Metabolic Balance - fuer Diabetiker
Jäger- und Sammlergesellschaften vorgenommen hat. Dabei stellte er in den Vordergrund, dass in der Geschichte der Menschheit der Getreideanbau ein relativ junges Phänomen ist. Den gibt es nämlich erst seit rund 10 000 Jahren, seitdem der Mensch sesshaft geworden ist. Entsprechend schlecht falle die genetische Anpassung an diese Ernährung aus. So gebe es zwar einige Menschen, die im Laufe ihres Lebens kaum Probleme mit der Ernährung hätten, der überwiegende Teil der Menschheit aber leide unter vielerlei Krankheiten. Cordain ist davon überzeugt, dass gerade ein übermäßig häufiger Verzehr von Getreideprodukten für eine Vielzahl ernsthafter Erkrankungen verantwortlich ist. Der Schwerpunkt auf dem Speiseplan der Jäger und Sammler lag nämlich auf tierischem Eiweiß. Daneben gab es - je nach Jahreszeit - ein paar Kräuter, Beeren und Früchte. Das bedeutet: Der Stoffwechsel der Menschheit ist seit Urzeiten darauf eingestellt, sehr achtsam und sparsam mit Kohlenhydraten umzugehen, weil es diese damals schlicht und ergreifend nicht in Hülle und Fülle gab. Daraus sollten wir unsere Schlüsse ziehen.
Der Mensch entwickeltsich vom aufrecht gehenden Lebewesen allmählich zurück zum gebeugt kauernden.
Insulinresistenz damals
Noch vor 100 Jahren waren die Menschen körperlich wesentlicher aktiver. Es gab kaum Autos, keine Computer, keine Rolltreppen. Stattdessen wurde hart gearbeitet und viel zu Fuß erledigt.
Alle Jäger- und Sammlervölker hatten und haben deshalb eine sehr hohe Insulinresistenz. Das heißt: Die Insulinrezeptoren in der Zellwand schließen einfach zu, nach dem Motto: »Wir lassen keinen weiteren Zucker rein. Wir brauchen den im Moment nicht«. Das führt dazu, dass der Zucker, der nicht sofort in den Zellen verbrannt wird, den roten Blutkörperchen sowie dem Gehirn und den Fortpflanzungsorganen zur Verfügung steht. Diese können ihren Energiebedarf nämlich nur durch Glukose decken und sind nicht auf Insulin angewiesen, um die Glukose in die Zelle zu schleusen. Weiter kann der Rest in Glykogen (siehe Kasten auf Seite 36) umgebaut und gespeichert werden. Ist der Speicher bereits voll, wird die Glukose in Fett umgewandelt.
Überlebenssicherung
Neben der Fähigkeit, Zucker in Form von Glykogen zu speichern, besitzt der Organismus die Fähigkeit, für spezielle Funktionen Zucker nur bei Bedarf aufzunehmen. Das heißt, es gibt bestimmte Organe und Systeme, die für ihre Energiegewinnung allein auf die Verwendung von Glukose angewiesen sind, ohne Insulin zu brauchen:
‣ Das Gehirn, das für seine Gedankenarbeit Zucker über den Blutkreislauf aufnehmen kann, egal wie hoch der Insulinspiegel ist.
‣ Die roten Blutkörperchen, die für die Verteilung des Sauerstoffs im Körper zuständig sind.
‣ Die Fortpflanzungsorgane, die ebenfalls nicht auf Insulin angewiesen sind.
Glykogen - Speicherform von Zucker
Der menschliche Körper besitzt die Fähigkeit, bis zu 400 Gramm Zucker in Form von Glykogen - ein Vielfachzucker, der aus Glukoseeinheiten aufgebaut ist - zu speichern. Rund 80 Prozent davon werden in der Muskulatur gespeichert - weil der Zucker dort am meisten gebraucht wird. Die restlichen 20 Prozent befinden sich in Leberdepots.
Hohe Insulinresistenz: damals ein Vorteil
Unbestritten ist, dass wir Zucker für unseren Stoffwechsel brauchen, aber bitte nicht in solchen Mengen! Bei der Wahl der Nahrungsmittel sollte man vielmehr darauf achten, ballaststoffreiche Produkte zu wählen, um einen langsamen Anstieg des Blutzuckerspiegels zu erreichen.
Diese drei Funktionssysteme - das Gehirn, die roten Blutkörperchen und die Fortpflanzungsorgane - sind also völlig autark bezüglich Insulin und können Zucker über die Nahrung aufnehmen, wann immer sie ihn brauchen, ohne dass Insulin nötig wäre. Dadurch, dass ein Jäger und Sammler eine hohe Insulinresistenz hatte, besaß er auch genug Glukose, um diese drei wichtigen Organe zu versorgen. Kam unser sparsamer Vorfahre dann mal in Bedrängnis, weil plötzlich ein wildes Tier vor ihm stand, mit dem er entweder kämpfen oder vor dem er fliehen musste, dann hatte er genügend Glykogen zur Verfügung, um schnell ausreichend mit Energie versorgt zu werden. Die Natur hat das sehr weise eingerichtet.
So war es für den Jäger und Sammler ein Überlebensvorteil, eine derartige Insulinresistenz zu haben:
1. Die Speicher waren immer gefüllt.
2. Durch die gefüllten Speicher stand immer genügend Nahrung für das Gehirn zur Verfügung.
3. Die
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