Metro2033
angelaufen. >Ihre Dokumente, bitte. < Ich zeig meinen Pass mit dem Stempel unserer Station. Den schauen sie sich ganz genau an und fragen: >Und Ihr Passierschein, wo ist der?< Ich erstaunt: >Was für ein Passierschein?< Und da stellt sich heraus, dass man ohne Passierschein die Station gar nicht betreten darf. Am Ende des Tunnels steht ein Tischchen, da haben sie ihr Büro. Zuerst wirst du überprüft, dann bekommst du, wenn alles in Ordnung ist, einen Passierschein. Einen Amtsschimmel haben sie da ... Wie ich den Tisch übersehen konnte, weiß ich nicht. Warum haben diese Idioten mich nicht aufgehalten? Aber versuch das mal der Patrouille zu erklären. Vor mir steht dieser kurz geschorene Trottel im Tarnanzug und sagt: >Durchgeschlüpft bist du, hast dich durchgemogelt, still und heimlich !< Blättert weiter in meinem Pass, bis er plötzlich einen kleinen Stempel von der Sokolniki entdeckt. Da hab ich früher gewohnt, die Sokolniki. Sieht der also den Stempel, und schon schießt ihm das Blut in die Augen. Wie ein gereizter Stier reißt er seine Kalaschnikow von der Schulter und brüllt: >Hände hinter den Kopf, Arschloch!< Tadellose Ausbildung, das merkt man sofort. Er packt mich am Kragen und zieht mich durch die ganze Station - zum Kontrollpunkt im Übergang, wo der Stationsvorsteher sitzt. Dann brummt er: >Warte<, nach dem Motto: Ich brauch nur die Erlaubnis vom Chef, dann stell ich dich an die Wand, du Aufklärer. Mir wird ganz anders. Ich versuch es mit Argumenten: >Wieso Aufklärer? Ich bin Geschäftsmann! Da, ich hab Tee dabei, von der WDNCh.< Worauf er mir antwortet, dass er mir mit dem Tee gleich das Maul stopft und mit dem Gewehr nachschiebt, damit noch mehr reinpasst. Ich merke, dass ich nicht besonders überzeugend wirke, und wenn seine Führung ihm jetzt grünes Licht gibt, führt er mich zu Meter 200, stellt mich mit dem Gesicht zu den Rohren und macht mir zwei zusätzliche Löcher in den Kopf. Ist laut Kriegsrecht ganz legal. Blöd gelaufen, denke ich. Jedenfalls, als wir beim Kontrollpunkt ankommen, geht der Penner sich beraten. Ich schau mir seinen Vorgesetzten an - und mir fällt ein Stein vom Herzen: Das ist doch tatsächlich Paschka Fedotow, ein Klassenkamerad von mir! Wir sind nach der Schule noch lange Freunde gewesen und haben uns dann aus den Augen verloren ...«
»Alter Sack! Richtig Angst gemacht hast du mir! Und ich dachte schon, das war's, die hätten dich umgelegt«, bemerkte Andrej grinsend, und alle, die um das Feuer bei Meter 450 saßen, brachen in Gelächter aus.
Pjotr Andrejewitsch warf Andrej zuerst noch einen wütenden Blick zu, doch dann konnte auch er sich ein Lächeln nicht verkneifen. Das Gelächter rollte den Tunnel entlang und brachte irgendwo in der Tiefe ein verzerrtes Echo hervor, ein kaum definierbares, reichlich unheimliches Ächzen. Sogleich verstummten alle wieder und lauschten.
Aus der Tiefe des Tunnels, von Norden her, waren nun wieder die gleichen verdächtigen Geräusche zu hören: ein Rascheln und leichte Trippelschritte.
Andrej reagierte natürlich als Erster. Er bedeutete den anderen zu schweigen. Dann griff er nach seinem Sturmgewehr und erhob sich. Langsam entsicherte er, lud durch und entfernte sich lautlos vom Feuer. An die Wand des Tunnels gedrückt, drang er immer weiter in die Tiefe vor. Auch Artjom stand auf. Er brannte darauf zu sehen, was er da vorhin hatte entwischen lassen, doch Andrej drehte sich um und zischte ihm wütend etwas zu.
Das Gewehr im Anschlag, blieb er dann an der Stelle stehen, wo sich das Dunkel zu verdichten begann, legte sich auf den Bauch und rief: »Licht her!«
Einer seiner Leute hielt einen leistungsstarken Akku-Strahler bereit, den die Elektriker der Station aus einem alten Autoscheinwerfer gebaut hatten. Er drückte einen Knopf - ein grellweißer Lichtstrahl schnitt sich durch die Dunkelheit. Eine Sekunde lang entriss er der Finsternis eine undeutliche Silhouette. Dann jagte etwas Kleines und Unscheinbares Hals über Kopf zurück Richtung Norden. Artjom hielt es nicht mehr aus und schrie aus Leibeskräften: »Nun schieß schon! Es läuft doch weg!«
Aus irgendeinem Grund schoss Andrej nicht. Jetzt erhob sich auch Pjotr Andrejewitsch, das Gewehr schussbereit, und rief: »Andrjucha! Lebst du noch?«
Die Leute, die um das Feuer saßen, flüsterten beunruhigt, man hörte, wie sie ihre Waffen entsicherten.
Endlich erschien Andrej im Licht des Scheinwerfers und klopfte sich die Jacke ab. »Klar lebe ich noch!«, rief er
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