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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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Farbe, und ihre Spritzer flogen sogar bis in jene Ecke, in der Sascha stand. Sie löschte ihre Lampe, hielt den Atem an und ging leise weiter.
    Spuren von Einschüssen und Splittereinschlägen an den Wänden am Ausgang der Rolltreppe deuteten darauf hin, dass hier Menschen gewesen waren. Doch schon wenige Schritte weiter herrschten andere Wesen. Aus den getrockneten Kothaufen und den überall verstreuten, abgenagten Knochen und Hautfetzen schloss Sascha, dass sie sich mitten in einer Höhle befand, die von wilden Tieren bewohnt wurde.
    Sie verdeckte die Augen vor dem sengenden Licht und ging auf den Ausgang zu. Je näher sie der Lichtquelle kam, desto tiefer wurde die Finsternis in den entfernten Winkeln der riesigen Halle, die sie durchschritt. Sie gewöhnte sich also allmählich an das Licht, verlor dadurch jedoch ihr Gespür für die Dunkelheit.
    Umgestürzte Kioske, Haufen aus unvorstellbarem Müll und alte, ausgeweidete technische Geräte füllten die anschließenden Säle. Offenbar hatten die Menschen diese Räume der Pawelezkaja als Umschlagplatz genutzt, um alles noch Brauchbare aus der Umgebung zu lagern -bis eines Tages stärkere Kreaturen sie von hier verdrängt hatten.
    Zuweilen glaubte Sascha in den dunklen Ecken eine kaum wahrnehmbare Regung zu vernehmen, doch schob sie das auf ihre zunehmende Blindheit. Die dort nistende Finsternis war bereits zu dicht, als dass sie in den Müllbergen die Silhouetten schlafender Ungeheuer hätte entdecken können.
    Ein gleichförmig wimmernder Luftzug übertönte das schwere Atmen, und Sascha bemerkte es erst, als sie nur wenige Meter an einem leicht schwankenden Haufen vorbeiging. Sie blieb reglos stehen, horchte angestrengt und starrte auf die Konturen eines umgestürzten Kiosks. Dort, zwischen dessen Bruchstücken, entdeckte sie einen seltsamen Buckel - und erstarrte.
    Der Hügel, in dem das Häuschen begraben war, atmete.
    Auch fast alle anderen Haufen um sie herum schwankten gleichmäßig. Um sicherzugehen, knipste Sascha ihre Lampe wieder an und richtete sie auf einen der Haufen. Der fahle Lichtstrahl traf auf eine faltige, weiße Haut, lief über einen gigantischen Rumpf und zerfiel, ohne an den Rand desselben zu gelangen. Es war ein Artgenosse jener Chimäre, die Sascha beinahe umgebracht hätte - nur um einiges größer.
    Die Kreaturen befanden sich in einer eigenartigen Starre und schienen sie nicht zu bemerken. Plötzlich grunzte eines der Tiere auf, atmete geräuschvoll durch die schrägen Schlitze seiner Nüstern wieder ein, begann sich zu regen .
    Hastig steckte Sascha die Lampe weg und eilte davon. Jeder Schritt durch dieses unheimliche Lager kostete sie äußerste Überwindung: Je weiter sie sich vom Eingang zur Metro entfernte, desto dichter lagen die Chimären beieinander und desto schwieriger wurde es, einen Weg an ihren Körpern vorbei zu finden.
    Doch es war zu spät umzukehren. Und im Augenblick interessierte Sascha auch nicht mehr, wie sie je wieder zur Metro zurückkam für sie zählte nur noch, sich unbemerkt an diesen Wesen vorbeizuschleichen, hinauszukommen, sich umzusehen, zu spüren . Wenn sie nur nicht erwachten, wenn sie sie nur hinausließen . Einen Rückweg benötigte sie nicht.
    Sie wagte es kaum zu atmen, ja sie versuchte nicht zu denken - vielleicht hörten sie das - und näherte sich langsam dem Ausgang. Eine zerborstene Bodenfliese knarzte verräterisch unter ihren Stiefeln. Noch ein falscher Schritt, ein zufälliges Rascheln, und sie würden erwachen und sie augenblicklich in Stücke reißen.
    Sascha wurde den Gedanken nicht los, dass sie erst kürzlich, vielleicht gestern oder sogar heute, genauso zwischen schlafenden Ungeheuern umhergeirrt war - zumindest kam ihr dieses Gefühl aus irgendeinem Grund bekannt vor. Plötzlich hielt sie inne. Sascha wusste: Manchmal kann man einen fremden Blick im Nacken spüren. Und obwohl diese Kreaturen gar keine Augen hatten, war das, womit sie den Raum um sich herum abtasteten, noch viel deutlicher zu spüren als jedes noch so aufdringliche Starren. Sie hätte sich nicht umdrehen müssen, um zu begreifen, dass eines der Tiere hinter ihr erwacht war und nun seinen schweren Kopf auf sie gerichtet hatte. Doch sie tat es - sie drehte sich um. Das Mädchen war verschwunden, aber Homer war die Lust vergangen, sie zu suchen. Überhaupt war ihm nun alles egal.
    Hatte das Tagebuch des Funkers wenigstens noch einen Funken Hoffnung gelassen, dass die Krankheit den Alten verschonen würde, so hatte Hunter

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