Meteor
können.
»Mein Stab ist unmittelbar vor Ihrer Ankunft ausgestiegen«, sagte der Präsident. »Ich werde in Kürze ins Weiße Haus zurückfliegen, aber ich wollte mit Ihnen lieber hier als in meinem Büro zusammentreffen.«
»Um mich einzuschüchtern?«
»Ganz im Gegenteil, Miss Sexton, aus Respekt vor Ihnen. Das Weiße Haus ist alles andere als ein verschwiegener Ort. Sie könnten gegenüber Ihrem Vater in eine unangenehme Lage geraten, wenn die Öffentlichkeit von unserem Treffen erführe.«
»Das weiß ich zu schätzen, Sir.«
»Ich habe den Eindruck, Sie verstehen sehr elegant auf des Messers Schneide zu wandeln, und ich beabsichtige nicht, Ihnen diesen Balanceakt zu erschweren.«
Rachel musste unwillkürlich an den Frühstückstreff mit ihrem Vater denken. Die Bezeichnung »elegant« schien ihr hierfür durchaus fehl am Platz. Wie auch immer, Zach Herney war um Diskretion bemüht, wozu er keineswegs verpflichtet gewesen wäre.
»Darf ich Sie Rachel nennen?«, fragte Herney.
»Natürlich.« Wie wär’s, wenn du ihn Zach nennst?
»Mein Büro«, sagte der Präsident und hielt ihr eine geschnitzte Tür auf.
Das Präsidentenbüro an Bord der Air Force One war zweifellos gemütlicher als sein Gegenstück im Weißen Haus, obwohl die Möblierung einen Anflug von Nüchternheit besaß. Aktenberge türmten sich auf dem Schreibtisch; dahinter hing ein Gemälde: Dreimastschoner in schwerer See. Es wirkte wie die perfekte Metapher auf Präsident Herneys gegenwärtige Situation.
Der Präsident ließ Rachel in einem der drei Bürosessel vor seinem Schreibtisch Platz nehmen. Rachel erwartete, dass er sich hinter seinen Schreibtisch setzen würde, doch er zog einen der Sessel heran und setzte sich zu ihr.
Gleiche Augenhöhe, konstatierte sie. Der Meister des Kontakts.
Der Präsident ließ sich mit einem Seufzer in den Sessel fallen.
»Nun, Rachel, ich nehme an, Sie fragen sich, wie Sie eigentlich dazu kommen, auf einmal hier zu sitzen. Stimmt’s?«
Die letzten Vorbehalte Rachels bröckelten angesichts der Offenheit, mit der Herney mit ihr sprach.
»Um ehrlich zu sein, Sir, ich bin völlig perplex.«
Herney brach in lautes Gelächter aus. »Das ist gut! Es gelingt mir nicht alle Tage, jemand vom NRO in diese Lage zu versetzen.«
»Es geschieht auch nicht alle Tage, dass jemand vom NRO von einem Präsidenten in Wanderschuhen in die Air Force One eingeladen wird.«
Wieder lachte der Präsident.
Es klopfte leise an der Tür. Ein weibliches Besatzungsmitglied trat mit einem Tablett ein, auf dem eine dampfende zinnerne Kaffeekanne und zwei Zinnbecher standen. Auf einen Wink des Präsidenten stellte sie das Tablett auf dem Schreibtisch ab und verschwand.
»Zucker und Sahne?« Der Präsident stand auf, um das Gewünschte anzureichen.
»Nur Sahne, bitte.« Rachel genoss den würzigen Duft. Der Prä sident der Vereinigten Staaten bedient dich eigenhändig beim Kaffeetrinken.
»Echter Paul Revere«, sagte er, als er ihr den schweren Zinnbecher reichte. »Ein bisschen Luxus muss sein.«
Rachel nahm einen Schluck. Einen besseren Kaffee hatte sie nie getrunken.
Nachdem Herney sich selbst Kaffee eingeschenkt hatte, setzte er sich wieder. »Wie auch immer, lassen Sie uns zum Geschäftlichen kommen. Leider ist meine Zeit begrenzt.« Er ließ einen Würfel Zucker in den Becher fallen und hob den Blick, um Rachel anzuschauen. »Ich nehme an, Bill Pickering hat Sie gewarnt, ich würde Sie lediglich deshalb zu sprechen wünschen, um politischen Vorteil daraus zu schlagen.«
»Genau das waren seine Worte, Sir.«
Der Präsident lachte in sich hinein. »Der unverbesserliche Zyniker.«
»Dann irrt er sich?«
»Machen Sie Scherze?« Der Präsident lachte. »Bill Pickering irrt sich nie. Er hat wie immer den Nagel auf den Kopf getroffen!«
9
Gabrielle Ashe schaute geistesabwesend zum Fenster von Senator Sextons Luxuslimousine hinaus, die durch den dichten Morgenverkehr zu Sextons Bürogebäude kroch. Sie versuchte sich Rechenschaft darüber abzulegen, wie sie an diesen Punkt ihres Lebens gelangt war. Persönliche Assistentin von Senator Sedgewick Sexton. Genau das wollte sie doch immer werden, oder?
Du sitzt mit dem nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten im Auto.
Gabrielle schaute den Senator an, wie er in seiner luxuriös ausgestatteten Limousine saß. Sie bewunderte sein gutes Aussehen und seine perfekte Garderobe. Er sah aus, wie ein Präsident aussehen musste.
Als Gabrielle Sexton das ersten Mal reden
Weitere Kostenlose Bücher