Metro2033
später. In einer halben Stunde geht es los.«
Artjom blinzelte verschlafen mit den Augen und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. »Wohin gehen wir?«
»Zur Kiewskaja. Wenn dort alles in Ordnung ist, geht es weiter über den Ring bis zur Belorusskaja, und von dort zur Majakowskaja. Dann sehen wir weiter. Pack jetzt deine Sachen.«
Der Stalker setzte sich auf einen Hocker in der Ecke, holte aus einer Tasche ein Stück Zeitungspapier und drehte sich damit eine Zigarette. Unter Melniks aufmerksamem Blick fiel Artjom alles immer wieder aus der Hand, und das Packen dauerte doppelt so lange wie gewöhnlich.
Nach zwanzig Minuten war er so weit. Ohne ein Wort zu sagen, erhob sich Melnik, griff nach seiner Tasche und trat hinaus. Artjom sah sich noch einmal um und folgte ihm dann.
Vom Bahnsteig stiegen sie über eine Holzleiter auf die Gleise hinab. Melnik nickte einem der Wachleute zu und betrat den Tunnel. Erst jetzt bemerkte Artjom, dass die Tunneleingänge hier anders angelegt waren als sonst. Auf dem Gleis zur Kiewskaja war etwa die Hälfte des Tunnels von einem betonierten Gefechtsstand mit engen Schießscharten besetzt. Den verbliebenen Durchgang versperrte ein Stahlgitter, vor dem zwei Posten Wache hielten. Melnik wechselte ein paar Worte mit ihnen, worauf einer der beiden das Vorhängeschloss öffnete und das Gitter aufstieß.
An der inneren Tunnelwand zog sich ein mit schwarzem Isolierband umwickeltes Kabel entlang, von dem alle zehn bis fünfzehn Meter schwache Glühbirnen herabhingen. Selbst diese Beleuchtung kam Artjom wie wahrer Luxus vor. Nach etwa dreihundert Metern war das Kabel zu Ende, und hier erwartete sie ein weiterer Posten. Die Wachen der Smolenskaja trugen keine Uniform, sahen aber wesentlich gefährlicher aus als die Soldaten der Polis. Einer davon kannte
Melnik offenbar, denn er nickte ihm zu und ließ sie durch. Am Ende des beleuchteten Abschnitts holte der Stalker eine Taschenlampe heraus und schaltete sie ein.
Sie waren bereits einige hundert Meter gegangen, als sie plötzlich Stimmen hörten und in der Ferne den Widerschein einiger Taschenlampen erblickten. Unmerklich glitt Melniks Kalaschnikow von seiner Schulter und landete in seinen Händen. Artjom folgte seinem Beispiel.
Dies war offenbar der äußerste Wachposten der Smolenskaja. Zwei kräftig gebaute, bewaffnete Männer in warmen Jacken mit Kunstpelzkragen und runden Wollmützen stritten sich mit drei Händlern. Beide hatten sie Nachtsichtgeräte um den Hals hängen. Obwohl zwei der Händler ebenfalls bewaffnet waren, erkannte Artjom sofort, dass sie Kaufleute waren: Die riesigen Ballen mit Altkleidern, die Tunnelkarte in der Hand, dieser besonders durchtriebene Blick - all das hatte er schon oft gesehen. Normalerweise ließ man Händler an allen Stationen ohne Zögern passieren, außer vielleicht an jenen, die zur Hanse gehörten. Doch an der Smolenskaja waren sie offensichtlich nicht willkommen.
»Jetzt mach mal einen Punkt, Mann«, redete einer von ihnen, ein hoch aufgeschossener schnauzbärtiger Mann mit kurzer Jacke, auf den Posten ein. »Die Smolenskaja interessiert uns doch gar nicht. Wir wollen nur vorbei.«
»Wir haben Klamotten dabei«, bekräftigte sein Kollege, ein stämmiger Bursche, dem die borstigen Haare bis über die Augen hingen. »Schauen Sie doch selbst. Wir wollen das in der Polis verkaufen.«
Dann fiel der Dritte ein: »Wir wollen keinen Streit, im Gegenteil. Schau mal, die Jeans hier sind so gut wie neu, deine Größe und Top-Qualität, die kriegst du von mir einfach so.«
Der Wachmann schüttelte schweigend den Kopf und versperrte den Durchgang. Einer der Händler schien dieses Schweigen jedoch als Zustimmung aufzufassen und machte einen Schritt auf ihn zu. Sofort entsicherten beide Posten ihre Gewehre. Melnik und Artjom standen vielleicht fünf Schritt dahinter, und obwohl der Stalker seine Waffe gesenkt hielt, bemerkte Artjom seine Anspannung.
»Stehen bleiben!«, sagte einer der Posten. »Ihr habt fünf Sekunden, um von hier zu verschwinden. An dieser Station gilt eine erhöhte Sicherheitsstufe. Niemand darf hier rein. Fünf, vier...«
»Und wie kommen wir jetzt weiter, etwa wieder zurück, und dann über den Ring?«, rief der Händler aufgebracht. Der andere schüttelte nur niedergeschlagen den Kopf und zog seinen Kollegen mit sich fort. Alle drei hoben sie ihre Säcke auf und entfernten sich wieder.
Melnik wartete eine Minute und gab Artjom ein Zeichen. Dann folgten sie den Händlern auf dem
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