papier der Welt kann beweisen, was nicht wahr ist.«
    »Hat dieser wilde Kerl mit der Narbe im Gesicht dich so beeindruckt, dass du zu ihm gehören willst?«, fragte er verärgert.
    »Das tue ich bereits«, sagte Divya leise. »Er ist mein Onkel. Meine Mutter wurde von der Stadtwache getötet, nachdem sie mich bei Maita in Sicherheit gebracht hatte.«
    Tajan versuchte jetzt nicht mehr, sie zu berühren. »Gibt es Beweise?«
    Divya seufzte. »Als ich das Lager sah, war das wie ein Bad in Erinnerungen, die eine Fremde nicht hätte haben dürfen.«
    Aus Tajans Blick verschwand alles Weiche, als er ein paar Schritte rückwärtsmachte. »Du willst es also glauben.«
    »Und du willst lieber einem gefälschten Papier glauben?«
    Auf einmal wurde ihr bewusst, wie gefährlich ihr neues Wissen war. Vor allem wenn es weitergegeben wurde …
    »Wirst du mich verraten?«, fragte Divya mit rauer Stimme.
    Tajan senkte den Kopf, als wollte er sich konzentrieren wie vor seinen Kampfübungen.
    »Ich hoffe, das wird nicht nötig sein«, erwiderte er tonlos.
    »Und nun?«
    Divya fühlte sich zutiefst verwirrt. Konnten ein paar Worte zwei Menschen so verändern?
    »Nichts. Wir werden diese Nacht vergessen. Wir haben die Schule niemals verlassen«, sagte er ganz sachlich.
    »Dann sehen wir uns morgen Nacht zu unseren Übungen?«, flüsterte sie zögernd.
    Er schwieg eine Weile. Sah sie nicht an. Seine Stimme war ruhig und bestimmt, als er antwortete: »Nein. Auch unsere Übungen hat es nie gegeben. Du kannst das Dach nach der Wäscherei haben, wenn du noch immer tanzen möchtest … Vielleicht liegt das Tanzen dir ja wirklich im

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