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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Neu­es Was­ser­stoff­gas wur­de in die un­zer­stör­ten Luft­kno­chen ge­lei­tet. Der Auf­trieb des Hohl­boo­tes nahm zu. Se­kun­den reih­ten sich an­ein­an­der, wur­den zu Mi­nu­ten, dann Stun­den. Fins­ter­nis kroch über den Him­mel, als das Le­bens­licht jen­seits der Wol­ken­bän­ke ver­sank. Viel­lich­ter glüh­ten auf, fla­ckernd, kalt, fern. Der Him­mels­fal­ke ge­wann wie­der an Hö­he und trieb durch die ver­schie­de­nen Luft­strö­mun­gen. Ir­gend­wo wei­ter oben war das Heim. Und die Stim­me, die May­da zu­rück­rief.
    „Ja“, mur­mel­te sie, und ih­re Au­gen wa­ren noch im­mer ge­schlos­sen. „Ich kom­me.“
    Der Wind­ma­cher er­wach­te aus sei­nem Ko­ma und kau­er­te sich ängst­lich und furcht­sam an die Ver­stre­bun­gen. Kurz dar­auf kam auch Tscher­lan wie­der zu sich. Vor­sich­tig be­rühr­te er May­da. Sie rea­gier­te nicht dar­auf.
    Sie sah das Bild zum drit­ten­mal. Und dies­mal ver­stand sie es bes­ser. Ih­re Lip­pen be­weg­ten sich zit­ternd; ih­re Stim­me war rauh und hei­ser.
    „Es kommt die Zeit, da wer­den al­le sie­ben Mon­de zu­sam­men auf­ge­hen“, sag­te sie.
    Der Wind­ma­cher wim­mer­te. Tscher­lan warf ihm einen fins­te­ren Blick zu. „Hast du im­mer noch Angst? Sie hat uns das Le­ben ge­ret­tet. Sei still!“
    „Sie wer­den em­por­stei­gen und sich im Ze­nit ver­ei­ni­gen. Es ist die Zeit der Ge­fahr, denn die Kraft ih­rer Schwe­re wird sich ver­viel­fa­chen und nach den Luf­t­ozea­nen grei­fen. Mond­sturm­zeit. Die Luft wird be­ben; die Strö­mun­gen wer­den sich ver­än­dern. Sturm­wel­len wer­den vom Tie­fen Grund her­auf­we­hen. Mond­sturm­zeit. Wol­ken­spo­ren wer­den auf­tau­chen, denn dies ist die Zeit ih­res Großen Tan­zes. Ne­bel­fä­den wer­den dort schwe­ben, wo Him­mels­plank­ton zu­vor den Glanz des Le­bens­lich­tes ver­dun­kelt hat. Hü­tet euch vor der Mond­sturm­zeit. Be­rei­tet euch vor. Viel hängt da­von ab: eu­er Le­ben und auch das des Heims.“
    Stun­den­lang wie­der­hol­te May­da die­se Wor­te. Ir­gend­wann tauch­te ein Schat­ten über ih­nen auf: das Heim. May­da stöhn­te ein­mal und sank zu­rück. Tscher­lan beug­te sich über sie. Sie sah ihn ver­wirrt an. „Es ist al­les gut, mei­ne Klei­ne.“ Er nahm sie kurz in die Ar­me. „Es ist al­les gut. Hab kei­ne Angst.“
    „Was …“ be­gann sie, doch die Er­schöp­fung war zu groß. Sie schlief ein.
    Der Him­mels­fal­ke schweb­te dem Heim ent­ge­gen. Em­por­ge­streck­te Ar­me nah­men die Hal­te­taue ent­ge­gen und be­fes­tig­ten sie an den Mas­ten.
    „Wir kom­men oh­ne La­dung“, sag­te Tscher­lan düs­ter. „Wir brin­gen üb­le Kun­de.“
    Schwei­gen schloß sich an die Wor­te Tscher­lans an, als er sei­nen Be­richt be­en­det hat­te. Die Bli­cke der Wei­sen ruh­ten erst auf dem Jä­ger und glit­ten dann wei­ter zum Wind­ma­cher und zum ver­letz­ten Con­tra­bit­ter des Him­mels­fal­ken. Zu­letzt ruh­ten sie auf May­da.
    „Of­fen­bar“, sag­te ei­ner der Wei­sen, „ist es wirk­lich ei­ne Zeit der Wand­lun­gen. Im­mer we­ni­ger Plank­ton, da­für im­mer mehr Wol­ken­fein­de. Le­ta ist tot. Le­ben aber ist kost­bar. Wir sind nicht vie­le.“
    „Sie ist schuld.“ Der Con­tra­bit­ter er­hob sich und deu­te­te auf May­da. Ei­ni­ge der Wei­sen ho­ben die Au­gen­brau­en. In den Ein­gän­gen zu den na­hen Warm­ku­ben schweb­ten die Ge­sich­ter von Neu­gie­ri­gen. Lei­se weh­ten die Win­de. „Sie hat mei­ne Con­tra­kraft blo­ckiert. Wä­re sie nicht ge­we­sen, hät­te ich den An­griff ab­weh­ren kön­nen.“
    „Red nicht so einen Un­sinn!“ rief Tscher­lan. „Du hast ver­sagt, das ist al­les. Und jetzt willst du die Schuld leug­nen. Au­ßer­dem“, er deu­te­te auf May­da, die mit ge­senk­tem Kopf am Bo­den saß, „hat sie uns das Le­ben ge­ret­tet. Sie hat den Him­mels­fal­ken zum Heim zu­rück­ge­steu­ert.“ Er rauf­te sich die Haa­re. „Auch wenn ich nicht weiß, wie sie das fer­tig­ge­bracht hat. Es ist ei­ne Tat­sa­che. Du soll­test ru­hig et­was Dank­bar­keit zei­gen.“
    Der Con­tra­bit­ter spuck­te aus und wand­te sich ab.
    „Und wie ist dei­ne Mei­nung?“ frag­ten die Wei­sen den Wind­ma­cher. Der jun­ge

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