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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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angespannten Stimmen waren jetzt Flüche und Drohungen zu hören. Offenbar forderte Hunter etwas von den unsichtbaren Wächtern, was diese ihm verweigerten. Nun schrien sie sich beinahe an, und Homer glaubte schon fast einzelne Worte unterscheiden zu können. doch verstand er nur ein einziges - das letzte: »Strafe!« In diesem Augenblick beendete das Rattern einer Kalaschnikow das Gespräch, dann donnerte die schwere Salve eines PetschenegMaschinengewehrs dagegen. Homer warf sich zu Boden, riss den Sicherungshebel herum, wusste nicht, ob er schießen sollte oder nicht, und wenn, auf wen. Doch war alles bereits zu Ende, bevor er überhaupt anlegen konnte. In den kurzen Pausen zwischen den abgehackten Morsesignalen des MGs gab der Bauch des Tunnels ein gedehntes Kreischen von sich, das Homer mit nichts in der Welt verwechselt hätte.
    Das hermetische Tor schloss sich!Tonnen von Stahl rammten sich in eine Nut, so dass die Schreie und das Maschinengewehrfeuer auf einmal ganz dumpf erklangen. Der einzige Zugang zur Großen Metro war verschlossen. Nun gab es für die Sewastopolskaja keine Hoffnung mehr.
6 - VON DER ANDEREN SEITE
    Einen Augenblick später glaubte Homer fast, er habe sich alles nur eingebildet: die undeutlichen Umrisse der Barrikaden am Ende des Tunnels, die scheinbar bekannte, vom Megafon verzerrte Stimme . Als das Licht ausging, erloschen auch alle Geräusche, und er fühlte sich wie ein Verurteilter, dem man vor der Hinrichtung einen Sack über den Kopf gestülpt hatte.
    In der absoluten Dunkelheit und plötzlich hereinbrechenden Stille schien die ganze Welt auf einmal verschwunden zu sein. Homer berührte sein Gesicht, um sich davon zu überzeugen, dass zumindest er selbst sich in dieser kosmischen Schwärze nicht aufgelöst hatte.
    Doch dann besann er sich, ertastete seine Lampe und hielt den zitternden Lichtstrahl vor sich hin - dorthin, wo vor wenigen Sekunden das unsichtbare Gefecht stattgefunden hatte. Etwa dreißig Meter von jener Stelle entfernt, wo er während des Kampfes in Deckung gegangen war, endete der Tunnel in einer Sackgasse. Den Durchgang durchschnitt auf seiner ganzen Höhe und Breite, wie die Klinge einer Guillotine, eine stählerne Tür.
    Er hatte sich also nicht verhört: Jemand hatte tatsächlich die hermetische Sperre betätigt. Homer hatte von ihrer Existenz gewusst, jedoch nicht geglaubt, dass sie noch intakt war. Wie sich herausstellte, war sie durchaus noch zu verwenden.
    Seine von der Papierarbeit geschwächten Augen entdeckten nicht gleich die menschliche Gestalt, die an der Eisen-wand lehnte. Homer nahm das Gewehr nach vorn und machte einen Schritt zurück. Zuerst dachte er, einer der Männer von der anderen Seite sei in dem Durcheinander vor dem Tor geblieben, doch dann erkannte er - Hunter.
    Der Brigadier bewegte sich nicht. Homer brach der Schweiß aus. Zögernd näherte er sich Hunter. Vermutlich würde er jeden Augenblick Blutspuren auf dem rostigen Metall entdecken. Doch nein. Obwohl man in einem leeren Tunnel und aus einem Maschinengewehr auf Hunter geschossen hatte, war er völlig unversehrt. Er drückte sein verstümmeltes Ohr an das Metall und lauschte nach Geräuschen, die offenbar nur er vernahm. »Was ist passiert?«, fragte Homer vorsichtig, während er näher kam.
    Der Brigadier beachtete ihn nicht. Er flüsterte etwas, jedoch zu sich selbst, schien die Worte zu wiederholen, die hinter dem geschlossenen Tor gesprochen wurden. Es vergingen einige Minuten, bis er sich von der Wand losriss und Homer zuwandte. »Wir gehen wieder zurück.«
    »Was ist passiert?« »Das sind Banditen. Wir brauchen Verstärkung.« »Banditen?«, fragte der Alte verwirrt. »Die Stimme vorhin schien mir.« »Die Tulskaja ist in Feindeshand. Wir müssen sie stürmen. Dazu brauchen wir Verstärkung mit Flammenwerfern.« »Wozu das?« Homer stand völlig neben sich. »Zur Sicherheit. Wir gehen zurück.« Hunter drehte sich um und begann sich zu entfernen.
    Bevor Homer ihm folgte, betrachtete er aufmerksam das Tor, ja lehnte sich gegen das kühle Metall in der Hoffnung, ebenfalls einen Gesprächsfetzen zu erhaschen. Doch er vernahm nichts als Stille.
    Und plötzlich begriff Homer, dass er dem Brigadier nicht glaubte. Wer auch immer jener Feind war, der die Station erobert hatte, er verhielt sich jedenfalls völlig unverständlich. Wozu hatten sie die hermetische Sperre betätigt? Um sich vor zwei Menschen zu schützen? Was waren das für Banditen, die mit irgendwelchen Bewaffneten in

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