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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
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erzählt sie uns, dass die Roboter auch gefährlich sind!«
    »Sie hat nicht gesagt, dass sie gefährlich wären. Sie hat bloß gesagt, dass sie manchmal weglaufen oder aufhören, ihre Arbeit zu machen …«
    »Tja, das hätte sie alles nicht erzählen sollen. Ich hätte gute Lust, sie bei ihrer Firma anzuzeigen.«
    »Weil sie uns gegenüber ehrlich gewesen ist? Wäre es dir lieber, wenn sie gelogen hätte?«
    »Vielleicht bringt einer dieser Roboter noch jemanden um. Woher willst du wissen, was sie mit ›aus der Bahn‹ gemeint hat?«
    »Woher soll ich es wissen?«, konterte ich scharf.
    Es war mir egal, was die Roboter taten und ließen, aber ich war nervös und durcheinander, wie immer nach Begegnungen mit anderen Menschen.
    »Warum kann nicht mal etwas ungefährlich sein?«, beklagte sich Ruth. »Warum gibt es immer einen Haken?«
    »Jetzt mach aber mal einen Punkt, Ruth, ja? Geh doch einfach ein bisschen in den SenSpace und vergiss die Sache, in Ordnung? Da gibt’s keinen Haken. Zumindest nicht, solange du es nicht willst.«
    Ruth schaute mich beinahe listig an.
    »Nur, wenn du mitkommst«, sagte sie.
    Ich zögerte. Ich verabscheute den SenSpace und die völlige Selbstaufgabe, die er erforderte. Er gab mir das mulmige Gefühl, bei lebendigem Leibe verschluckt zu werden. Aber im Moment hatte diese Vorstellung durchaus einen gewissen Reiz.
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »In Ordnung. Abgemacht.«

Kapitel 6
    E s gab Sterne dort. Sie unterschieden sich von den Sternen der normalen Welt: Sie waren bunter, erstreckten sich in alle Richtungen und bewegten sich um uns, über uns und zwischeneinander hindurch.
    Ein warmer Sommernachtsduft mit einem Hauch Flieder lag in der Luft. Von weit her erklang ätherische Musik, die zu einem schwungvollen Fanfarenstoß anschwoll, als riesige, bunte dreidimensionale Buchstaben wie Feuerwerk am Firmament aufloderten:
    Das SenSpace-Konsortium von Illyrien
    heißt Sie willkommen im
    S E N S P A C E
    »Ja, willkommen im SenSpace, George!«, sagte eine weibliche Stimme dicht an meinem Ohr. »Es ist ja ein Weilchen her. Bist du allein unterwegs, oder hast du Begleiter, mit denen ich dich verlinken soll?«
    »Eine Begleiterin, Ruth Simling«, antwortete ich und nannte widerwillig ihr SenSpace-Pseudonym: »Kleine Rose.«
    »Ah ja«, entgegnete der SenSpace zärtlich, »die liebe Kleine Rose! Ich verbinde euch gleich miteinander.«
    Neben mir erschien Ruth, als unsere bis eben getrennten SenSpace-Universen miteinander verschmolzen wurden. Oder vielmehr erschien Kleine Rose, ein hübsches kleines Mäuschen von einem Mädchen in einem Partykleid, das nach wie vor als meine Mutter zu erkennen, aber etwa zehn Jahre jünger als ich war.
    Ich wandte den Blick ab. Wir standen auf einer hohen Plattform, und über uns und um uns herum wirbelten die Sterne. Tief unter uns befand sich ein weiter Flickenteppich von einer Landschaft, auf dem reger Betrieb herrschte und der sich Hunderte von Kilometern in alle Himmelsrichtungen zu erstrecken schien.
    Man hätte sich stundenlang in diesem Anblick verlieren können, und hinzu kam der Umstand, dass jeder Flecken, den man betrachtete, sofort größer wurde. Es war, als würde einem jemand ein starkes Fernglas vor die Augen halten.
    Dort waren zum Beispiel Kinder zu sehen, die an einem Sandstrand spielten, durch die weiße Brandung und die perfekt durchsichtigen grünlichen Wellen tobten. Je länger ich hinschaute, desto näher kamen sie. Ich hörte ihre Stimmen und das Rauschen der Brandung. Ich hörte das Knattern der roten Segel eines kleinen Schiffs. Ich spürte den Sand. Ich hörte, wie ein kleines Mädchen seinem Bruder zuflüsterte, dass sie die größte Sandburg aller Zeiten bauen würden. »Wir zeigen es John!«, sagte sie. »Wir zeigen es ihm!«
    Ich wandte den Blick ab. Der Strand schrumpfte wieder zu einem winzigen blau-gelben Fleck zusammen, weit weg auf dem brodelnden Flickenteppich der SenSpace-Welt.
    Mein Blick fiel auf einen Wald. Er war so strahlend grün wie buntes Glas. In einer Höhle lauerte ein Drache mit feurigen Nüstern. Ritter in Rüstungen ritten ihm durch die smaragdfarbenen Bäume entgegen. Ihre Harnische blitzten silbern, und selbst ihre Schilde schienen zu leuchten. Man sah jedes einzelne Blatt an jedem Zweig.
    Andernorts sah ich eine Stadt, deren Türme zehnmal höher waren als die von Illyria City. Offene Züge voller lachender Menschen sausten auf schmalen Monorail-Brücken zwischen ihnen umher. Kleine bunte

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