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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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sagen«, meinte er.
    »Aber für mich sieht das aus wie biolumineszentes Plankton von der Gattung Pyrrophyta, was so viel wie ›Feuerpflanze‹ heißt.
    Das Eismeer wimmelt davon.«
    »Warum hast du mich dann gefragt, ob es aus dem All stammen könnte?«, wollte Corky wissen.
    »Weil der Meteorit im Gletschereis begraben war – im Süßwassereis der Schneefälle. In diesem Loch befindet sich dreihundert Jahre altes reines Gletscherschmelzwasser. Wie sollten Lebewesen aus dem Ozean dort hineingelangt sein?«
    Tollands Überlegung folgte ein langes Schweigen.
    An der Kante des Wasserlochs stehend versuchte Rachel geistig zu verarbeiten, was sie da sah. Biolumineszentes Plankton im Bergungsschacht. Was hat das zu bedeuten?
    »Irgendwo da unten muss sich ein Riss im Eis befinden«, sagte Tolland. »Das ist die einzige Erklärung. Das Plankton muss mit dem durch den Riss einsickernden Meerwasser eingedrungen sein.«
    Rachel verstand gar nichts mehr. »Eingesickert? Von wo?« Sie erinnerte sich an die lange Fahrt mit dem IceRover von der Landebahn am Meer hierher. »Von hier bis zur Küste sind es fast vier Kilometer.«
    Corky und Tolland schauten Rachel entgeistert an. »Das Meer«, erklärte Corky, »befindet sich genau genommen unmittelbar unter unseren Füßen. Diese Eistafel schwimmt.«
    Rachel schaute völlig verwirrt von einem der Männer zum anderen. »Sie schwimmt? Aber… wir befinden uns doch auf einem Gletscher!«
    »Sicher befinden wir uns auf einem Gletscher«, sagte Tolland,
    »aber wir befinden uns nicht über Land. Gletscher fließen gelegentlich über den Rand einer Landmasse hinaus ins offene Meer.
    Da Eis leichter ist als Wasser, fließt der Gletscher einfach weiter und schwimmt auf dem Meer wie ein gewaltiges Floß aus Eis.
    Das nennt man einen Eisschelf… den schwimmenden Abschnitt der Gletscherzunge.« Er hielt inne. »Wir befinden und derzeit ungefähr anderthalb Kilometer von der eigentlichen Küste entfernt auf dem Meer.«
    Rachel bekam vor Schreck weiche Knie. Sie vergegenwärtigte sich ihre Situation. Den arktischen Ozean unter sich zu wissen, war ihr mehr als unheimlich.
    Tolland spürte ihre Beklommenheit. Er stampfte mit dem Fuß auf das Eis. »Keine Bange. Das Eis ist fast hundert Meter dick, und sechzig Meter davon liegen im Wasser, wie ein Eiswürfel in einem Getränk. Das sorgt für eine hervorragende Stabilität. Auf diesem Schelf könnte man einen Wolkenkratzer bauen.«

    Rachel nickte zögerlich und nur zum Teil überzeugt. Doch von ihrem Unbehagen abgesehen verstand sie jetzt Tollands Theorie von der Herkunft des Planktons. Er glaubt, es gibt einen Riss im Eis, der vom Bergungsloch bis ins Meer hinunterreicht, von wo Plankton nach oben gelangen kann. Vorstellbar war es, auch wenn Rachel sich dann mit einem anderen Widerspruch konfrontiert sah. Norah Mangor hatte sich sehr eindeutig zur Solidität des Gletschers geäußert und diese Aussage auch mit zahllosen Bohrproben untermauert.
    Rachel schaute Tolland an. »Ich dachte, die Solidität und Unversehrtheit des Gletschers sei das Fundament, auf dem sich das gesamte Datierungsverfahren nach Schichten aufbaut. Hat Dr. Mangor nicht gesagt, dass der Gletscher weder Verwerfungen noch Risse aufweist?«
    Corky runzelte die Stirn. »Sieht so aus, als hätte unsere Eiskönigin gemogelt.«
    Sag das lieber nicht zu laut, dachte Rachel, sonst kriegst du noch einen Eispickel aufs Haupt.
    In die Betrachtung der phosphoreszierenden Lebewesen versunken, rieb Tolland sich das Kinn. »Es gibt buchstäblich keine andere Erklärung. Es muss ein Riss vorhanden sein. Der Auftrieb des vom Eisschelf verdrängten Meerwassers treibt die planktonreiche Suppe nach oben in das Loch.«
    Das muss ja ein ganz schöner Riss sein, dachte Rachel. Wenn das Eis hier an die hundert Meter dick war und das Loch sechzig Meter tief, musste der hypothetische Riss durch vierzig Meter massives Eis hindurchgehen.
    »Bitte, tu mir einen Gefallen«, sagte Tolland zu Corky. »Versuche Norah zu finden. Lass uns hoffen, dass sie uns etwas über diesen Gletscher verschwiegen hat. Und vielleicht kannst du auch Ming aufstöbern. Der kann uns möglicherweise auch etwas zu diesen Glühwürmchen sagen.«
    Corky machte sich auf den Weg.
    »Beeil dich«, rief Tolland ihm hinterher, »ich könnte schwören, dass die Biolumineszenz nachlässt.«
    Rachel schaute in das Loch. Das grüne Leuchten war eindeutig schwächer geworden.
    Tolland zog seinen Parka aus und legte sich am Rand des Lochs

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