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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nachkommen sollten. Artjom hob das Gewehr, stieß die Glastür auf und schlüpfte hinaus. Obwohl der Stalker ihnen befohlen hatte, jedem seiner Schritte genau zu folgen und auf keinen Fall zurückzubleiben, war Artjom unfähig, dieser Anweisung zu folgen: Der Himmel war völlig anders als damals. Anstatt eines grenzenlosen, durchsichtig-blauen Raumes hingen dicke graue Wolken über ihnen, und aus dieser watteartigen Decke fielen Regentropfen. Ein kalter, böiger Wind blies ihnen entgegen, den Artjom sogar durch den Stoff des Schutzanzugs spürte.
    Rechts, links, vor ihnen - überall war unermesslich, überwältigend viel Platz. Ergriffen betrachtete Artjom diese unüberschaubare Weite und fühlte zugleich eine seltsame Beklemmung. Einige Augenblicke lang wäre er am liebsten wieder in das Stationsgebäude der Borowizkaja zurückgekehrt, unter die Erde, geschützt von nahen Wänden, umhüllt von der Sicherheit und Geborgenheit eines geschlossenen, begrenzten Raumes. Um dieses bedrückende Gefühl loszuwerden, richtete er seinen Blick auf die umstehenden Gebäude.
    Die Sonne war bereits untergegangen, die Stadt versank in schmutzigem Zwielicht. Die halb zerstörten und von saurem Regen zerfressenen Skelette der niedrigen Wohnhäuser starrten ihn durch die leeren Augenhöhlen ihrer eingeschlagenen Fenster an.
    Die Stadt ... Ein düsterer und doch herrlicher Anblick. Wie in Trance sah sich Artjom nach allen Seiten um, ohne auf irgendwelche Zurufe zu achten. Endlich konnte er die Wirklichkeit mit seinen Träumen und den verschwommenen Erinnerungen seiner Kindheit vergleichen.
    Neben ihm stand - ebenfalls völlig reglos - Danila. Auch er war offenbar noch nie oben gewesen.
    Als Letzter verließ Nummer zehn die Eingangshalle. Um Artjom abzulenken, klopfte er ihm auf die Schulter und deutete auf die in der Ferne aufragende Silhouette einer großen Kathedrale, die sich weiter rechts befand. »Schau auf das Kreuz«, tönte seine Stimme durch die Filter der Gasmaske.
    Zuerst bemerkte Artjom nichts Besonderes. Nicht einmal das Kreuz auf der großen Kuppel konnte er erkennen. Erst als sich mit einem langgezogenen, markerschütternden Schrei ein riesiger Schatten von dem Querbalken löste und in die Luft erhob, begriff er, was Nummer zehn meinte. Mit wenigen Flügelschlägen stieg das Monster in die Höhe und begann in weiten Kreisen zu segeln - auf der Suche nach Beute.
    »Sie haben da oben ihr Nest. Direkt auf der Christ-Erlöser-Kathedrale«, erklärte Nummer zehn.
    Dicht an der Mauer entlang bewegten sie sich vorwärts zum Eingang der Bibliothek. Melnik war stets einige Schritte voraus, während Nummer zehn etwas zurückblieb und nach hinten Deckung gab. Während sie sich einer Statue - ein Mann in einem Sessel - näherten, waren beide Stalker damit beschäftigt, die Umgebung zu beobachten.
    Artjom versetzte der Anblick des Denkmals einen heftigen Schlag. Plötzlich sah er völlig klar. Ein Teil seines gestrigen Traumes kam ihm wieder zu Bewusstsein, doch nun erschien es gar nicht mehr wie ein Traum. Die Säulenreihe der Bibliothek hatte in seiner Vorstellung haargenau so ausgesehen wie jetzt. Ob der Kreml ebenfalls seiner Vision entsprach?
    Niemand achtete auf Artjom, nicht einmal Danila - er war weiter hinten zurückgeblieben, bei Nummer zehn.
    Jetzt oder nie!
    Artjoms Hals war trocken, und in seinen Schläfen pochte das Blut.
    Der Stern auf dem Turm war tatsächlich hell erleuchtet... »He, Artjom. Artjom!« Jemand schüttelte seine Schulter.
    Artjoms Bewusstsein löste sich nur langsam aus der Erstarrung. Das grelle Licht einer Taschenlampe schlug ihm in die Augen. Artjom blinzelte und hielt sich die Hand vor das Gesicht. Er saß auf dem Boden, gegen das steinerne Podest des Denkmals gelehnt. Danila und Melnik beugten sich über ihn und sahen ihn besorgt an.
    »Die Pupillen sind verengt«, stellte Melnik fest. Dann drehte er sich verärgert zu Nummer zehn um, der in einiger Entfernung stand und unverwandt die Straße beobachtete. »Wie konntest du das nur verschlafen?«
    »Es gab hinten ein Geräusch, da musste ich aufpassen«, verteidigte sich der Stalker. »Wer hätte gedacht, dass er so schnell ist? In einer Minute fast bis zur Manege. Er wäre weg gewesen, wenn nicht unser Brahmane hier aufgepasst hätte.« Er klopfte Danila anerkennend auf den Rücken.
    »Er leuchtet«, sagte Artjom zu Melnik mit schwacher Stimme. Dann blickte er Danila an. »Er leuchtet.«
    »Ja, das tut er«, erwiderte dieser beruhigend.
    Als Melnik

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