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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Menschen, die um ihn herumstanden, sahen extrem merkwürdig aus: Sie waren fast völlig nackt, ihre Schädel waren kahl rasiert, und doch schienen sie überhaupt nicht zu frieren. Auf ihre Stirn hatten sie sich die gleiche Wellenlinie gemalt, die Anton und er im Tunnel gesehen hatten. Sie waren kleinwüchsig und machten keinen besonders gesunden Eindruck, doch trotz ihrer eingefallenen Wangen und der erdfarbenen Haut strahlten sie eine ungeheure Kraft aus. Artjom musste daran denken, mit welcher Mühe Melnik den verletzten Nummer zehn getragen hatte. Wie schnell hatten diese Wesen sie im Vergleich dazu zur Station gebracht!
    Fast alle trugen ein langes, schmales Rohr bei sich. Als Artjom genauer hinsah, begriff er: Es waren Plastikrohre, wie man sie zur Verlegung und Isolation von elektrischen Kabelbäumen benutzte. Von den Gürteln der Leute hingen riesige Bajonette herab, wie Artjom sie von älteren Kalaschnikows kannte.
    All diese merkwürdigen Gestalten waren etwa gleich alt, keiner von ihnen über dreißig.
    Eine Zeit lang betrachteten sie die Gefangenen schweigend, dann sagte einer von ihnen, der Einzige, dessen Schlangenlinie rot war und der einen Bart trug: »Gut. Ich froh. Feinde von Großer Wurm. Maschinenmenschen. Böse Menschen, zartes Fleisch. Großer Wurm zufrieden. Scharap, Wowan mutig. Ich bringe Maschinenmenschen in Kerker, mache Verhör. Morgen Feier. Alle guten Menschen essen Feinde. Wowan, welche Nadel? Taubnadel?«
    »Ja, Taubnadel«, bestätigte ein sehniger Mann mit einer blauen Linie auf der Stirn.
    »Taubnadel gut«, lobte der Bärtige. »Fleisch geht nicht kaputt. Wowan, Scharap, nimm Feinde, bringt mit mir in Kerker.«
    Wieder verwischte das Bild, und das Licht begann sich zu entfernen. Neue Stimmen waren zu hören, jemand äußerte mit unartikulierten Lauten seine Begeisterung, ein anderer heulte mitleiderregend, und dann ertönte wieder jenes Singen, tief, kaum wahrnehmbar, bedrohlich. Es klang tatsächlich wie der Gesang von Untoten, und Artjom musste an die Gerüchte denken, die sich um den Park Pobedy rankten ... Dann legte man ihn wieder ab, neben ihm schlug Anton auf, und bald darauf verlor er das Bewusstsein.
    Etwas stieß ihn an, redete auf ihn ein, endlich aufzustehen. Er streckte sich, schaltete die Taschenlampe an, deckte sie mit einer Hand ab, damit das Licht die verschlafenen Augen nicht blendete, blickte sich in dem Zelt um - wo war sein Gewehr? - und trat dann hinaus. Er hatte sich so sehr nach seinem Zuhause gesehnt, dass er sich jetzt, da er wieder an der WDNCh war, überhaupt nicht darüber freuen konnte.
    Die Decke war völlig verrußt, die Zelte von Kugeln durchsiebt und verlassen, und schwerer Brandgeruch hing in der Luft. Hier war etwas Furchtbares geschehen - die Station unterschied sich auf erschreckende Weise von dem Bild, an das er sich erinnerte. In der Ferne, wahrscheinlich in dem Übergang am anderen Ende der Plattform, schrie jemand wie am Spieß.
    Das spärliche Licht der beiden Notlampen drang nur mühsam durch die trägen Rauchschwaden. Es war niemand zu sehen außer einem kleinen Mädchen, das neben einem Zelt auf dem Boden spielte. Artjom wollte es fragen, was hier geschehen war, wohin die anderen verschwunden waren, doch als es ihn erblickte, begann es laut zu weinen, und so ließ er es in Ruhe.
    Die Tunnel. Die Tunnel von der WDNCh zum Botanischen Garten. Wenn die Bewohner seiner Station irgendwohin gegangen waren, so nur dorthin, diesem verfluchten Ort entgegen. Andere wären ins Zentrum geflohen, zur Hanse, doch seine Leute hätten ihn und das kleine Mädchen niemals zurückgelassen.
    Artjom sprang auf die Gleise und lief auf die schwarze Öffnung zu. Keine Waffe, ohne Waffe ist es gefährlich, dachte er. Doch er hatte nichts zu verlieren, und außerdem musste er die Lage erkunden. Vielleicht hatten die Schwarzen die Verteidigung durchbrochen. Dann lag alle Hoffnung auf ihm - er musste die Wahrheit in Erfahrung bringen und die südlichen Verbündeten informieren.
    Die Dunkelheit brach schlagartig über ihn herein, und mit ihr die Angst. Artjom konnte überhaupt nichts sehen, doch dafür drang etwas an sein Ohr: ein widerliches Schmatzen. Erneut bedauerte Artjom, dass er unbewaffnet war, doch nun war es zu spät zurückzuweichen.
    Aus der Ferne näherten sich Schritte. Sie kamen ihm entgegen, wenn er vorwärts ging, und verharrten, wenn er stehen blieb. Das war ihm schon einmal passiert, wann, wusste er nicht mehr. Mit zunehmendem Entsetzen ging er

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