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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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nur mit Funk­aus­weis durch, und ich hab so’n Ding eben nicht. Kei­ner von uns hat so’n Ding. Je­der von uns Arm­leuch­tern hier un­ten weiß doch, was die Dea­ler für ’nen Funk­aus­weis ver­lan­gen. Das kann man in zwei Le­ben nicht be­zah­len.“
    Zel­ter hockt sich hin und wirft jetzt zum ers­ten Mal einen Blick auf das Vi­deo­ge­rät, wo ge­ra­de der Förs­ter vom Sil­ber­wald im Rah­men der Ol­dies but Gol­dies- Rei­he läuft und mil­der Wind das Laub ei­nes Hai­nes aus den fünf­zi­ger Jah­ren des vo­ri­gen Jahr­hun­derts zum Ra­scheln bringt.
    Pi­ke spuckt aus. „Dann mach doch die Au­gen zu, wenn dir un­se­re Ge­sich­ter nicht pas­sen. Du gehst mir auf die Ner­ven. Hau doch ab. Steig doch rauf zum Hang und klopf an das Tor. Viel­leicht schmei­ßen die dir ’ne Pin­kel-Schnal­le über die Mau­er, nur um dich los­zu­wer­den.“
    Zel­ter ist be­lei­digt. Das sagt er auch laut und deut­lich. Tod, Gorch und Pi­ke hö­ren sei­nem Ge­ze­ter ei­ne Wei­le zu, bis Pi­ke schließ­lich ihr rost­frei­es Brot­mes­ser zur Hand nimmt und ei­ne be­zeich­nen­de Ges­te macht. Der sanf­te Wink wird ver­stan­den, und Zel­ter ent­fernt sich lei­se schimp­fend. Mit hoch­ge­zo­ge­nen Schul­tern und die Hän­de in den Ta­schen schlen­dert er hin­über zur Rui­ne des Ver­si­che­rungs­ge­bäu­des, zu den Frau­en, die brei­te Fleisch­strei­fen von dem Hun­de­bra­ten ab­schnei­den und sich über die Be­woh­ner des na­hen Müll­con­tai­ners lus­tig ma­chen, aus dem noch im­mer Stöh­nen und Äch­zen dringt.
    Die lär­men­de Mu­sik aus Zel­ters Fah­rer­haus reißt un­ver­mit­telt ab. Ra­dio Eis­frei­es Grön­land ver­brei­tet die neues­ten Nach­rich­ten über die fei­nen Pin­kel, die hin­ter ih­rer elek­tro­ni­schen Mau­er hocken, ent­lang der Berg­hän­ge über dem Tal re­si­die­ren und das Trei­ben der zwie­lich­ti­gen Prols in den Trüm­mer­stra­ßen mit lei­sem Grau­sen ver­fol­gen. Von den Tür­men aus, von de­nen manch­mal in der Nacht er­stick­te Schreie er­klin­gen.
    Mit hal­b­em Ohr hört Pi­ke zu, wel­che neu­en Teu­fe­lei­en die Pin­kel aus­ge­brü­tet ha­ben, und sieht im Vi­deo, daß der Förs­ter und sein groß­bu­si­ges Ma­derl im Dirndl­kleid dem Hap­py-End zu­steu­ern.
    „Den Förs­ter “, sagt Tod ir­ri­tiert, „hat’s die­se Wo­che doch schon fünf­mal ge­ge­ben. Him­mel, neun­zig Pro­zent die­ses mie­sen Pro­gramms be­steht aus Wie­der­ho­lun­gen. Wenn ich Ge­büh­ren­zah­ler wä­re, wür­de ich mich glatt schwarz är­gern.“
    Gorch schluckt zwei Ku­bik­zen­ti­me­ter Schnaps hin­un­ter. „So kannst du dich als Schwarz­se­her im­mer­hin ge­büh­rend freu­en.“
    Drü­ben am Ver­si­che­rungs­ge­bäu­de ent­wi­ckelt sich zwi­schen Zel­ter und den Frau­en ein hef­ti­ger Streit. Das Stöh­nen aus dem Müll­con­tai­ner, in dem sich ei­ne aus der Lü­ne­bur­ger Hei­de ver­trie­be­ne Land­kom­mu­ne breit­macht, hat nach­ge­las­sen. Pi­ke wird al­les so lang­sam zu bunt. Als sich Tod und Gorch über die frag­wür­di­gen Vor­zü­ge von Mu­tan­ten­hüh­nern zu un­ter­hal­ten be­gin­nen und Tod schließ­lich ver­dros­sen das Stan­dard­werk zu die­sem The­ma – Hahns Mu­ta­ti­on und Hüh­ner­hal­tung – aus sei­nem Bier­faß her­vor­kramt, streift Pi­ke ih­re San­da­let­ten über und ver­schwin­det vom Wup­pe­ru­fer.
    In der Fer­ne zieht sich ein dün­nes grau­es Band über den Ho­ri­zont. Bald wird es hell wer­den. Selbst hier tief un­ten im Tal.
    Tem­pe­ra­tur und Luft­druck am Nord­pol von Io sind un­ver­än­dert. Ei­ne Wol­ke aus Schwe­fel­di­oxyd hängt hoch über dem Kai­ser-Wil­helm-Vul­kan. Sie sieht aus wie ein Re­gen­schirm. In ei­ner Mul­de am Fuß des Kra­ters hat sich ein See aus schwef­li­ger La­va ge­bil­det. Das Wet­ter ist gut. We­der mit Wind noch mit Re­gen oder Ha­gel ist zu rech­nen. Ein wohl­tu­end be­stän­di­ges Kli­ma. Al­ler­dings oh­ne Nut­zen für die ab­ge­schnit­te­nen Pio­nie­re von der Raum­fahrt­be­hör­de.
    Im Ost­teil der Ba­sis Prinz von Hum­buck fin­det un­ter dem Bei­fall der Ra­dio­astro­no­men und des be­rausch­ten War­tungs­per­so­nals ei­ne Ver­stei­ge­rung statt. Die por­no­gra­fi­sche

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