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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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spöttische Intonation des Alten war stählerner Härte gewichen. »Ihr habt Feuerwaffen und Taschenlampen! Teuflische mechanische Spielzeuge! Maschinen zum Töten! Welchen Beweis braucht es noch, um zu begreifen, dass ihr auf dem falschen Weg seid, dass ihr die Feinde des Lebens seid, die Feinde des Großen Wurms?« Er sprang von seinem Stuhl auf und trat an das Gitter. »Ihr und euresgleichen seid an allem schuld!« Er löschte das überhitzte Feuerzeug, und in der Dunkelheit hörte man, wie er auf seine verbrannten Finger blies.
    Dann ertönten neue, zischende und furchterregende Stimmen. Artjom wurde mulmig. Er musste an Tretjak denken, der von einer vergifteten Nadel getötet worden war. »Bitte«, flüsterte er inständig. »Solange es noch nicht zu spät ist! Was bringt Ihnen denn das?«
    Der Alte antwortete nicht.
    Nach einer Minute füllte sich der Raum mit Geräuschen: Nackte Füße tappten über den Beton, jemand atmete heiser, ein anderer sog pfeifend Luft durch die Nase ein. Obwohl Artjom nichts sehen konnte, spürte er, dass es mehrere waren und dass sie ihn alle aufmerksam betrachteten, ihn musterten, beschnüffelten, belauschten.
    »Feuermenschen«, zischte eine Stimme. »Riecht Pulver, riecht Angst. Ein riecht wie Station von anderer Seite. Zwei fremd. Ein, zwei Feinde.«
    »Soll Wartan machen«, ordnete eine andere Stimme an.
    »Mach Feuer«, verlangte jemand.
    Erneut flammte das Feuerzeug auf.
    In dem Raum standen außer dem Alten, in dessen Hand die Flamme loderte, drei kahl rasierte Wilde. Sie hielten sich die Hände vor die Augen. Einen von ihnen, den sehnigen Mann mit Bart, erkannte Artjom wieder. Auch der zweite kam ihm merkwürdig bekannt vor. Er blickte Artjom direkt in die Augen, machte einen Schritt nach vorne und stand nun ganz nah am Gitter. Er roch anders als die anderen: Ein kaum wahrnehmbarer Verwesungsgeruch ging von ihm aus. Seine Augen hielten Artjom gefangen - wie zwei tosende Strudel ließen sie die ganze Welt kreisen, sogen sie in sich hinein. Artjom zuckte zusammen. Jetzt wusste er, wann er dieses Gesicht gesehen hatte. Es war jene Kreatur gewesen, die ihn in der Nacht an der Kiewskaja überfallen hatte.
    Wieder fühlte er sich seltsam gelähmt, doch diesmal war nicht sein Körper, sondern sein Verstand außer Gefecht gesetzt. Seine Gedanken bewegten sich nicht mehr, und er erstarrte. Er hatte jenem Wesen, das nur äußerlich einem Menschen ähnelte und ihn mit seinen Augen verschlang, bereitwillig den Zugang zu seinem Bewusstsein ermöglicht.
    »Durch die Luke ...«, antwortete Artjom gehorsam auf die Fragen, die in seinem Kopf auftauchten. »Die Luke war offen ... Wir wollten den Jungen holen. Antons Sohn. Den sie nachts entführt hatten. Ich bin an allem schuld, ich habe ihm erlaubt, eurer Musik zuzuhören, durch das Rohr ... Ich bin von einer Draisine aus hineingeklettert ... Wir haben es niemandem sonst gesagt... Wir waren zu zweit... Wir haben sie nicht zugemacht...«
    Sich zu widersetzen oder etwas vor dieser lautlosen Stimme, die seinen Bericht einforderte, zu verbergen war völlig unmöglich. Nach einer Minute hatte die Kreatur alles von Artjom erfahren, was sie interessierte. Sie nickte und trat zurück. Das Feuer erlosch. So wie das Gefühl allmählich wieder in seine geschwollenen Hände zurückgekehrt war, spürte Artjom, wie er langsam wieder die Kontrolle über sich selbst erlangte.
    »Wowan, Kulak zurück in Tunnel. Schließt Tür«, befahl eine der Stimmen, vermutlich die des bärtigen Kommandeurs. »Feinde bleiben hier. Dron bewacht Feinde. Morgen Feier, Menschen essen Feinde, beten zu Großer Wurm.« »Was habt ihr mit Oleg gemacht? Was ist mit dem Kind?«, krächzte Artjom ihnen hinterher.
    Es gab einen lauten Knall. Die Tür war zugeschlagen.
    17
    DIE KINDER DES WURMS

Einige Minuten vergingen in völliger Stille. Artjom vermutete, dass man sie allein gelassen hatte, und begann sich erneut zu bewegen, um sich wenigstens aufzusetzen. Beine und Arme waren so fest zusammengebunden, dass sie angeschwollen waren und schmerzten ... Sein Stiefvater hatte ihm einmal erklärt, wenn man einen Druckverband oder einen Schlauch zu lange anlegte, begänne das Gewebe abzusterben. Doch was machte das jetzt noch für einen Unterschied?
    »Feind, lieg still!«, hörte er plötzlich eine Stimme. »Dron spuckt Taubnadel!«
    Artjom erstarrte. »Nein, bitte nicht!« Eine Hoffnung keimte in ihm auf. Vielleicht konnte er ein Gespräch mit seinem Bewacher beginnen und ihn dazu

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