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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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ver­ei­nig­ten sich zu ei­nem strah­len­den Glanz­punkt. Sie sah ge­wal­ti­ge Wol­ken aus Ne­bel­fa­den, die sich über die Au­ßen­bor­ke des Heims er­gos­sen, In­fek­tio­nen ver­ur­sach­ten, Wun­den ris­sen. Sie sah die ge­wal­ti­gen Flut­wel­len von At­mo­sphä­ren­ge­zei­ten. Sie spür­te die Er­schüt­te­run­gen der Luft­be­ben, her­vor­ge­ru­fen durch die ge­mein­sa­me An­zie­hungs­kraft der sie­ben Mon­de. Mond­sturm­zeit. Sie sah das Heim: er­zit­ternd, in sei­ner Sta­bi­li­tät be­droht, aus­ein­an­der­bre­chend, mit zer­ris­se­nen Exis­tenzadern. Sie sah, wie es hin­ab­stürz­te in die Dicht­zo­nen, wie es erst in der In­ten­siv­käl­te er­fror und dann vom ho­hen Druck zu­sam­men­ge­preßt wur­de. Sie schrie, denn sie spür­te auch den Schmerz, der nur Er­in­ne­rung war. Es war schon ein­mal ge­sche­hen, vor lan­ger Zeit. Es war ver­ges­sen wor­den, und nur das Heim er­in­ner­te sich. Sie schrie, schrie, schrie.
    Sie er­wach­te und öff­ne­te die Au­gen.
    Der Kör­per des Steu­e­rers wand sich in Ka­ta­to­nie. Tscher­lan lag am Bo­den und stöhn­te vor Schmerz. Und die an­de­ren, an der Gren­ze der Steu­er­zo­ne war­ten­den Au­ßen­welt­ler … wim­mern­de Lau­te dran­gen an May­das Oh­ren. Ei­ni­ge Män­ner ka­men wie­der auf die Bei­ne. Waf­fen wur­den her­vor­ge­holt und ein­satz­be­reit ge­macht.
    „May­da …“ brach­te Tscher­lan her­vor. „Was hast du ge­tan?“
    „Ich war es nicht“, ver­si­cher­te sie und wich ängst­lich vor den nä­her kom­men­den Au­ßen­welt­lern zu­rück. „Es war das Heim.“ Dun­kel­heit kroch über den Him­mel. Sie­ben Mon­de klet­ter­ten über den Ho­ri­zont. Es war so­weit. Mond­sturm­zeit.
     
    Wü­ten­de Stim­men er­tön­ten. Fäus­te wur­den in den Him­mel ge­streckt, Waf­fen an­ge­legt. Bol­zen zisch­ten dicht an May­das Wan­gen vor­bei. Sie hat­te Angst. Sie wich wei­ter zu­rück, stol­per­te, fiel zu Bo­den, kam wie­der auf die Bei­ne. Aus­läu­fer der Ne­bel­zo­ne grif­fen mit Schlie­ren­ar­men nach ihr. Die Dun­kel­heit kam nun schnell. Ei­ni­ge der Au­ßen­welt­ler zün­de­ten Talg­fa­ckeln an, und wie­der er­tön­te das Kla­cken ab­ge­feu­er­ter Bol­zen.
    Ein fins­te­rer Schat­ten wuchs vor ihr in die Hö­he. Ab­weh­rend streck­te sie die Ar­me von sich.
    „Kei­ne Angst“, brumm­te der Schat­ten. „Ich bin es, Tscher­lan.“ Er nahm das zit­tern­de Bün­del in die Ar­me. „Was hast du nur ge­tan. Was hast du nur ge­tan …“
    „Ich war es nicht. Ich …“
    „Willst du sie im­mer noch schüt­zen, Tscher­lan?“ rief ein Au­ßen­welt­ler. Sie ka­men wei­ter nä­her. Die Steue­rer hat­ten sich in ih­ren Lie­ge­mul­den auf­ge­rich­tet und starr­ten sie an. Ih­re ro­ten Au­gen schie­nen in der Dun­kel­haut der Au­ßen­nacht von in­nen her­aus zu er­glü­hen. „Wir al­le ha­ben es ge­spürt, Jä­ger. Sie ist ei­ne Dunkle. Die Schmer­zen, das Ge­fühl, bei le­ben­di­gem Lei­be zer­quetscht zu wer­den. Wir al­le ha­ben es ge­spürt. Du mußt sie eli­mi­nie­ren, Tscher­lan. Viel­leicht kann sie das Bö­se be­schwö­ren.“
    Und an­de­re Stim­men: „Die Mon­de! Sie ge­hen ge­mein­sam auf, so wie sie be­haup­tet hat. Sie ge­hen ge­mein­sam auf!“
    „Tö­te sie. Tö­te sie.“
    „Ich ha­be Angst, Tscher­lan.“ May­da fühl­te sich schreck­lich al­lein. Auch die­se Welt bot ihr kei­nen Platz. Und dann war da noch das an­de­re in ihr: ein Hauch von Wär­me und Zärt­lich­keit, der jetzt be­stän­dig zu­nahm und sich mit ei­ner Spur Furcht und rasch zu­neh­men­der Be­sorg­nis zu ei­nem Kon­glo­me­rat aus Ner­vo­si­tät ver­ei­nig­te. Es war die Stim­me des Heims.
    Die Au­ßen­bor­ke er­zit­ter­te. Die Au­ßen­welt­ler hiel­ten er­schro­cken in­ne. Ei­ni­ge stürz­ten.
    „Es be­ginnt.“ May­das Stim­me war nur ein Hauch. Ih­re Au­gen wa­ren halb ge­schlos­sen. Die Schlie­ren der Ne­bel­zo­ne wall­ten und schie­nen zu vi­brie­ren. Ir­gend­wo war dump­fes Knis­tern. „Mond­sturm­zeit. Es be­ginnt. Wie es schon ein­mal be­gon­nen hat. Und wie­der sind kei­ne Vor­be­rei­tun­gen ge­trof­fen wor­den. Es gibt nur ei­ne Mög­lich­keit …“ Tscher­lan starr­te

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