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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Glau­be ich. Aber wir sind noch zu weit ent­fernt.“
    May­da be­trach­te­te den Con­tra­bit­ter. Es war selt­sam. Sie spür­te die Kraft der Bitt­stim­me in sei­nem In­nern. Aber die Pro­bit­ter und Heim­spre­cher der In­nen­welt wa­ren sehr viel men­tal­stär­ker. Das war ein Phä­no­men des Drau­ßen: Nur we­ni­ge Au­ßen­welt­ler wa­ren der Bitt­stim­me mäch­tig. Und die, die sie be­herrsch­ten, wa­ren ver­gleichs­wei­se schwach. Sie ver­such­te, den kur­z­en Ge­dan­ken­kon­takt wie­der zu lö­sen, aber et­was hielt sie fest und dräng­te sie zur Sei­te.
    May­da stöhn­te.
    Tscher­lan wand­te sich zu ihr um. „Et­was nicht in Ord­nung?“ Ihr Ge­sicht war blaß. Und in den gel­ben Au­gen schim­mer­te ein ei­gen­ar­ti­ger Glanz. Der Wind­ma­cher im Heck des Boo­tes zeich­ne­te mit bei­den Hän­den ein Seg­nungs­zei­chen in die Luft. „May­da, was hast du?“ Er um­faß­te ih­re Schul­tern. Sie rea­gier­te nicht auf ihn. Ih­re Lip­pen be­weg­ten sich und for­mu­lier­ten ton­lo­se Lau­te.
    Sie sah einen Schat­ten. Et­was Dunkles, das sich un­auf­halt­sam nä­her schob. Sie­ben Leucht­schei­ben, die über die Wol­ken­bän­ke klet­ter­ten und sich weit oben am Him­mel ver­ei­nig­ten.
    „Ge … fahr.“ Lei­se, kaum ver­ständ­lich. „Ge … fahr … es kommt ei­ne Zeit … da al­les …“
    „Wir be­rüh­ren die äu­ßers­ten Aus­läu­fer der Düs­ter­bank!“ rief Le­ta aus dem Aus­guck. Sie hielt die Net­ze be­reit. Sie hat­te die Ver­än­de­rung May­das nicht be­merkt. Der Con­tra­bit­ter wich zu­rück.
    „Es war ein Feh­ler, Tscher­lan“, stöhn­te er. Die Heim­toch­ter zit­ter­te un­ru­hig. „Ein Feh­ler, hörst du. Die Wei­sen ha­ben recht. Ein bö­ses Omen. Wir …“
    Tscher­lan schlug ihm mit der fla­chen Hand ins Ge­sicht.
    „Bist du ein aber­gläu­bi­sches Kind oder ein Mann, Con­tra­bit­ter?“
    May­das Au­gen­li­der flat­ter­ten, ihr Blick klär­te sich. Ver­wirrt sah sie sich um und be­merk­te die ner­vö­sen Bli­cke, die auf sie ge­rich­tet wa­ren. „Was …? Ich …“ Tscher­lan nahm sie für einen Au­gen­blick in die Ar­me. Drau­ßen husch­ten dunkle Schlie­ren vor­bei. Die Sicht reich­te nur noch ein knap­pes Dut­zend Me­ter. „Al­les in Ord­nung, mei­ne Klei­ne.“
    „Ich ha­be et­was ge­se­hen. Ei­ne Ge­fahr.“ Sie riß die Au­gen auf. „Viel­leicht war es das, wo­vor uns dein Bru­der war­nen woll­te. Viel­leicht hat er es auch ge­se­hen.“
    „Was?“ In Tscher­lans Au­gen leuch­te­te In­ter­es­se auf. „ Was hast du ge­se­hen?“
    Der Con­tra­bit­ter schrie auf, und der Amorph­kör­per des Plank­ton­lo­ka­li­sie­rers ver­färb­te sich. Drei Düs­ter­schat­ten schnell­ten sich dem Him­mels­fal­ken ent­ge­gen. Über ih­nen knirsch­te et­was. Ein kur­z­er, gel­len­der Schrei.
    „Luft­haie!“ rief der Con­tra­bit­ter und kon­zen­trier­te sich. May­da blick­te em­por. Der Aus­guck war leer. Die Schutz­pla­nen wa­ren zer­ris­sen und blut­be­fleckt. Ihr wur­de übel.
    „Es hat Le­ta er­wi­scht!“ rief Tscher­lan und griff nach der Arm­brust. Ein zwei­ter Schat­ten tauch­te auf, und der Jä­ger be­tä­tig­te so­fort den Ab­zug. Ein Bol­zen aus ge­schlif­fe­ner Hart­bor­ke bohr­te sich in den Leib des Luft­hais. Zi­schen, als tra­gen­des Was­ser­stoff­gas aus dem Bläh­kör­per ent­wich. Der Hai stürz­te in die Tie­fe. Sei­ne Spitz­zäh­ne fun­kel­ten im Schein des Le­bens­lichts wie glit­zern­de Ju­we­len. Tscher­lan be­gann am Mast em­por­zu­klet­tern.
    „Ich … schaf­fe es nicht“, stöhn­te der Con­tra­bit­ter im Bug. „Et­was blo­ckiert mich.“ Er dreh­te sich um. Sei­ne Au­gen wa­ren vor An­stren­gung ge­rötet. „Sie ist es! Sie saugt die Kraft zur Ab­wehr des Luft­fein­des aus mir her­aus. Die Wei­sen ha­ben recht. Sie ist ein bö­ses Omen …!“
    Ein drit­ter Luft­hai tauch­te di­rekt vor dem Bug des Him­mels­fal­ken auf. Ei­ne star­ke Er­schüt­te­rung. Spitz­zäh­ne, die Luft­kno­chen bra­chen und Ro­chen­haut­pla­nen zer­ris­sen, sich in den lin­ken Arm des Con­tra­bit­ters bohr­ten. Der Au­ßen­welt­ler schrie. Tscher­lan lud durch und feu­er­te in ra­scher Fol­ge meh­re­re Bol­zen ab.

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