Metropolis brennt
Assh-hassis noch niemals als Viren betrachtet“, sagte Saton. „Wenn wir nach Istinogurzibeshilaha zurückkehren und das unserem Volk mitteilen, werden sie sehr belustigt sein.“
„Oh, Sie werden nie mehr nach dort zurückkehren“, sagte Kater. „Niemand verläßt Dansson jemals wieder.“
„Warum nicht?“
Er lächelte. „Sie werden es sehen. Sie werden viel zu glücklich sein, um an eine Rückkehr zu denken.“
Sie lachten immer noch, als sie sich von ihm verabschiedeten, dem besten Freund, den sie auf der Welt hatten.
„Das war eine sehr komische Bemerkung“, sagte Corbis, während sie ihm zum Abschied freundlich zuwinkten. „Ich meine, daß bestimmte Teile Danssons den niederen Ablegern der Menschheit vorbehalten sind – das ist ja fast so wie in einem Zoo, nur daß eben die Bewohner die Käfige nicht sehen.“
„Wären die Assh-hassi denn nicht fürchterlich wütend, wenn sie die Wahrheit herausbekommen würden?“ sagte Saton kichernd. Dann wandten sie sich Arm in Arm um und betraten den riesigen scharlachroten Käfig.
Andreas Brandhorst
Mondsturmzeit
Als Mayda geboren wurde, waren ihre Hände rot wie Rubin, und Blut tropfte aus winzigen Wunden in ihrer Haut. Es benetzte den Boden des Heims. Einige Probitter wichen erschrocken zurück, denn sie hielten es für ein böses Omen. Die Heimsprecher jedoch stimmten einen Lobgesang an. Sie interpretierten dieses Zeichen als einen Hinweis auf große Kraft und Fruchtbarkeit. Ein Mädchen war geboren worden, vielleicht eine zukünftige Mehrmutter. Sie feierten.
Als Mayda drei Zyklen alt war, war sie größer als die anderen Kinder ihres Alters. Mit vier Zyklen wies sie alle Anzeichen einer Außenweltlerin auf, und die Heimsprecher erhoben ihre klagenden Stimmen und trauerten um den bevorstehenden Verlust einer potentiellen Gebärenden. Mit sechs Zyklen holten die anderen Kinder Mayda wieder ein, was Größe und Körperstatur betraf. Mit acht Zyklen war Mayda zierlicher und sensibler als ihre Altersgenossen. Und mit zehn Zyklen wurde ihre Andersartigkeit immer deutlicher. Sie war noch so klein und zierlich wie mit sechs oder sieben Zyklen. Sie hatte gelbe Augen und gelbe Haare. Und ihre Bittstimme war fast so stark wie die eines Probitters. Manchmal war sie sogar stärker …
Ernter prüften die Beschaffenheit der Schimmelpilze, die Wände und Decke bedeckten. Als sie mit dem Ergebnis ihrer Untersuchung zufrieden waren, begannen sie, die oberste Schicht vorsichtig abzukratzen und in mitgeführten Sammelbehältern unterzubringen. Der Glanz der Schimmelpilze verstärkte sich daraufhin, denn die dicke Proteinschicht verwandelte den Schimmer in matte Dämmerung. Mayda blieb einen Augenblick stehen und sah zu. Sie lauschte dem Gesang der Ernter und Sammler, und sie vernahm auch den sanften Schattenhauch der Bittstimmen. Freund an ihrer Seite zischelte und drängte sich an sie. Sie beugte sich nieder.
„Du bist unruhig“, stellte sie fest. „Warum?“ Die Laufschnecke, eine Tochter des Heims, zischte erneut. Es war ein Laut des Unbehagens. Sie kroch um ihre Beine. Mayda streichelte die zitternden Augenknospen. „Nein, keine Angst. Es ist alles in Ordnung. Komm, gehen wir weiter.“
Sofort sprang Freund vorwärts. Mayda folgte ihm durch die Wölbtunnel des Heims. Manchmal strichen ihre Hände liebevoll über die Innenfasern, und sie nahm Wärme und Zuneigung wahr.
Diese Sympathie, dachte sie ein wenig melancholisch, ist ungeteilt und voraussetzungslos.
Einige der Ernter und Sammler unterbrachen ihre Tätigkeit und blickten der jungen Innenweltlerin nach. Sie alle kannten Mayda. Zu oft schon hatte es Zwischenfalle gegeben.
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