Meteor
gesehen hatte, war sie noch im Abschlusssemester im Fach Politische Wissenschaften an der Cornell Universität gewesen. Nie würde sie vergessen, wie seine Augen das Publikum in ihren Bann zogen, als wolle er jedem Einzelnen seine Botschaft zusenden: Vertrau mir! Nach Sextons Rede hatte sie sich mit all den anderen angestellt, die ein paar Worte mit Sexton wechseln wollten.
»Gabrielle Ashe«, hatte der Senator von ihrem Namensschildchen abgelesen. »Ein wunderbarer Name für eine wunderbare junge Frau.« Sein Blick signalisierte Ermutigung.
»Oh, danke, Sir«, hatte Gabriele geantwortet. Als der Senator ihre Hand schüttelte, hatte sie seine Stärke gefühlt. »Ich bin von Ihrer Botschaft sehr beeindruckt.«
»Das freut mich zu hören.« Er drückte ihr seine Geschäftskarte in die Hand. »Ich bin immer auf der Suche nach klugen jungen Leuten, die meine Vision mit mir teilen. Setzen Sie sich mit mir in Verbindung, wenn Sie Ihr Studium abgeschlossen haben. Vielleicht haben meine Leute einen Job für Sie.«
Gabrielle öffnete den Mund, um ihm zu danken, doch er beschäftigte sich bereits mit dem Nächsten in der Schlange. In den Monaten darauf verfolgte Gabrielle im Fernsehen mehr oder weniger gezielt die Karriere des Senators. Voller Bewunderung schaute sie zu, wie er gegen die hohen Staatsausgaben zu Felde zog. Er setzte sich für Etatkürzungen ein, wollte das Finanzministerium schlanker und effektiver machen, die DEA abspecken und sogar eine ganze Reihe umstrittener Sozialprogramme abschaffen. Dann kam plötzlich seine Frau bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Ehrfürchtig schaute Gabrielle zu, wie der Senator das Negative ins Positive zu wenden verstand. Sexton wuchs über seinen persönlichen Schmerz hinaus und erklärte vor der ganzen Welt, er werde sich um das Amt des Präsidenten bewerben und den Rest seines öffentlichen Lebens dem Andenken an seine Frau widmen. Das war der Augenblick, da Gabrielle beschloss, sich im Wahlkampf Senator Sextons zu engagieren.
Jetzt war sie Sexton so nahe gekommen, dass es näher nicht mehr ging. Bei der Erinnerung an die Nacht in Sextons luxuriösem Büro krümmte Gabrielle sich zusammen und versuchte, die peinlichen Bilder aus ihrem Gedächtnis zu verdrängen. Was hast du dir dabei gedacht? Sie wusste, sie hätte nicht nachgeben dürfen, aber irgendwie hatte sie es nicht geschafft. Sexton war schon seit langem ihr Idol gewesen… und allein der Gedanke, dass er ausgerechnet sie begehrte!
Als die Limousine schaukelnd über eine Schwelle rumpelte, kehrten Gabrielles Gedanken unsanft in die Gegenwart zurück.
»Alles in Ordnung?« Sexton musterte sie.
Gabrielle setzte rasch ein Lächeln auf. »Ja, Sir.«
»Sie denken immer noch an diese Wadenbeißer, nicht wahr?«
Gabrielle hob die Schultern. »Ja, ich mache mir schon noch ein bisschen Sorgen.«
»Brauchen Sie nicht. Es war das Beste, was meiner Wahlkampagne passieren konnte.«
Peinliche Indiskretionen über den politischen Gegner an die Öffentlichkeit durchsickern zu lassen – dass er zum Beispiel einen Penisvergrößerer benutze oder ein Homo-Magazin abonniert habe –, war keine schöne Taktik, aber wenn sie zog, dann zog sie gewaltig.
Es sei denn, der Schuss ging nach hinten los.
Und er war nach hinten losgegangen. Und zwar für das Weiße Haus. Von den immer schlechteren Umfrageergebnissen beunruhigt, hatte der Wahlkampfstab des Präsidenten sich auf die aggressive Schiene begeben und die angebliche Affäre von Senator Sexton mit seiner persönlichen Assistentin Gabrielle Ashe an die große Glocke gehängt. Dummerweise gab es keine hieb- und stichfesten Beweise. Senator Sexton, der den Angriff schon immer für die beste Verteidigung gehalten hatte, erkannte die günstige Gelegenheit. Er berief eine Pressekonferenz ein, vor der er seine Unschuld beteuerte und seiner Empörung Ausdruck verlieh. »Für mich ist es nicht nachvollziehbar«, hatte er mit traurigem Blick in die Kameras verkündet, »dass der Präsident sich dazu hergibt, das Andenken an meine Frau mit diesen gemeinen Lügen in den Schmutz zu ziehen.«
Senator Sextons Fernsehauftritt war so überzeugend gewesen, dass Gabrielle selbst schon fast glaubte, sie hätte nicht mit dem Senator geschlafen. Als sie sah, mit welcher Bravour Sexton lügen konnte, wurde ihr bewusst, dass er in der Tat ein gefährlicher Mann war.
Gabrielle zweifelte nicht daran, das stärkste Pferd zu unterstützen, aber in jüngster Zeit waren ihr gelegentlich Zweifel
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