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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Wär­me schenkt“, in­to­nier­te er und neig­te kurz den Kopf. „Ein neu­er Tag. Mö­ge er er­folg­reich sein.“ Sie schrit­ten wei­ter, an Bork­hü­geln vor­bei, die mit ei­ner Pa­ti­na aus glit­zern­dem Rauh­reif be­deckt wa­ren, an Mul­den, in de­nen Eis schim­mer­te, an Groß­pilz­pflan­zun­gen, die ih­ren ei­ge­nen Lu­mi­nes­zenz­schim­mer er­zeug­ten. Mal war die Bor­ke zu ih­ren Fü­ßen dick und dun­kel, dann wie­der hell und so dünn, daß man die dar­un­ter­lie­gen­den Exis­tenzadern des Heims er­ken­nen konn­te. May­da sah die Zisch­po­ren, die sie bis­her nur vom Hö­ren­sa­gen ge­kannt hat­te: win­zi­ge Öff­nun­gen im Leib des Heims, aus de­nen fri­sche Warm­luft nach Au­ßen­welt drif­te­te.
    „Hier sind es nur we­ni­ge“, sag­te Tscher­lan la­chend, als er ih­re Ver­wun­de­rung be­merk­te. „Du müß­test mal die Zisch­po­ren wei­ter drü­ben bei den Steu­e­rern se­hen. Da wür­dest du stau­nen! Sie sind wich­tig für die Steue­rung des Heims und die Sta­bi­li­tät der At­mo­sphä­re.“
    „Ich weiß“, sag­te May­da. Tscher­lan hob über­rascht die Au­gen­brau­en und lach­te. Sein La­chen war so an­ste­ckend, daß May­da nach kur­z­em Zö­gern eben­falls ki­cher­te, zum ers­ten Mal seit Ta­gen.
    „Na al­so, so ge­fällst du mir schon bes­ser.“
    Pilz- und Tul­pen­wäl­der blie­ben schließ­lich hin­ter ih­nen zu­rück, und der Ho­ri­zont des Heims kam nä­her. Die Stim­me des Win­des ver­stärk­te ihr Wis­pern und Flüs­tern. Manch­mal zerr­ten Böen an May­das zier­li­cher Ge­stalt, und dann klam­mer­te sie sich fes­ter an Tscher­lan, um nicht da­von­ge­schleu­dert zu wer­den. In den Schupp­zo­nen kratz­ten in di­cke Ro­chen­pel­ze gehüll­te Män­ner die to­te Au­ßen­bor­ke ab, da­mit die Re­ge­ne­ra­ti­on des Heims er­leich­tert wur­de. Aus den großen, dün­nen Schup­pen moch­ten in ge­schick­ter Ar­beit neue Hohl­boo­te wer­den, mit de­nen Fän­ger und Jä­ger hin­aus­flo­gen in die Wol­ken­re­gio­nen, auf der Su­che nach Wol­ken­ro­chen, Him­mels­plank­ton oder den nahr­haf­ten Krill­schwär­men. Jen­seits der Schupp­flä­chen, na­he am Ho­ri­zont, rag­ten die Fest­stäm­me von Glatt­nar­zis­sen in die Hö­he. Sie wa­ren fest in der Au­ßen­bor­ke ver­an­kert, und selbst die stärks­ten Böen des Hö­hen­win­des ver­moch­ten sie nicht dar­aus zu lö­sen. Mit Tau­en aus ge­floch­te­nen Fa­sern wa­ren ei­ni­ge Hohl­boo­te dar­an be­fes­tigt. Lang­sam und sanft trie­ben sie hin und her, be­reit, auf Fahrt zu ge­hen.
    „Ho!“ rief Tscher­lan schon von wei­tem, und die Stim­men an­de­rer Män­ner ant­wor­te­ten ihm so­fort. „Ho, Tscher­lan! Wir ha­ben schon auf dich ge­war­tet.“
    „Das ist mei­ne Be­sat­zung“, sag­te Tscher­lan und wink­te. „Die Be­sat­zung des Him­mels­fal­ken.“ Das Lä­cheln May­das ver­flüch­tig­te sich, als sie den Män­nern nä­her ka­men und sie in ih­re Ge­sich­ter blick­te. Spie­gel­te sich erst Freu­de dar­in, so wich sie Auf­merk­sam­keit und dunklen Schat­ten, als sie Tscher­lans Be­glei­te­rin er­kann­ten. May­da sah sich um. Zu Tscher­lans Fang­grup­pe ge­hör­ten ein Wind­ma­cher, ein Con­tra­bit­ter, ein Plank­ton­lo­ka­li­sie­rer – ei­ne Heim­toch­ter aus den Kalb­be­rei­chen der In­nen­welt, von den Kal­bern ei­gens für die Auf­ga­be vor­ge­se­hen, Plank­ton zu lo­ka­li­sie­ren –, ei­ne Netz­wer­fe­rin und Tscher­lan selbst, ein er­fah­re­ner Jä­ger.
    „Ist al­les be­reit?“ frag­te er und schob sein Ge­sicht in den Wind. Er schnüf­fel­te. Al­les in Ord­nung. Der Duft war sta­bil. Gut­wet­ter für einen Fang­flug.
    „Ja.“ Die Ant­wort kam zö­gernd. Der Wind­ma­cher deu­te­te auf das leuch­tend ro­te Seg­nungs­mal am Rumpf des Hohl­boo­tes, das sich über sei­nem Kopf im Wind wieg­te. „Der Wei­se war hier und hat sei­nen Se­gen aus­ge­spro­chen.“ Wie­der das Zö­gern. „Al­ler­dings wuß­te er nicht … willst du sie mit­neh­men?“
    „Wen? May­da? Ach so … ja, na­tür­lich. Sie muß viel ler­nen. Und Wis­sen aus ers­ter Hand ist wert­voll. Au­ßer­dem ist sie der Bitt­stim­me mäch­tig. Viel­leicht kann sie uns

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