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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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lach­ten.
    „Komm, Freund. Wahr­schein­lich stö­ren wir auch hier.“ Sie ver­lie­ßen die Kal­bungs­zo­nen. Und kurz dar­auf er­reich­ten sie die den Mehr­müt­tern vor­be­hal­te­nen Re­gio­nen des Heims. Hier war der Licht­schim­mer der Schim­mel­pil­ze weich und sanft. Bar­den spiel­ten auf trans­por­ta­blen Ner­ven­knos­pen. Die Klän­ge hall­ten wie Win­de aus Zärt­lich­keit durch die Wölb­kor­ri­do­re. May­da hat­te ih­re Wirk­li­che Mut­ter rasch ge­fun­den. Sie war ur­alt, viel­leicht neun­zig Zy­klen, viel­leicht mehr. Ihr Kör­per war nun auf­ge­quol­len. Si­cher konn­te sie nur noch we­ni­ge Ma­le ge­bä­ren, aber sie hat­te der In­nen- und Au­ßen­welt vie­le Ma­le neu­es Le­ben ge­schenkt. Sie war ei­ne der bes­ten Mehr­müt­ter des Heims, und man wür­de ihr auch lan­ge nach ih­rem Tod ein eh­ren­des An­den­ken be­wah­ren.
    Sie war blind.
    „Ich bin es, May­da. Kannst du mich hö­ren, Wirk­lich­mut­ter?“
    „Ah“, sag­te sie. „May­da. Ja, ich er­in­ne­re mich. O ja, rot wie Ru­bin. Wie alt bist du jetzt?“
    „Fast elf Zy­klen. Bald wird die Ent­schei­dung fal­len.“ Die Hän­de der Wirk­lich­mut­ter stri­chen zart und sanft über den Kör­per May­das, glit­ten un­ter den Kilt und prüf­ten die Sta­tur.
    „Du bist zart wie ei­ne In­nen­welt­le­rin, viel­leicht noch zar­ter und zer­brech­li­cher. Du bist für ein Le­ben im Drau­ßen nicht ge­schaf­fen. Dei­ne Hei­mat ist hier, Toch­ter. Und wer weiß … viel­leicht wirst du auch ein­mal ei­ne Mehr­mut­ter wie ich. Ich wür­de mich freu­en.“
    Ich auch, dach­te May­da. Dann aber fiel es ihr wie­der ein: gel­be Au­gen, gel­bes Haar, pe­ri­odi­scher Aus­schlag, der feh­len­de klei­ne Fin­ger an ih­rer lin­ken Hand. Und die Aus­brü­che. Nein, sie konn­te nie­mals zu ei­ner Mehr­mut­ter wer­den. Die Angst der Po­ten­ti­ell­vä­ter, ähn­li­che Kin­der zu zeu­gen, war zu groß. Sie wür­de ein­sam blei­ben. Ein­sa­mer viel­leicht noch, als sie es oh­ne­hin schon war. Ih­re Wirk­lich­mut­ter war die ein­zi­ge, die ihr kei­ne Ab­leh­nung ent­ge­gen­brach­te. Aber sie war auch blind. Sie konn­te die Ma­le nicht se­hen.
    „Warum bist du ge­kom­men?“ frag­te die Mehr­mut­ter lei­se.
    Sie brauch­te einen Rat. Sie muß­te sich ent­schei­den, bald. Ent­we­der die In­nen- oder die Au­ßen­welt.
    „Du bist mei­ne Wirk­lich­mut­ter. Du hast mir das Le­ben ge­ge­ben.
    Aber du hast mir da­mit auch ei­ne schwe­re Last auf­er­legt.“ Sie ent­schloß sich da­zu, der Mehr­mut­ter zu sa­gen, wie ih­re Toch­ter war. Ih­re Wirk­lich­mut­ter lausch­te den Wor­ten May das, ru­hig, oh­ne ein An­zei­chen von Ab­leh­nung. Dann er­tön­ten hin­ter May­da ei­li­ge Schrit­te. Sie dreh­te sich um. Ei­ne Heb­am­me. Und das Ge­sicht des Zier­lich­man­nes war wü­tend, em­pört und ent­schlos­sen.
    „Wie kannst du es wa­gen?“ brach­te er müh­sam be­herrscht her­vor, pack­te die Schul­ter und riß sie von der Mehr­mut­ter fort. Die Heim­sym­bi­on­ten, die an den Hüf­ten der Heb­am­me kleb­ten, hat­ten sich rot ver­färbt, Zei­chen sei­ner Er­re­gung. Ei­ne Heb­am­me war nie der Bitt­stim­me mäch­tig. Aber mit Hil­fe der Heim­sym­bi­on­ten konn­te er sich mit dem Stoff­wech­sel­sys­tem ei­ner Mehr­mut­ter ver­bin­den und so die ru­di­men­tä­re Ge­dan­ken­stim­me der Lei­bes­frucht ver­neh­men und fest­stel­len, ob mit dem noch nicht Ge­bo­re­nen et­was nicht in Ord­nung war. „Ei­ne Mehr­mut­ter zu be­läs­ti­gen, ahr­ja !“
    „Es ist mei­ne Wirk­li­che Mut­ter!“ rief May­da. Sie wehr­te sich. Die Heim­sym­bi­on­ten ver­stärk­ten die Kraft des Zier­lich­man­nes.
    „Dei­ne Wirk­lich­mut­ter, ha!“ mach­te die Heb­am­me. „Wohl­mög­lich in­fi­zierst du ih­re Lei­bes­frucht mit dei­nen Ma­len !“ Hohl­dor­ne der Sym­bi­on­ten zit­ter­ten May­das Haut ent­ge­gen und bohr­ten sich schmerz­los in ih­re Po­ren. May­da er­starr­te. Die­se Straf­maß­nah­me war bru­tal und un­nö­tig hart. Und sie ver­fehl­te ih­ren Zweck. Sie ver­ur­sach­te ganz et­was an­de­res. May­da ver­nahm die Stim­me des Heims eben­so wie die Ge­dan­ken der Heb­am­me. Ers­te­res war ein

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