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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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ihres Vaters gegen die NASA schwelte. Sie wurde allmählich neugierig, was die NASA eigentlich entdeckt hatte. Der Präsident hatte es wirklich nicht eilig, zum Punkt zu kommen.
    »Heute werde ich dafür sorgen, dass Ihre Meinung über die NASA sich entscheidend ändert«, sagte der Präsident eindringlich.
    Rachel schaute ihn fragend an. »Meine Stimme haben Sie bereits, Sir. Sie sollten sich auf den Rest der Bevölkerung konzentrieren.«
    »Das habe ich vor.« Er trank einen Schluck Kaffee und lächelte. »Und ich möchte Sie bitten, mir dabei zu helfen.« Er unterbrach sich und beugte sich zu ihr herüber. »Auf eine höchst ungewöhnliche Weise.«
    Rachel spürte, wie Zach Herney sie eingehend musterte, wie ein Jäger, der abzuschätzen versucht, ob sein Beutetier angreifen oder flüchten wird. Rachel sah allerdings keinerlei Möglichkeit zur Flucht.
    Der Präsident schenkte ihr und sich selbst noch einmal Kaffee ein. »Ich nehme an, Sie wissen, worum es sich bei dem NASA Projekt EOS handelt.«
    Rachel nickte. Das Erd-Observierungs-System. »Ich glaube, mein Vater hat EOS schon ein-, zweimal erwähnt.«
    Bei Rachels schwachem Versuch, sarkastisch zu wirken, runzelte der Präsident die Stirn. In Wirklichkeit hackte ihr Vater bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit auf EOS herum. Es war eines der umstrittensten Großprojekte der NASA – ein Netzwerk aus fünf Satelliten, die unseren Planeten aus dem All beobachten und Umweltprobleme melden und analysieren sollten: Die Ozonlöcher, das Abschmelzen der Polkappen, die globale Erwärmung, das Schwinden der Regenwälder.
    Der Zweck des Systems war, der weltweiten Umweltforschung einzigartiges makroskopisches Datenmaterial an die Hand zu geben. Unglücklicherweise wurde das EOS-Projekt vom Pech verfolgt. Wie viele der jüngsten NASA-Projekte litt es von Anfang an unter einer Kostenexplosion. Und Zach Herney hielt jedes Mal den Kopf hin. Mithilfe der Umwelt-Lobby hatte er das 1,4 Milliarden Dollar schwere EOS-Projekt durch den Kongress gepaukt. Aber anstatt den versprochenen Beitrag zur wissenschaftlichen Gesamtschau unserer Erde zu liefern, hatte EOS sich rasch zu einem kostspieligen Albtraum aus Fehlstarts, Computerpannen und peinlichen NASA-Pressekonferenzen entwickelt. Der Einzige, der darüber lachen konnte, war Senator Sexton, der den Wählern und Wählerinnen süffisant vorrechnete, wie viele Steuergroschen der Präsident ins EOS-Projekt gesteckt hatte und wie jämmerlich wenig für das Geld der Wähler herausgekommen war.
    Der Präsident ließ ein Stück Würfelzucker in seinen Zinnbecher sinken. »Es mag überraschend klingen, aber die NASA-Entdeckung, von der ich gesprochen habe, wurde von EOS gemacht.«
    Rachel verstand überhaupt nichts mehr. Wenn EOS unlängst einen Erfolg feiern konnte, hätte die NASA doch damit aufgetrumpft, oder etwa nicht? Ihr Vater hatte EOS in den Medien ans Kreuz genagelt. Hätte da nicht schon der kleinste Erfolg der NASA wie gerufen kommen müssen?
    »Von einer Entdeckung der NASA ist mir nichts bekannt«, sagte Rachel.
    »Das weiß ich. Diesmal zieht die NASA es vor, die Erfolgsnachricht eine gewisse Zeit für sich zu behalten.«
    Rachel hatte ihre Zweifel. »Nach meiner Erfahrung bedeuten im Fall der NASA keine Nachrichten in der Regel schlechte Nachrichten.« Zurückhaltung war keine Tugend der NASA-Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit. Beim NRO hieß es scherzhaft, bei der NASA brauche ein Wissenschaftler nur einen fahren zu lassen, schon würde eine Pressekonferenz einberufen.

    Der Präsident verzog das Gesicht. »Ach ja, ich vergesse immer wieder, dass ich mich mit einer von Pickerings Geheimhaltungsspezialistinnen unterhalte. Stöhnt er immer noch über das lockere Mundwerk der NASA?«
    »Geheimhaltung ist Pickerings Geschäft. Er nimmt es sehr ernst.«
    »Das sollte er auch. Es ist mir nur immer noch unerfindlich, wieso zwei staatliche Einrichtungen, die so viele Gemeinsamkeiten haben, andauernd im Clinch liegen.«
    Während ihrer Tätigkeit bei William Pickering hatte Rachel schon früh gelernt, dass die NASA und das NRO trotz ihrer gemeinsamen Beschäftigung mit Weltraumfragen gegensätzliche Philosophien verfolgten. Das NRO war eine Behörde der Landesverteidigung und hielt daher sämtliche Weltraumaktivitäten streng geheim, während die NASA wissenschaftliche Interessen verfolgte und alle ihre Durchbrüche geschäftig auf dem ganzen Erdball publizierte – oft, wie William Pickering immer wieder

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