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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Assh-has­sis noch nie­mals als Vi­ren be­trach­tet“, sag­te Sa­ton. „Wenn wir nach Is­ti­no­gur­zi­bes­hil­aha zu­rück­keh­ren und das un­se­rem Volk mit­tei­len, wer­den sie sehr be­lus­tigt sein.“
    „Oh, Sie wer­den nie mehr nach dort zu­rück­keh­ren“, sag­te Ka­ter. „Nie­mand ver­läßt Dans­son je­mals wie­der.“
    „Warum nicht?“
    Er lä­chel­te. „Sie wer­den es se­hen. Sie wer­den viel zu glück­lich sein, um an ei­ne Rück­kehr zu den­ken.“
    Sie lach­ten im­mer noch, als sie sich von ihm ver­ab­schie­de­ten, dem bes­ten Freund, den sie auf der Welt hat­ten.
    „Das war ei­ne sehr ko­mi­sche Be­mer­kung“, sag­te Cor­bis, wäh­rend sie ihm zum Ab­schied freund­lich zu­wink­ten. „Ich mei­ne, daß be­stimm­te Tei­le Dans­sons den nie­de­ren Ab­le­gern der Mensch­heit vor­be­hal­ten sind – das ist ja fast so wie in ei­nem Zoo, nur daß eben die Be­woh­ner die Kä­fi­ge nicht se­hen.“
    „Wä­ren die Assh-has­si denn nicht fürch­ter­lich wü­tend, wenn sie die Wahr­heit her­aus­be­kom­men wür­den?“ sag­te Sa­ton ki­chernd. Dann wand­ten sie sich Arm in Arm um und be­tra­ten den rie­si­gen schar­lach­ro­ten Kä­fig.

 
Andreas Brandhorst
Mond­sturm­zeit
     
    Als May­da ge­bo­ren wur­de, wa­ren ih­re Hän­de rot wie Ru­bin, und Blut tropf­te aus win­zi­gen Wun­den in ih­rer Haut. Es be­netz­te den Bo­den des Heims. Ei­ni­ge Pro­bit­ter wi­chen er­schro­cken zu­rück, denn sie hiel­ten es für ein bö­ses Omen. Die Heim­spre­cher je­doch stimm­ten einen Lob­ge­sang an. Sie in­ter­pre­tier­ten die­ses Zei­chen als einen Hin­weis auf große Kraft und Frucht­bar­keit. Ein Mäd­chen war ge­bo­ren wor­den, viel­leicht ei­ne zu­künf­ti­ge Mehr­mut­ter. Sie fei­er­ten.
    Als May­da drei Zy­klen alt war, war sie grö­ßer als die an­de­ren Kin­der ih­res Al­ters. Mit vier Zy­klen wies sie al­le An­zei­chen ei­ner Au­ßen­welt­le­rin auf, und die Heim­spre­cher er­ho­ben ih­re kla­gen­den Stim­men und trau­er­ten um den be­vor­ste­hen­den Ver­lust ei­ner po­ten­ti­el­len Ge­bä­ren­den. Mit sechs Zy­klen hol­ten die an­de­ren Kin­der May­da wie­der ein, was Grö­ße und Kör­per­sta­tur be­traf. Mit acht Zy­klen war May­da zier­li­cher und sen­si­bler als ih­re Al­ters­ge­nos­sen. Und mit zehn Zy­klen wur­de ih­re An­ders­ar­tig­keit im­mer deut­li­cher. Sie war noch so klein und zier­lich wie mit sechs oder sie­ben Zy­klen. Sie hat­te gel­be Au­gen und gel­be Haa­re. Und ih­re Bitt­stim­me war fast so stark wie die ei­nes Pro­bit­ters. Manch­mal war sie so­gar stär­ker …
     
    Ern­ter prüf­ten die Be­schaf­fen­heit der Schim­mel­pil­ze, die Wän­de und De­cke be­deck­ten. Als sie mit dem Er­geb­nis ih­rer Un­ter­su­chung zu­frie­den wa­ren, be­gan­nen sie, die obers­te Schicht vor­sich­tig ab­zu­krat­zen und in mit­ge­führ­ten Sam­mel­be­häl­tern un­ter­zu­brin­gen. Der Glanz der Schim­mel­pil­ze ver­stärk­te sich dar­auf­hin, denn die di­cke Pro­te­in­schicht ver­wan­del­te den Schim­mer in mat­te Däm­me­rung. May­da blieb einen Au­gen­blick ste­hen und sah zu. Sie lausch­te dem Ge­sang der Ern­ter und Samm­ler, und sie ver­nahm auch den sanf­ten Schat­ten­hauch der Bitt­stim­men. Freund an ih­rer Sei­te zi­schel­te und dräng­te sich an sie. Sie beug­te sich nie­der.
    „Du bist un­ru­hig“, stell­te sie fest. „Warum?“ Die Lauf­schne­cke, ei­ne Toch­ter des Heims, zisch­te er­neut. Es war ein Laut des Un­be­ha­gens. Sie kroch um ih­re Bei­ne. May­da strei­chel­te die zit­tern­den Au­gen­knos­pen. „Nein, kei­ne Angst. Es ist al­les in Ord­nung. Komm, ge­hen wir wei­ter.“
    So­fort sprang Freund vor­wärts. May­da folg­te ihm durch die Wölb­tun­nel des Heims. Manch­mal stri­chen ih­re Hän­de lie­be­voll über die In­nen­fa­sern, und sie nahm Wär­me und Zu­nei­gung wahr.
    Die­se Sym­pa­thie, dach­te sie ein we­nig me­lan­cho­lisch, ist un­ge­teilt und vor­aus­set­zungs­los.
    Ei­ni­ge der Ern­ter und Samm­ler un­ter­bra­chen ih­re Tä­tig­keit und blick­ten der jun­gen In­nen­welt­le­rin nach. Sie al­le kann­ten May­da. Zu oft schon hat­te es Zwi­schen­fal­le ge­ge­ben.

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