Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
Vom Netzwerk:
gekommen, ob es auch das beste Pferd im Stall war. Die Arbeit mit Sexton hatte ihr in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet – vergleichbar mit einer Besichtigungstour durch die Filmstudios von Hollywood, wo das kindliche Erstaunen über die Filmwelt der Erkenntnis weicht, dass in Hollywood doch nicht gezaubert wird.
    Gabrielles Vertrauen in Senator Sextons politische Botschaft war zwar noch intakt, nicht aber das Vertrauen in den Botschafter.
10
    Rachel, ich werde Sie jetzt in einen streng geheimen Vorgang einweihen«, sagte der Präsident. »Die Geheimhaltungsstufe überschreitet Ihre derzeitige Klassifikation.«
    Rachel hatte das Gefühl, von den Wänden der Air Force One erdrückt zu werden. Der Präsident hatte sie nach Wallops Island eingeflogen, in sein Flugzeug eingeladen, ihr Kaffee kredenzt, rundheraus zugegeben, dass er sie des eigenen politischen Vorteils halber gegen ihren Vater einzusetzen beabsichtigte – und jetzt erklärte er auch noch, er wolle ihr widerrechtlich Material der höchsten Geheimhaltungsstufe offenbaren. So umgänglich Zach Herney bei oberflächlicher Betrachtung wirken mochte, Rachel hatte soeben einen weiteren wichtigen Zug dieses Mannes kennen gelernt: Er übernahm im Handumdrehen das Ruder.
    Der Präsident sah ihr fest in die Augen. »Vor zwei Wochen«, sagte er, »hat die NASA eine Entdeckung gemacht.«
    Es dauerte einen Moment, bis Rachel die volle Bedeutung dieses Satzes begriffen hatte. Eine Entdeckung der NASA? Die letzten Geheimdienstberichte hatten keinerlei ungewöhnliche Vorgänge bei der Weltraumagentur gemeldet. Heutzutage konnte »eine neue Entdeckung der NASA« natürlich auch bedeuten, dass man wieder einmal ein neues Projekt als viel zu kostengünstig eingeschätzt hatte.
    »Bevor wir uns weiter unterhalten«, sagte der Präsident, »würde ich gern wissen, ob Sie die Geringschätzung Ihres Vaters für die Weltraumforschung teilen.«
    Rachel spürte wenig Lust, sich dazu zu äußern. »Ich hoffe, Sie haben mich nicht herbestellt, damit ich meinem Vater die Schmähreden gegen die NASA ausrede.«
    Herney lachte. »Um Gottes willen! Ich habe lange genug mit dem Senat zu tun gehabt, um zu wissen, dass Sedgewick Sexton sich von niemand etwas ausreden lässt.«
    »Sir, wie die meisten erfolgreichen Politiker ist auch mein Vater Opportunist. Und die NASA hat sich nun mal leider selbst zur Zielscheibe gemacht.« Die neueste Kette von Fehlschlägen der NASA war so haarsträubend, dass man nur noch weinen oder lachen konnte – Satelliten, die sich in der Umlaufbahn in ihre Einzelteile auflösten, Weltraumsonden, zu denen der Funkkontakt abriss, eine internationale Weltraumstation, die plötzlich das Zehnfache kostete, sodass die Mitgliedsländer das Projekt verließen wie die Ratten ein sinkendes Schiff. Milliarden waren in den Sand gesetzt worden, und Senator Sexton betätigte sich als Wellenreiter auf der Welle der Misserfolge, die allem Anschein nach durchaus geeignet war, ihn bis ins Weiße Haus zu tragen.
    »Ich gebe gerne zu, dass die NASA in letzter Zeit ein einziges Katastrophengebiet gewesen ist«, sagte der Präsident. »Ich brauche mich nur umzudrehen, und sie liefert mir schon wieder einen Grund, weshalb ich eigentlich die Mittel kürzen sollte.«

    Rachel nutzte die Chance, den Fuß in die Tür zu bekommen.
    »Dennoch, Sir, haben Sie der NASA letzte Woche mit einer weiteren Finanzspritze von drei Milliarden aus der Patsche geholfen, damit der Laden weiterlaufen kann.«
    Der Präsident lachte in sich hinein. »Das hat Ihrem Vater gefallen, nicht wahr?«
    »Man sollte seinem Henker nicht den Strick reichen.«
    »Haben Sie ihn gestern Abend in der Sendung ›Nightline‹ gesehen? ›Zach Herney ist weltraumsüchtig, und er lässt sich seine Sucht vom Steuerzahler finanzieren‹.«
    »Aber Sie selbst sorgen doch unentwegt dafür, dass er Recht hat, Sir!«
    Herney nickte. »Ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich ein großer NASA-Fan bin. Ich bin es immer gewesen und habe nie gezögert, meiner Bewunderung und meinem Stolz auf unser nationales Weltraumprogramm Ausdruck zu verleihen. Nach meinem Dafürhalten sind die Männer und Frauen der NASA die Pioniere unserer Zeit. Sie versuchen das Unmögliche, stecken Fehlschläge ein und stellen sich anschließend wieder ans Reißbrett, während alle anderen tatenlos zusehen und meckern.«
    Rachel schwieg. Sie spürte, dass unter dem ruhigen Äußeren des Präsidenten ein unbändiger Zorn über die pausenlosen Ausfälle

Weitere Kostenlose Bücher