Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
hinter dem Rücken gefesselt waren? Und das musste er unbedingt, denn er wollte wissen, ob dies tatsächlich der Mensch war, den er vor sich zu haben glaubte, oder nur eine Täuschung. »Die Mütze ...«, lallte Artjom in der Hoffnung, dass jener ihn verstand. Der schwarze Vorhang vor den Augen verschwand, und Artjom sah Hunter vor sich stehen.
    Er hatte sich nicht verändert, seit Artjom zum letzten Mal mit ihm gesprochen hatte, vor langer Zeit, einer halben Ewigkeit. Doch wie war er hierher gekommen? Artjom drehte mühsam den Kopf und blickte sich um. Er befand sich an derselben Station, wo sein Urteil verlesen worden war. Ringsum lagen Tote. Ein paar Lichter rußten noch immer an einem der Lüster vor sich hin, der zweite war erloschen. Hunter hielt die riesige Stetschkin mit dem aufgeschraubten Schalldämpfer und dem Laserzielgerät in der Hand, die Artjom damals so beeindruckt hatte.
    Er sah Artjom aufmerksam an. »Wie geht es dir? Kannst du gehen?«
    »Ja«, erwiderte Artjom großspurig, doch in diesem Moment interessierte ihn etwas ganz anderes. »Sie leben? Hat alles geklappt?«
    Hunter lächelte müde. »Wie du siehst. Danke für deine Hilfe.«
    Artjom schüttelte den Kopf, ihm wurde heiß vor Scham. »Ich habe versagt.«
    »Du hast getan, was du konntest.« Hunter klopfte ihm beruhigend auf die Schulter.
    »Und wie steht es zu Hause? Was ist mit der WDNCh?«
    »Es ist alles in Ordnung, Artjom. Es ist vorbei. Ich konnte den Zugang zum Einsturz bringen, so dass die Schwarzen die Metro nicht mehr betreten können. Wir sind gerettet. Komm jetzt.«
    »Und was ist hier passiert?« Artjom stellte erschrocken fest, dass fast der ganze Saal voller Leichen war. Außer ihren beiden Stimmen war nichts zu hören.
    Hunter blickte ihm fest in die Augen. »Das hat keine Bedeutung. Mach dir deswegen keine Gedanken.« Er hob seinen Sack auf, aus dem das leicht rauchende Armee-Maschinengewehr herausragte. Patronengürtel waren so gut wie keine mehr zu sehen.
    Dann setzte sich der Jäger in Bewegung, und Artjom blieb nichts anderes übrig, als ihm nachzulaufen. Als er sich umsah, erblickte er etwas Neues: Dort, wo der Übergang über die Gleise führte, hingen einige dunkle Gestalten von der Brücke herab.
    Hunter lief schweigend und mit großen Schritten voraus, als hätte er vergessen, dass Artjom sich kaum fortbewegen konnte. So sehr dieser sich auch bemühte, der Abstand zwischen ihnen wuchs und wuchs, und Artjom fürchtete, der Jäger würde einfach verschwinden und ihn an dieser furchtbaren Station zurücklassen, deren Boden mit glitschigem, dunklem Blut bedeckt war. Bin ich das wirklich wert?, fragte sich Artjom. Wiegt mein Leben wirklich genauso viel wie all diese Leben zusammen? Natürlich war er froh, gerettet worden zu sein. Doch all die Menschen, die herumlagen wie Lumpensäcke, zum Teil übereinander, für ewig erstarrt in der Haltung, in der sie von Hunters Kugeln getroffen worden waren - waren sie nur gestorben, damit er leben konnte? Hunter hatte diesen Tausch mit einer Leichtigkeit vollzogen, wie man beim Schach ein paar unwichtige Figuren opfert, um die wichtigen zu retten. Er war ein Spieler, und die Metro war sein Schachbrett - und sämtliche Figuren gehörten ihm, denn er spielte gegen sich selbst. Aber war Artjom etwa eine so wichtige Figur, dass man um seinetwillen so viele andere umbrachte? Von nun an pulsierte dieses Blut, das über den kalten Granit floss, in seinen Adern. Er hatte es getrunken, es den anderen genommen, um seine eigene Existenz fortzusetzen. Nun würde ihm nie wieder richtig warm werden ...
    Er zwang sich, schneller zu laufen, um Hunter einzuholen und ihn zu fragen, ob er sich künftig an jedem noch so warmen Feuer genauso kalt und einsam vorkommen würde wie in einer klirrenden Winternacht an einem verlassenen Zwischenhalt, doch Hunter war inzwischen schon weit vorausgelaufen. Vielleicht gelang es Artjom deshalb nicht, ihn einzuholen, weil dieser auf allen vieren und mit dem Geschick eines Tieres vorwärts stürmte. Seine Bewegungen erinnerten Artjom unangenehm an ... einen Hund? Nein, eher an ... eine Ratte. Mein Gott! Artjom kam ein furchtbarer Verdacht, und er erschrak zutiefst über seine Worte, die wie von selbst aus ihm herausbrachen: »Sind Sie ... eine Ratte?«
    »Nein«, ertönte die Antwort. »Die Ratte bist du. Du bist eine feige Ratte!«
    »Feige Ratte!«, wiederholte jemand direkt über seinem Ohr und räusperte sich geräuschvoll.
    Artjom schüttelte den Kopf und

Weitere Kostenlose Bücher