Meteor
schlecht gefunden hätte. Rachel würde eine perfekte Sprecherin für die Entdeckung abgeben. Abgesehen davon, dass sie gut aussah, hatte sie eine umgängliche Art und großes Selbstvertrauen, Eigenschaften, die Tolland bei den Frauen, mit denen er sonst Umgang hatte, selten antraf. Andererseits bestand dieser Umgang praktisch nur aus Frauen vom Fernsehen – meist entweder rücksichtslose Karrierefrauen oder strahlende Fernseh-»Persönlichkeiten«, die abseits der Kamera alles andere waren.
Tolland verdrückte sich unauffällig aus dem Gedränge der aufgekratzten NASA-Leute. Auf dem Netzwerk der Schaumgummiläufer machte er einen Spaziergang durch die Kuppel. Wohin wohl die anderen unabhängigen Wissenschaftler verschwunden waren? Falls sie nur halb so erschöpft waren wie er, hielten sie sich wahrscheinlich im Wohnbereich auf und nahmen vor dem großen Augenblick noch eine Mütze Schlaf. Ein Stückchen weiter konnte Tolland den Kreis der um das Bergungsloch aufgestellten Pylonen erkennen. Aus der Leere der Kuppelwölbung schien das Echo ferner Erinnerungen mit hohlem Klang zu ihm herabzuhallen. Tolland versuchte, sich nicht davon einfangen zu lassen. Vergiss die Geister der Vergangenheit, befahl er sich. Wenn er allein und erschöpft Augenblicke wie diesen erlebte – Augenblicke des persönlichen Triumphs und der Festlichkeit – setzten ihm diese Geister besonders zu. Sie sollte jetzt hier bei dir sein, flüsterte eine Stimme. Einsam in der Dunkelheit spürte Tolland seine Gedanken in längst vergessene Zeiten zurückgleiten.
Schon im Aufbaustudium hatte er sich in Celia Birch verliebt.
An einem Valentinstag hatte er sie in ihr Lieblingsrestaurant eingeladen. Das Dessert, das der Kellner Celia servierte, bestand aus einer Rose und einem Brillantring. Celia begriff sofort. Mit Tränen in den Augen sagte sie nur ein einziges Wort, das Michael Tolland überglücklich machte:
»Ja.«
Sie kauften ein kleines Haus bei Pasadena in Kalifornien. Celia bekam eine Anstellung als wissenschaftliche Lehrkraft. Die Bezahlung war nicht berühmt, aber es war ein Anfang. Zudem war es von dort nicht weit zum Scripps-Institut für Ozeanographie in San Diego, wo Tolland seinen Traumjob an Bord eines geologischen Forschungsschiffes ergattert hatte. Seine Arbeit bedingte immer wieder drei- bis viertägige Abwesenheiten von zu Hause, die ihm jedes Mal ein leidenschaftliches und erregendes Wiedersehen mit Celia bescherten.
Tolland nahm unterwegs manchmal einige seiner Abenteuer auf dem Meer für Celia auf Video auf. Es entstanden kleine Dokumentationen seiner Arbeit auf dem Forschungsschiff. Von einer dieser Reisen kehrte er mit einem Band zurück, das er mit körniger Videoamateur-Technik aus dem Bullauge eines Tiefsee-Tauchbootes geschossen hatte. Es war die erste Bilddokumentation eines bis dato völlig unbekannten, bizarren, chemotrophen Tintenfisches. Während Tolland bei der Aufnahme den Bildkommentar sprach, schlugen er und das Mini-U-Boot vor Begeisterung fast einen Purzelbaum.
Buchstäblich Tausende unentdeckter Arten leben in diesen Tiefen!, schwärmte er. Wir haben bislang gerade erst die Oberfläche angekratzt!
Hier unten warten Geheimnisse auf uns, von denen sich noch keiner eine Vorstellung machen kann!
Celia war hingerissen vom Überschwang und der Prägnanz der wissenschaftlichen Erklärungen ihres Mannes. Aus der Laune eines Augenblicks heraus zeigte sie das Band ihrer Klasse. Es wurde auf Anhieb ein Hit. Andere Lehrer wollten es ausleihen.
Eltern wollten es kopieren. Alle schienen ungeduldig auf Michaels nächste Folge zu warten. Celia hatte eine Idee. Sie rief eine Freundin vom College an, die mittlerweile bei der NBC arbeitete, und schickte ihr eine Kopie.
Zwei Monate darauf bat Michael Tolland seine Frau Celia, einen Strandspaziergang an Kingman Beach mit ihm zu machen.
Es war ihr ganz spezieller Platz, den sie immer aufsuchten, um sich von ihren Hoffnungen und Träumen zu erzählen.
»Es gibt etwas Neues«, sagte Tolland.
Celia blieb stehen und ergriff Michaels Hände. Das Wasser umspülte ihre Füße. »Was denn?«
Tolland konnte kaum noch an sich halten. »Letzte Woche hat mich das NBC-Fernsehen angerufen. Sie wollen, dass ich eine Dokumentarserie über die Ozeane mache. Das Ganze ist bereits beschlossene Sache. Anfang nächsten Jahres soll die Pilotsendung laufen! Ich kann es noch gar nicht glauben!«
Celia strahlte und küsste ihn. »Aber ich glaube es! Du wirst ganz groß rauskommen!«
Ein
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