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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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die Steuerung.«
    »Was hast du vor?«, wollte der Mann am Joystick wissen.
    »Was man uns beigebracht hat!«, zischte Delta-1. »Improvisieren!«
36
    Wailee Ming lag auf dem Bauch neben dem Bergungsloch. Er streckte den rechten Arm über die Kante und versuchte, die Wasserprobe zu nehmen. Seine Augen spielten ihm garantiert keinen Streich. Jetzt, da sich sein Kopf nur einen guten Meter über der Wasseroberfläche befand, konnte er das Phänomen deutlich sehen.
    Das gibt es doch nicht!
    Mit äußerster Anstrengung versuchten seine Finger mit dem Becherglas die Wasseroberfläche zu erreichen. Nur noch ein paar Zentimeter!
    Der Arm war einfach zu kurz. Ming rutschte noch etwas näher an das Loch. Er presste die Stiefelspitzen fest aufs Eis und klammerte sich mit der Linken an den Eisrand. Wieder streckte er den rechten Arm nach unten. Fast. Er rutschte noch ein klein wenig näher. Jawohl! Der Rand des Glases tauchte ins Wasser.
    Fassungslos schaute Ming in den kleinen Strudel des ins Glas einströmenden Wassers.
    Dann geschah plötzlich und ohne jede Vorwarnung etwas vollkommen Unerklärliches. Aus der Dunkelheit jagte wie aus der Pistole geschossen ein kleiner Metallgegenstand heran. Ming sah ihn nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann war er ihm ins rechte Auge geflogen.
    Der Reflex zum Schutz des Auges ist so tief im Menschen verankert, dass Mings linke Hand, an den Eisrand geklammert und dem Auge relativ nahe, mehr aus Überraschung als aus Schmerz schützend hochschoss – obwohl Ming sich der katastrophalen Folge für sein Gleichgewicht bewusst war. Die Bewegung der Hand war noch nicht abgeschlossen, als Ming auch schon die Quittung erhielt. Weit vornübergelehnt und der einzigen festen Stütze beraubt, bekam er das Übergewicht. Er ließ das Schöpfglas fahren. Verzweifelt versuchte er, auf dem glatten Eis Halt zu finden, doch er glitt aus. Kopfüber stürzte er in das dunkle Loch.

    Der Fall war nur gut einen Meter tief, doch beim Eintauchen hatte Ming das Gefühl, mit achtzig Sachen auf Asphalt geprallt zu sein. Das Eiswasser brannte wie ätzende Säure auf seinem Gesicht. Eine Welle der Panik überrollte ihn.
    Ming steckte kopfunter im Dunkeln. Für den Augenblick orientierungslos, wusste er nicht mehr, wo die Oberfläche war. Der dicke Kamelhaarmantel hielt den Kälteschock von seinem Körper fern – aber nur ein oder zwei Sekunden lang.
    Es gelang ihm, sich aufzurichten. Spuckend tauchte er mit dem Kopf aus dem Wasser. Er versuchte Luft zu schnappen, als das Wasser an Brust und Rücken seine Kleidung durchdrang und die Kälte ihn am ganzen Körper in einen eisigen Schraubstock presste. »Hilfe…«, stieß er keuchend hervor, doch seine Lungen fassten kaum genug Luft für ein Röcheln. Er hatte das Gefühl, sein Atem würde stillstehen.
    Ming strampelte sich an die Wandung des Lochs heran und versuchte sich an der Wand aus lotrechtem Eis hinaufzuziehen.
    Nirgends ein Halt. Seine Stiefel traten unter Wasser gegen die Wand, fanden aber keine Stütze. Er streckte sich nach oben, reckte sich dem Rand entgegen… nur noch dreißig Zentimeter!
    Mings Muskeln versagten ihm jetzt schon fast den Dienst. Verzweifelt mit den Beinen strampelnd versuchte er, sich aus dem Wasser zu heben, um den Rand packen zu können. Sein Körper fühlte sich an wie Blei, und die Lungen waren wie von einer Python zusammengepresst. Der voll gesaugte Kamelhaarmantel zerrte jede Sekunde stärker an ihm. Ming versuchte, den Mantel loszuwerden, doch der schwere Stoff klebte an ihm wie angeleimt.

    »Helft… mir…!«
    Die Woge der Angst schlug über ihm zusammen.
    Ming hatte einmal gelesen, Ertrinken sei die schrecklichste Art zu sterben. Nie hätte er sich träumen lassen, dass er selbst einmal an der Schwelle des nassen Todes stehen würde. Seine Muskeln verweigerten den Befehlen seines Gehirns zusehends die Gefolgschaft. Nur mühsam hielt er den Kopf noch über Wasser. Mings taube Finger kratzten an der Wandung, doch die nasse Kleidung zog ihn immer weiter nach unten.
    Seine Schreie tönten nur noch in seinem eigenen Hirn.
    Dann ging er unter. Niemals hatte er sich vorgestellt, das nackte Entsetzen über den unmittelbar bevorstehenden Tod noch bei Bewusstsein ertragen zu müssen. Und doch war er es, der längs der Wandung eines sechzig Meter tiefen Eiskanals allmählich immer tiefer sank. Vor seinen Augen raste der Film seines Lebens vorbei, die Kindheit, die Karriere. Ob man ihn jemals wiederfinden würde? Oder würde er auf den

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