Metropolis brennt
Tunnelwandung nicht berührte, der dabei entstehende Andruck hätte die darin sitzenden Fahrgäste jedoch zerquetscht oder zumindest sehr unangenehm in die Sitze gedrückt.
Norman schaute durch die Sichtscheibe der vorderen Trenntür und konnte auch in den nächsten Abteilen keinen Mitreisenden erblicken. Als er sich umwandte, bemerkte er, daß er in das letzte der Mittelabteile gestiegen war und hinter ihm schon die Waggons für die minderprivilegierten Blau- und Gelblinge begannen. Er sah in dem großen Waggon mit den einfachen querstehenden, plastiküberzogenen Polsterbänken nur wenige Menschen. Gleich hinter der Trennscheibe erblickte er ein Pärchen, das mit umeinandergelegten Armen mitten auf dem schmalen Gang stand und schmuste. Norman sah interessiert genauer hin; er selbst hatte keine Partnerin. Die beiden drängten sich immer heftiger aneinander, und die gelben Ärmel des Mannes glitten immer erregter und schneller am Rücken der jungen Frau entlang.
Plötzlich drückte sich der ihren Rücken umhüllende Stoff des blauen Coveralls fest gegen die Trennscheibe, und ihr dunkles, langes Haar verteilte sich in einem Halbkreis an der Scheibe. Sie löste sich aus der Umarmung und nestelte vorne an ihrer Kleidung, und auch der junge Mann, von dem er nur gelegentlich die Schultern erkennen konnte, hatte seine Arme hinter ihrem Rücken hervorgezogen. Jetzt schlang er sie aber wieder fest um ihre Schultern und drückte mit seinen Handrücken gegen die Scheibe. Norman sah, wie sich der kleine, feste Po der Technikerin rhythmisch mit dem blauen Anzugstoff platt gegen die Trenntür preßte. Angewidert betätigte er den Schalter für die vollständige Polarisie rung des in der Doppelscheibe flimmernden Gases. Das letz te, was er durch die sich schnell verdunkelnde Scheibe bewußt wahrnahm, war die ungewöhnliche Nummer auf dem Rücken der Frau: 3-3-3-3. In aller Öffentlichkeit – wie Tie re, dachte er.
Er zog den kleinen Prospekt, den er zu den Sens-O-disks bekommen hatte, aus der Brusttasche und wollte sich die Abbildungen darin betrachten, aber dazu kam er nicht mehr. Eine schlecht modulierte Computerstimme bedeutete ihm, daß sein Fahrtziel in dreißig Sekunden erreicht sein würde. Er steckte den Prospekt zurück und wartete, bis die kaum spürbare Verzögerungsphase vorbei war. Die Außentür des Kompartments rollte zur Seite, und er stand auf und betrat den hell erleuchteten Bahnsteig. Er sah mehrere Bläulinge aussteigen und betrat gemeinsam mit ihnen die Liftplattform, die sie auf das Straßenniveau emporhob.
Oben angekommen, blickte er nur kurz über die leere ehemalige Parkfläche, rückte seine Gasmaske zurecht und schritt zielstrebig unter den nur diffus durch den Smog schimmernden Flutlichtlampen nach Hause.
Er war noch drei Straßenzüge von seinem Apartment entfernt, als plötzlich aus einer Eingangsnische zwei Blocks vor ihm eine graue Gestalt hervortrat und langsam auf ihn zuging. Graue Kleidung war für diese vornehme Wohngegend mehr als ungewöhnlich. Dieser Mann mußte ein Fremder sein – und er kam immer weiter auf ihn zu, mit hinter dem Rücken verschränkten Armen.
Ein Stadt-Ranger, fuhr es Norman durch den Kopf, ein Stadt-Ranger, der hier einbrechen wollte und den er nun überrascht hatte. Hastig fingerte er unter seinem Cape in einer der weiten Taschen des Coveralls nach dem Schriller, während der Ranger immer näher kam.
Schließlich bekam er die kleine Pistole zu fassen, zog sie hervor und richtete sie auf den Angreifer. Als dieser aber nur kurz zögerte und dann schnelleren Schrittes auf ihn zukam, zog Norman den Arm mit der Waffe wieder an sich. Er wuß te, daß Lähmgas bei einem
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