Metropolis brennt
vereinigten sich zu einem strahlenden Glanzpunkt. Sie sah gewaltige Wolken aus Nebelfaden, die sich über die Außenborke des Heims ergossen, Infektionen verursachten, Wunden rissen. Sie sah die gewaltigen Flutwellen von Atmosphärengezeiten. Sie spürte die Erschütterungen der Luftbeben, hervorgerufen durch die gemeinsame Anziehungskraft der sieben Monde. Mondsturmzeit. Sie sah das Heim: erzitternd, in seiner Stabilität bedroht, auseinanderbrechend, mit zerrissenen Existenzadern. Sie sah, wie es hinabstürzte in die Dichtzonen, wie es erst in der Intensivkälte erfror und dann vom hohen Druck zusammengepreßt wurde. Sie schrie, denn sie spürte auch den Schmerz, der nur Erinnerung war. Es war schon einmal geschehen, vor langer Zeit. Es war vergessen worden, und nur das Heim erinnerte sich. Sie schrie, schrie, schrie.
Sie erwachte und öffnete die Augen.
Der Körper des Steuerers wand sich in Katatonie. Tscherlan lag am Boden und stöhnte vor Schmerz. Und die anderen, an der Grenze der Steuerzone wartenden Außenweltler … wimmernde Laute drangen an Maydas Ohren. Einige Männer kamen wieder auf die Beine. Waffen wurden hervorgeholt und einsatzbereit gemacht.
„Mayda …“ brachte Tscherlan hervor. „Was hast du getan?“
„Ich war es nicht“, versicherte sie und wich ängstlich vor den näher kommenden Außenweltlern zurück. „Es war das Heim.“ Dunkelheit kroch über den Himmel. Sieben Monde kletterten über den Horizont. Es war soweit. Mondsturmzeit.
Wütende Stimmen ertönten. Fäuste wurden in den Himmel gestreckt, Waffen angelegt. Bolzen zischten dicht an Maydas Wangen vorbei. Sie hatte Angst. Sie wich weiter zurück, stolperte, fiel zu Boden, kam wieder auf die Beine. Ausläufer der Nebelzone griffen mit Schlierenarmen nach ihr. Die Dunkelheit kam nun schnell. Einige der Außenweltler zündeten Talgfackeln an, und wieder ertönte das Klacken abgefeuerter Bolzen.
Ein finsterer Schatten wuchs vor ihr in die Höhe. Abwehrend streckte sie die Arme von sich.
„Keine Angst“, brummte der Schatten. „Ich bin es, Tscherlan.“ Er nahm das zitternde Bündel in die Arme. „Was hast du nur getan. Was hast du nur getan …“
„Ich war es nicht. Ich …“
„Willst du sie immer noch schützen, Tscherlan?“ rief ein Außenweltler. Sie kamen weiter näher. Die Steuerer hatten sich in ihren Liegemulden aufgerichtet und starrten sie an. Ihre roten Augen schienen in der Dunkelhaut der Außennacht von innen heraus zu erglühen. „Wir alle haben es gespürt, Jäger. Sie ist eine Dunkle. Die Schmerzen, das Gefühl, bei lebendigem Leibe zerquetscht zu werden. Wir alle haben es gespürt. Du mußt sie eliminieren, Tscherlan. Vielleicht kann sie das Böse beschwören.“
Und andere Stimmen: „Die Monde! Sie gehen gemeinsam auf, so wie sie behauptet hat. Sie gehen gemeinsam auf!“
„Töte sie. Töte sie.“
„Ich habe Angst, Tscherlan.“ Mayda fühlte sich schrecklich allein. Auch diese Welt bot ihr keinen Platz. Und dann war da noch das andere in ihr: ein Hauch von Wärme und Zärtlichkeit, der jetzt beständig zunahm und sich mit einer Spur Furcht und rasch zunehmender Besorgnis zu einem Konglomerat aus Nervosität vereinigte. Es war die Stimme des Heims.
Die Außenborke erzitterte. Die Außenweltler hielten erschrocken inne. Einige stürzten.
„Es beginnt.“ Maydas Stimme war nur ein Hauch. Ihre Augen waren halb geschlossen. Die Schlieren der Nebelzone wallten und schienen zu vibrieren. Irgendwo war dumpfes Knistern. „Mondsturmzeit. Es beginnt. Wie es schon einmal begonnen hat. Und wieder sind keine Vorbereitungen getroffen worden. Es gibt nur eine Möglichkeit …“ Tscherlan starrte
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