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Messewalzer

Messewalzer

Titel: Messewalzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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sah ihn an. Ein hilfloser, ein flehender Blick. Wiggins ergriff ihre Hand und drückte sie leicht. »Geht’s wieder, ich meine … so einigermaßen?«
    Liane nickte. Wasser lief aus ihrer Nase. Sie wischte es ab. »Ich kann immer noch nicht glauben, was gestern passiert ist. Es sollte doch ein so schöner Abend werden … dann die Scheibe … und dann … dann …« Sie atmete schwer. »Er wird mir so sehr fehlen. So unendlich viel.«
    Wiggins kämpfte mit den Tränen. Er wollte nicht weinen. Liane brauchte jetzt eher einen Halt, als dass sie Mitleid wollte. Und gerade er. Irgendwann würde sie erfahren, dass er Willi Lachmanns Mörder finden musste. Er wollte keine Schwäche zeigen.
    »Er wird uns allen fehlen!« Wiggins sah sich im Zimmer um. »Du musst jetzt erst mal hier rauskommen. Das macht die ganze Sache auch nicht besser, wenn du den lieben langen Tag herumliegst.«
    Liane nickte. »Ich darf morgen raus. Heute habe ich noch so einen Tropf bekommen. Aber morgen bin ich wohl so weit. Kannst du dich jetzt ein bisschen um mich kümmern?«
    Sie sahen sich lange an. »Wer kann das getan haben, Wiggins?«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    Liane trank einen Schluck stilles Wasser. »Hilfst du mit, den Mörder zu finden?«
    Wiggins zögerte einen Moment. Er versuchte, beruhigend zu wirken. »Kroll und ich haben die Leitung. Wir bilden eine SOKO mit vielen Kollegen.«
    »Ihr werdet den Mörder doch finden, oder?«
    »Ganz bestimmt … aber du musst uns dabei helfen!«
    Sie sah Wiggins fragend an. »Ich … wieso ich? Ich hab doch gar keine Ahnung, wer das getan haben könnte.«
    »Du warst nicht nur Willis Lebensgefährtin, du warst auch beruflich seine rechte Hand. Wir werden sicherlich eine Menge Fragen haben … aber ruh dich erst mal aus. Das hat Zeit bis morgen!«
    Liane nickte.
    Wiggins hatte sich fest vorgenommen, heute und ganz bestimmt nicht im Krankenhaus dienstlich zu werden. Aber da sie jetzt schon einmal beim Thema waren, überwältigte ihn sein kriminalistischer Spürsinn und er konnte sich zumindest eine Frage nicht verkneifen. »Hatte Willi Feinde?«
    »Feinde will ich nicht sagen. Willi war sehr erfolgreich und da gibt es natürlich viele Leute, die etwas vom Kuchen abhaben wollen …« Sie griff wieder zum Taschentuch. »Hat das Zeit bis morgen?«
    Wiggins bereute sofort, dass er sich zu dieser Frage hatte hinreißen lassen. »Aber natürlich!«
    Er sah auf die Uhr und küsste sie auf die Wange. »Ich komm dich morgen besuchen!«

    Die erste Sitzung der SOKO ›Autor‹ war auf 13 Uhr angesetzt. Die Leitung hatte Staatsanwalt Reis. Weiter waren zugegen die Hauptkommissare Kroll und Wiggins, die Kommissare Volker Schöck und Oskar Jäger sowie sechs weitere Beamte. Der Staatsanwalt begrüßte die Anwesenden und teilte ihnen zunächst mit, dass Hauptkommissar Kroll die Leitung der SOKO übertragen worden sei. Ihm war unmittelbar zu berichten. Mit Hilfe eines Beamers, der Fotos vom Tatort, von der Leiche, aus der Gerichtsmedizin, aus Lachmanns Wohnung und aus den Akten an die Wand warf, erläuterte er den bisherigen Stand der Ermittlungen. Danach übergab er an Kroll.
    »Ich muss euch ja höchstwahrscheinlich nicht erklären, dass wir noch völlig im Dunkeln tappen. Der Tote war ein erfolgreicher Autor. Das heißt, wir sollten einen Schwerpunkt der Ermittlungen auf sein berufliches Umfeld legen.«
    Er sah Schöck und Jäger an. »Volker und Oskar. Ihr seid die besten Recherchefreaks hier. Macht euch doch mal über die ganze Literaturszene schlau. Sein Verlag, Konkurrenz, wer hat welche Rechte und so weiter. Das private Umfeld grasen Wiggins und ich ab.«
    Drei weitere Mitarbeiter beauftragte Kroll mit der üblichen Routinearbeit: Befragung der Anwohner des Tatortes, der Freunde und Familie, Auswertung der Spuren am Tatort und in der Wohnung. Die restlichen drei Beamten wurden mit der Aktenfresserei betraut: Durchsicht sämtlicher Akten des Bundeskriminalamtes und der Landeskriminalämter nach ähnlichen Fällen.
    Nachdem Kroll seine Gruppeneinteilung vorgenommen hatte, ergriff Wiggins das Wort. »Ich hatte heute schon Gelegenheit, mit Liane Mühlenberg zu sprechen. Frau Mühlenberg war die Lebensgefährtin des Toten und gleichzeitig seine berufliche rechte Hand. Man könnte sie dementsprechend als seine Managerin bezeichnen. Natürlich stand sie noch unter Schock und konnte nicht viel sagen. Aber sie hat da so eine Andeutung gemacht, dass es viele Leute gibt, die von Lachmanns Erfolg profitieren

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