Metro2033
diesem unsichtbaren und unbekannten Feind entgegen. War es denn ein Feind? Seine Knie zitterten derart, dass er nur langsam vorwärts kam. Die Zeit stand auf der Seite des Schreckens. Kalter Schweiß rann über seine Schläfen. Mit jeder Sekunde wurde ihm unheimlicher zumute.
Schließlich, als sich die Schritte bis auf vielleicht drei Meter genähert hatten, hielt er es nicht mehr aus. Stolpernd, fallend, sich wieder aufrappelnd, hetzte er zurück Richtung Station. Doch als er zum dritten Mal fiel, versagten ihm die geschwächten Beine den Dienst, und er begriff, dass der Tod unausweichlich war ...
»... Alles auf dieser Welt ist vom Großen Wurm erschaffen. Einst war die Welt ganz aus Stein, und es gab darin nichts als Stein. Es gab keine Luft, kein Wasser, kein Licht und kein Feuer. Es gab keine Menschen und keine Tiere. Nur toten Stein. Doch dann ließ sich der Große Wurm darin nieder.«
»Aber woher Großer Wurm? Woher kommt? Wer ihn geboren?«
»Unterbrich nicht. Der Große Wurm war immer. Er ließ sich in der Mitte der Welt nieder und sagte: Diese Welt wird mein sein. Sie ist aus hartem Stein, aber ich werde meine Gänge durch sie hindurchnagen. Sie ist kalt, aber ich werde sie mit dem Feuer meines Körpers wärmen. Sie ist dunkel, aber ich werde sie mit dem Licht meiner Augen erhellen. Sie ist tot, aber ich werde sie mit all meinen Geschöpfen besiedeln.«
»Wer Geschöpfe? Was?«
»Die Geschöpfe sind die Tiere, die der Große Wurm aus seinem Leib hervorgebracht hat. Du und ich, wir alle sind seine Geschöpfe. Und dann sagte der Große Wurm: Alles wird so, wie ich gesagt habe, denn diese Welt ist von nun an mein. Und er begann, Gänge zu nagen durch den harten Stein, und der Stein wurde weich in seinem Schoß, Speichel und Saft des Großen Wurms tränkten ihn, und der Stein wurde lebend und begann Pilze hervorzubringen. Und der Große Wurm nagte durch den Stein und ließ ihn durch sich hindurch und tat so Tausende von Jahren, bis seine Gänge durch die ganze Erde gingen.«
»Tausend was? Ein, zwei, drei? Wie viel Tausend?«
»Du hast zehn Finger an den Händen. Und Scharap hat auch zehn - ach nein, er hat zwölf, das geht nicht. Dann eben Grom, er hat auch zehn. Wenn wir dich, Grom und noch so viele Menschen nehmen, dass ihr so viele seid, wie du Finger an den Händen hast, so ist das zehn mal zehn, also hundert. Und Tausend, das ist zehn mal hundert.«
»Viel Finger. Kann nicht zählen.«
»Macht nichts. Jedenfalls, als auf der Erde die Gänge des Großen Wurms entstanden waren, war seine erste Arbeit getan. Da sagte er: Siehe, ich habe tausend mal tausend Gänge in den harten Stein genagt, und der Stein ist zu Krumen zerfallen. Und der Krumen ging durch meinen Leib, und er tränkte sich mit dem Saft meines Lebens und wurde selbst lebend. Früher war alles in der Welt aus Stein, doch nun ist leerer Raum entstanden. Nun gibt es Platz für meine Kinder, die ich gebäre. Und aus seinem Schoß kamen die ersten Geschöpfe, an deren Namen sich heute keiner mehr erinnert. Sie waren groß und stark, und sie glichen dem Großen Wurm. Und der Große Wurm liebte sie. Doch hatten sie nichts zu trinken, denn es gab kein Wasser in der Welt, und sie kamen um vor Durst. Und da trauerte der Große Wurm. Bis dahin war ihm die Trauer unbekannt gewesen, denn es war niemand da gewesen, den er hätte lieben können, und auch die Einsamkeit hatte er noch nicht erfahren. Doch als er neues Leben geschaffen hatte, hatte er es lieben gelernt, und es fiel ihm schwer, sich davon zu trennen. Und da weinte der Große Wurm, und seine Tränen erfüllten die Welt. So entstand das Wasser. Und er sagte: Nun gibt es Platz, um darin zu leben, und Wasser, um es zu trinken. Und die Erde, getränkt mit dem Saft meines Leibes, lebt und wird Pilze hervorbringen. Nun werde ich meine Kinder gebären. Sie werden in den Gängen leben, die ich genagt habe, und meine Tränen trinken und die Pilze essen, die durch den Saft meines Schoßes gewachsen sind. Doch er fürchtete sich, wieder so riesige Geschöpfe zu gebären nach seinem Abbild, denn für sie wären nicht genug Platz und Wasser und Pilze da gewesen. So schuf er zuerst die Flöhe, dann die Ratten, dann die Katzen, dann die Hühner, dann die Hunde, dann die Schweine und schließlich den Menschen. Doch es kam nicht so, wie er geplant hatte: Die Flöhe tranken Blut, die Katzen fraßen die Ratten, die Hunde rissen die Katzen, und der Mensch tötete sie alle und aß sie. Und als der Mensch
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