Metro2033
einander vorgestellt zu haben ... Artjom? Sehr angenehm, ich bin Michail Porfirjewitsch. Ja, Porfirjewitsch, ganz recht. Mein Vater hieß Porfiri, ein ungewöhnlicher Name. In der Sowjetzeit fragten uns gewisse Organisationen deswegen sogar aus. Damals waren ja andere Namen in Mode: Wladilen, Stahna und so weiter ... Und woher kommen Sie? Von der WDNCh? Wanetschka und ich kommen von der Barrikadnaja, ich habe früher nicht weit von der Station gelebt.« Der Alte lächelte verlegen. »Wissen Sie, dort stand einmal so ein Hochhaus, direkt neben der Metro ... Aber womöglich wissen Sie gar nicht, was Hochhäuser sind. Wie alt sind Sie, wenn ich fragen darf? Nun ja, das spielt natürlich keine Rolle. Ich hatte eine kleine Zweizimmerwohnung, ziemlich weit oben, mit wunderschönem Blick auf das Stadtzentrum. Nicht groß, aber sehr gemütlich, Eichenparkett natürlich, wie in allen Wohnungen dort, und eine Küche mit Gasherd. Mein Gott, heute denke ich, was für ein Luxus, so ein Gasherd, aber damals wollte ich unbedingt einen elektrischen haben. Allerdings reichten meine Ersparnisse nicht ... Gleich wenn man reinkam, hing rechts an der Wand die Kopie eines Tintoretto-Bildes in einem schönen vergoldeten Rahmen. Und ein echtes Bett gab es da, mit Kissen und Laken, immer sauber, dazu ein großer Arbeitstisch mit so einer Stehlampe mit Federn. Wie hell die leuchtete! Und die Bücherregale gingen bis zur Decke. Ich hatte von meinem Vater eine große Bibliothek geerbt und selbst auch gesammelt, beruflich und aus Interesse ... Aber was erzähle ich Ihnen das alles, das interessiert Sie doch gar nicht, dieses Geschwätz eines alten Mannes. Doch ich muss heute noch daran denken, das fehlt mir einfach sehr, verstehen Sie, besonders der Tisch und die Bücher, und in letzter Zeit sehne ich mich vor allem nach dem Bett. Hier unten muss man natürlich bescheidener sein. An der Barrikadnaja haben wir selbstgebaute Holzpritschen, wissen Sie. Manchmal muss ich auch auf dem Boden schlafen, auf irgendeinem Fetzen. Aber das macht nichts.« Michail Porfirjewitsch deutete auf seine Brust. »Worauf es ankommt, ist innen, nicht außen. Hauptsache, man bleibt im Inneren derselbe. Hauptsache, man hält ein gewisses Niveau. Was die Bedingungen angeht ... Zum Teufel mit ihnen, den Bedingungen! Obwohl nach dem Bett, wissen Sie, besonders ...«Er schwieg nicht eine Minute, und Artjom hörte interessiert zu, obwohl er sich überhaupt nicht vorstellen konnte, wie man in einem Hochhaus wohnte, und wie das war, wenn man einen Blick auf etwas hatte, oder wenn man in wenigen Sekunden oben ankam, weil man nicht die Treppe benutzte, sondern einen Aufzug.
Als Michail Porfirjewitsch für kurze Zeit innehielt, um Luft zu schöpfen, nutzte Artjom die Pause, um das Gespräch in die richtige Bahn zu lenken. Sein Weg führte jetzt wohl oder übel über die Puschkinskaja - oder Hitierowskaja? -, von wo er auf die Tschechowskaja würde umsteigen müssen, um sich dann weiter bis zur Polis durchzuschlagen. Also warf er schnell ein: »Sind das an der Puschkinskaja denn wirklich Faschisten?«
»Was sagen Sie?«, schnaufte der Alte verwirrt. »Faschisten? Tja, wissen Sie, die sind tatsächlich richtig kahl rasiert und tragen diese Armbinden - einfach furchtbar. Über dem Eingang zur Station und auch überall sonst hängt ihr Zeichen: eine schwarze Figur in einem roten Kreis, der von einer Linie durchkreuzt wird. Früher bedeutete das: kein Durchgang. Ich dachte, das sei ein Fehler, es gab einfach zu viele von diesen Zeichen. Und als ich so unvorsichtig war, zu fragen, stellte sich heraus, dass das ihr neues Symbol ist. Es bedeutet, dass für die Schwarzen der Zutritt verboten ist, oder sie selbst sind verboten, jedenfalls irgendeine Idiotie.«
Bei den letzten Worten des alten Mannes zuckte Artjom zusammen. Er warf einen verängstigten Blick auf Michail Porfirjewitsch: »Dort gibt es wirklich Schwarze? Sind sie tatsächlich schon so weit gekommen?« In seinem Kopf wirbelten die Gedanken wie ein durchgedrehtes Karussell: Wie war das möglich? Er war noch nicht einmal eine Woche unterwegs! War die WDNCh etwa schon gefallen, griffen die Schwarzen bereits die Puschkinskaja an, war seine Mission zu Ende? Kam er zu spät, war er gescheitert? War alles umsonst gewesen? Nein, es war unmöglich, es hätte sicher Gerüchte gegeben ...
Michail Porfirjewitsch sah ihn besorgt an, trat einen Schritt zur Seite und fragte vorsichtig: »Welcher Ideologie hängen Sie denn an, wenn ich
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