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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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hel­fen.“
    „Man sagt …“ Der Wind­ma­cher voll­führ­te ei­ne un­si­che­re Ges­te. Es war ein jun­ger Mann, nur ei­ni­ge we­ni­ge Zy­klen äl­ter als May­da. Sie spür­te kei­ne Ab­leh­nung in sei­ner Ge­dan­ken­stim­me, nur Furcht.
    „Was sagt man?“ frag­te Tscher­lan her­aus­for­dernd und stemm­te bei­de Ar­me in die Hüf­ten. Der Con­tra­bit­ter schob den Wind­ma­cher bei­sei­te. Er äh­nel­te dem Jä­ger, was die Kör­per­sta­tur an­be­lang­te, und er war auch in sei­nem Al­ter.
    „Man sagt, sie brin­ge das Übel.“ Er brei­te­te ent­schul­di­gend die Ar­me aus. „Nein, ich weiß, daß sie kei­ne Schuld hat. Sie kann nichts da­für. Aber so ist es nun ein­mal. Der Wei­se sprach von ei­nem bö­sen Omen. Willst du un­se­re Fahrt un­ter ein sol­ches Zei­chen stel­len?“
    Auch hier, dach­te May­da düs­ter. Käl­te brei­te­te sich in ihr aus. Sie frös­tel­te.
    Tscher­lan nick­te lang­sam. „Ich ha­be nicht ge­wußt, daß sich die Be­sat­zung des Him­mels­fal­ken vor bö­sen Geis­tern furchtet. Viel­leicht soll­te ich mich nach neu­en Leu­ten um­se­hen, die nicht so kin­disch aber­gläu­bisch sind.“
    „Schon gut, schon gut“, sag­te die Netz­wer­fe­rin. Sie wand­te sich den bei­den an­de­ren Be­sat­zungs­mit­glie­dern zu. „Viel­leicht hat er recht.“
    „Nein“, sag­te May­da lei­se. Sie blick­te Tscher­lan an. „Ent­schul­di­ge. Ich möch­te nicht für Zwie­tracht ver­ant­wort­lich sein. Ich ge­he zu­rück.“
    Er hielt sie fest. „Du bleibst hier und kommst mit uns. Das wä­re doch ge­lacht! Schließ­lich mußt du ler­nen, die Welt zu ver­ste­hen und einen Platz in ihr zu fin­den. Du mußt selb­stän­dig wer­den, mei­ne Klei­ne. Du kannst nicht nur von der Ge­mein­schaft der Au­ßen­welt neh­men, du mußt ihr auch et­was ge­ben.“ Er er­griff die Taue des Him­mels­fal­ken und be­gann sie zu lö­sen. „So, da­mit wä­re das ja er­le­digt. Kon­zen­trie­ren wir uns lie­ber auf die Ta­ges­fahrt. Gu­ter Fang!“
    „Gu­ter Fang!“ Es gab kei­nen Wi­der­spruch mehr. May­da spür­te noch im­mer kei­ne Ab­leh­nung oder Ab­scheu, nur dump­fe Furcht und Wach­sam­keit. Das konn­te sie er­tra­gen.
    Ge­mein­sam zo­gen sie das Boot tiefer, ver­täu­ten es er­neut und klet­ter­ten hin­ein. Dies war die zwei­te neue Welt, die May­da bin­nen kur­z­er Zeit ken­nen­lern­te: ei­ne Welt aus schwan­ken­den, mit­ein­an­der ver­bun­de­nen Hohl­schup­pen und Luft­kno­chen der Wol­ken­ro­chen. Seg­men­te aus dün­ner, aber sehr zä­her Ro­chen­haut knis­ter­ten lei­se im auf­le­ben­den Wind. Das In­ne­re des Hohl­boo­tes war über­ra­schend ge­räu­mig. Tscher­lan hob den Mast und ver­an­ker­te ihn im sta­bi­len Mit­tel­punkt. Der Wind­ma­cher nahm sei­nen Platz am brei­ten Heck des Him­mels­fal­ken ein. Mit ge­schick­ten Hän­den prüf­te er die La­dung: Fang- und Kleb­net­ze, die der Netz­wer­fe­rin vor­be­hal­ten wa­ren, große le­der­ne Beu­tel, die prall ge­füllt wa­ren mit aus spe­zi­el­len Zisch­po­ren ge­won­ne­nem Was­ser­stoff­gas. Die­ses Gas füll­te auch die Luft­kno­chen­ver­stre­bun­gen des Hohl­boo­tes und mach­ten es so leich­ter als die um­ge­be­ne Luft. Der Con­tra­bit­ter hock­te sich zu­sam­men mit dem Plank­ton­lo­ka­li­sie­rer in ei­ne Bug­ni­sche. Hier wa­ren die Ro­chen­häu­te trans­pa­rent und ge­stat­te­ten so­mit freie Sicht nach drau­ßen. Die Netz­wer­fe­rin warf sich zwei Kleb­net­ze über die Schul­ter und klet­ter­te in den Aus­guck. May­da sah, daß sie sich ei­ne Trans­pa­rent­mas­ke vors Ge­sicht schob. Tscher­lan prüf­te die Na­vi­ga­ti­ons­ein­rich­tun­gen und be­gann, das Se­gel aus leich­ten Flecht­fa­sern zu set­zen. Die Ver­täu­ung knirsch­te. Er deu­te­te zur Netz­wer­fe­rin hin­auf.
    „Wir wer­den mit un­se­rem Boot die Warm­spur ver­las­sen, in der sich das Heim be­wegt“, er­klär­te er. Rauh­reif be­deck­te sei­nen Pelz. Die Warm­knos­pen an den Ro­chen­haut­pla­nen glüh­ten matt. „Oh­ne die Ge­sichts­mas­ke wür­de Le­ta dort oben er­frie­ren. Du bist die Käl­te noch nicht ge­wöhnt, May­da. Und es wird sehr kalt wer­den.“
    „Das macht nichts.“ Sie

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