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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Hol­zi­mi­tat ver­klei­de­ten Bar und goß sich das Glas zu ei­nem Drit­tel voll. Dann ließ er ei­ne Co­la-Ta­blet­te in das Glas plat­schen und füll­te mit So­da aus dem Wand­hahn auf. Er ließ sich wie­der quer auf die Pols­ter fal­len, so ge­konnt, daß er nichts von dem Mix ver­schüt­te­te, und be­ob­ach­te­te ver­sun­ken die von der Ta­blet­te an die Ober­flä­che der Flüs­sig­keit per­len­den Bla­sen. Durch das kon­kav nach in­nen ge­bo­ge­ne Glas sah die Sze­ne­rie auf dem recht­e­cki­gen Schirm des Ti­Vi noch un­wirk­li­cher aus als sonst.
    Nor­man merk­te, wie ein­sam er in Wirk­lich­keit war. Al­lein in sei­nem Apart­ment, vor dem Ti­Vi lie­gend und vor sich in den um das Glas ge­krümm­ten Hän­den das per­len­de Ge­bräu. An je­der ein­zel­nen Per­le konn­te er sei­ne Ein­sam­keit ab­zäh­len – bis in die Un­end­lich­keit. Al­le Men­schen des aus­ge­hen­den zwan­zigs­ten Jahr­hun­derts wa­ren ein­sam – Ge­mein­sam­keit, Zu­trau­en, Ver­trau­en, Lie­be konn­te in die­ser kal­ten Welt nicht ge­dei­hen. Die­se Wor­te stan­den noch im Com­pu-Du­den, einen Sinn er­füll­ten sie aber schon lan­ge nicht mehr.
    Al­les nur Phra­sen! In die­ser Tech­no­lo­gie-Ge­sell­schaft gab es nur ei­nes: funk­tio­nie­ren. Funk­tio­nie­ren für das Wohl des Staa­tes, egal, wie hoch ‚man auf der Tritt­lei­ter des Er­folgs stand. Ja, auf dem Dach, viel­leicht auf dem Dach. Er aber war noch et­li­che Spros­sen da­von ent­fernt und wuß­te, daß er nie, nie ganz nach oben kom­men wür­de.
    Und was war mit den vie­len Hun­dert­tau­sen­den, den vie­len Mil­lio­nen, die noch nicht ein­mal die un­ters­te Spros­se die­ser Lei­ter er­klom­men hat­ten? Was war mit ih­nen? Wa­ren sie ge­nau­so ein­sam wie er, als ein­zel­ner mit im star­ken Wind flat­tern­den Haa­ren, ge­fan­gen dort oben auf sei­ner Spros­se und nur furcht­sam hin­abbli­ckend? Oder wärm­ten sie sich ge­gen­sei­tig, die Mil­lio­nen? Mit ih­ren stin­ken­den Aus­düns­tun­gen, ih­rem Ar­beiter­schweiß, die in den gel­ben und blau­en und auch die in den grau­en Co­ver­alls. Die, die sich kei­nen so ex­klu­si­ven Sens-O-ma­ten leis­ten konn­ten, ei­ne Ero­tik-Li­zenz schon gar nicht, und die nur ein­mal im Mo­nat in das Dorf fah­ren konn­ten.
    Ja, er funk­tio­nier­te auch nur, funk­tio­nier­te wie sie. Am Ta­ge acht Stun­den ar­bei­ten, dann staat­lich ver­ord­ne­te Er­ho­lung, um am nächs­ten Tag wie­der fit für die Ar­beit zu sein. Das reich­te ge­ra­de für ihn, aber was ta­ten die Gräu­lin­ge, die Tag für Tag Schwer­ar­beit leis­te­ten, um sich wie­der zu er­ho­len? Hat­ten sie das Ge­heim­nis ent­deckt? War es die Lie­be, die sie stark mach­te, am nächs­ten Tag wie­der den aus­sichts­lo­sen Kampf ge­gen den Zwang auf­zu­neh­men, der sie ein gan­zes Le­ben ver­fol­gen wür­de? Nor­man be­zwei­fel­te es. Al­les, was er bis­her über Gräu­lin­ge ge­lernt hat­te, deu­te­te eher auf das Ge­gen­teil. Er muß­te an das Paar im Zug den­ken … Viel­leicht doch? Für die­se Mi­nu­ten hät­te er ger­ne ein gel­bes Ca­pe über­ge­streift und sein ei­ge­nes in den Staub ge­tre­ten. Das war et­was an­de­res als käuf­li­che kör­per­li­che Lie­be …
    Nor­man schreck­te hoch, sei­ne Fin­ger wa­ren naß, er hat­te sich das hal­be Glas über die zit­tern­den Hän­de ge­kippt. Er muß­te sich zu­sam­men­neh­men, sol­che ket­ze­ri­schen Ge­dan­ken wa­ren nicht gut für ihn. Er stand auf, trank das Glas mit ei­nem Schluck leer und wisch­te sich dann die Hän­de an ei­nem Tuch ab. Er mix­te sich einen neu­en Co­la-Whis­ky-Drink und zog ei­ne Schub­la­de aus ei­nem un­ter der Bar an­ge­brach­ten Wand­schrank. Er fand ei­ne sei­ner Trig­ger-23- Ta­blet­ten und krön­te sei­nen Drink mit der Dro­ge. Dann wühl­te er die drei Sens-O-disks aus sei­nem im Flur hän­gen­den Co­ver­all und steck­te die qua­dra­ti­schen Kris­tall­spei­cher­plat­ten in das Be­reit­schafts­fach des Sens-O-ma­ten; die Ein­schal­tung wür­de au­to­ma­tisch er­fol­gen, so­bald er im Schlaf den Be­ta-Wel­len­be­reich er­reich­te. Er zog sich aus, zerr­te die dün­ne De­cke aus dem Wand­fach und leg­te sich nackt auf die

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