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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bedauerte sogleich, dass er dies getan hatte: War dort zuvor nur ein dumpf nagender Schmerz zu spüren gewesen, so bewirkte die heftige Bewegung, dass er förmlich explodierte. Artjom verlor die Beherrschung über seinen Körper, stürzte nach vorne - und stieß mit brennender Stirn gegen kühlen Stahl. Die Oberfläche war gerippt und drückte unangenehm gegen den Schädelknochen, doch kühlte sie das entzündete Fleisch, und Artjom verharrte eine Zeit lang in dieser Position, unfähig, sich zu etwas anderem zu entschließen. Nachdem er Atem geschöpft hatte, versuchte er vorsichtig sein linkes Auge zu öffnen.
    Er saß auf dem Boden, die Stirn gegen ein Gitter gedrückt, das bis zur Decke ging und von beiden Seiten den Raum unter dem niedrigen, engen Bogen einer Station begrenzte. Geradeaus sah er in den Mittelsaal hinein, hinter ihm lag einer der Bahnsteige. Sämtliche Bögen in der Nähe - sowohl auf der gegenüberliegenden als auch, wie es schien, auf seiner Seite - waren zu Zellen umfunktioniert worden, und in jeder saßen ein paar Menschen. Diese Station war das völlige Gegenteil derjenigen, auf der man ihn verurteilt hatte. Dort hatte eine gewisse Eleganz geherrscht, die Station war leicht, luftig und geräumig gewesen, mit schlanken Säulen, breiten und hoch ausgreifenden Bögen. Trotz der düsteren Beleuchtung und den Schmierereien an den Wänden hatte sie einem Bankettsaal geglichen. Hier jedoch war alles trostlos und bedrückend: sowohl die niedrige, tunnelartig runde, gerade mal mannshohe Decke, als auch die massiven, groben Säulen, die breiter waren als ihre Zwischenräume. Zudem standen sie noch nach vorne heraus, und genau dort hatte man Gitter aus dicken, verschweißten Bewehrungsstäben angebracht. Die Decke war so niedrig, dass Artjom sie leicht mit den Händen hätte berühren können - wären diese nicht hinter dem Rücken mit Draht gefesselt gewesen.
    In der winzigen Zelle befanden sich neben Artjom noch zwei weitere Häftlinge. Einer lag auf dem Boden, das Gesicht in einen Kleiderhaufen gedrückt, und gab von Zeit zu Zeit ein kurzes, dumpfes Stöhnen von sich. Der andere, ein schwarzäugiger, unrasierter Mann mit braunen Haaren, hockte daneben, an die Marmorwand gelehnt, und musterte Artjom mit lebhaftem Interesse.
    Draußen schlenderten zwei kräftige Kerle in Tarnkleidung und mit den bereits bekannten Baretts auf dem Kopf entlang. Einer von ihnen hielt einen riesigen Hund an einer Leine, die er sich um die Hand gewickelt hatte, und wies ihn von Zeit zu Zeit zurecht. Sie waren es wohl gewesen, die Artjom aufgeweckt hatten.
    Es war ein Traum gewesen. Ein Traum. Sie würden ihn hängen.
    Artjom schielte zu dem Dunklen hinüber. »Wie spät ist es?«, lallte er mit angeschwollener Zunge.
    »Halb zehn«, erwiderte der andere. Er sprach denselben kehligen Dialekt, den Artjom in Kitai-gorod gehört hatte. »Abends.«
    Halb zehn. Zweieinhalb Stunden bis zwölf. Und dann noch fünf bis ... zur Prozedur. Siebeneinhalb Stunden. Nein, während Artjom nachgedacht und gerechnet hatte, waren es bereits weniger geworden.
    Früher hatte er manchmal versucht sich vorzustellen, was ein zum Tode Verurteilter in der Nacht vor der Hinrichtung fühlte, woran er dachte. Angst? Hass auf seine Henker? Reue?
    In ihm war nur Leere. Sein Herz schlug schwer, die Schläfen pochten, und in seinem Mund sammelte sich immer wieder Blut. Es schmeckte nach nassem, rostigem Eisen. Oder roch das feuchte Metall nach frischem Blut?
    Sie würden ihn hängen. Ihn töten. Er würde aufhören zu existieren. Es gelang ihm nicht, sich dessen wirklich bewusst zu werden, es sich vorzustellen.
    Jeder weiß, dass der Tod unausweichlich ist. In der Metro war der Tod etwas Alltägliches, doch auch hier glaubte man, dass einem selbst schon nichts passieren würde, die Kugeln einen anderen treffen würden, die Krankheit einen verschonen würde. Und das Alter war noch so fern, dass jemand wie Artjom daran nicht zu denken brauchte. Man konnte schließlich nicht ständig im Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit leben. Man musste es einfach vergessen, und wenn einem dann trotzdem solche Gedanken kamen, musste man sie vertreiben, sie ersticken, damit sie keine Wurzeln schlugen, nicht wucherten, ihre giftigen Sporen einem das Leben nicht zur Hölle machten. Man durfte nicht daran denken, dass man irgendwann sterben musste, andernfalls konnte man den Verstand verlieren. Nur eines bewahrt den Menschen vor dem Wahnsinn: die Ungewissheit. Das Leben eines

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