Metropolis brennt
sie sprachlos an.
„Seht nur! Seht nur!“ riefen die anderen Außenweltler. Die Viellichter glommen nun am Himmel auf. Doch ihr Glanz war matt und wurde von dem Schimmer der sieben nun aufeinander zueilenden Monde überstrahlt. Von Westen her zog eine gewaltige Düsterbank heran.
May da warf die Arme empor. Tscherlan wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Mayda sprach mit veränderter Stimme:
„Hört mich an, Außenweltler. Die Mondsturmzeit ist da.“
Stille.
Nur das Wispern des Windes. Und auch diese Stimme verstummte nun. Absolute Ruhe. Das Knacken der Heimaußenborke klang bedrohlich im Schweigen.
„Ich habe euch gewarnt, aber ihr wolltet nicht hören. Sie werden kommen, die Nebelfäden, die Wunden in die Haut des Heims reißen. Sie werden kommen, die Luftbeben, die seine Stabilität beeinträchtigen und zerstören werden. Sie werden kommen, die Wolkensporen, die seinen Körper metamorphieren, so daß ihr ihn nicht wiedererkennt. Sie werden kommen, die vom Vereinigungsmond verursachten Stürme und Himmelsgezeiten. Die Warmspur wird sich verschieben. Die Steuerer werden nicht in der Lage sein, das Heim im Wärmehauch zu halten. Es wird hinabstürzen, dem Tiefen Grund entgegen. Ihr habt den Schmerz gespürt, der nur eine Potentiellerinnerung war. Nicht ich war es, es war die Stimme des Heims. Mondsturmzeit: Das Heim wird sterben. Und wir alle mit ihm.“
„Bringt sie zum Schweigen!“ rief der Contrabitter des Himmelsfalken und schwang mit seinem unverletzten Arm ein Wurfmesser aus geschärften Rochenknochen. „Hört ihr nicht? Sie beschwört den Untergang! Laßt es nicht zu. Bringt sie zum Schweigen.“
Mayda lachte humorlos. Wieder war es die Fremdstimme. „Ich bin eure einzige Chance.“ Sie hob erneut die Arme. „Geht alle an eure Plätze. Bereitet euch vor. Noch haben sich die Monde nicht vereinigt.“ Der Leib des Heims bebte. Einige Außenweltler verloren den Halt. „Es wird schlimmer werden, viel schlimmer. Bereitet euch vor. Besetzt die Zischporen. Sorgt dafür, daß …“
Der Contrabitter schleuderte das Messer. Es traf Mayda in der linken Schulter und bohrte sich tief in ihren Körper. Ein rotes Rinnsal benetzte ihren Leib. Sie stöhnte und taumelte. Tscherlan sprang nach vorn und streckte den Contrabitter mit einem Hieb zu Boden. Als wäre dies das Zeichen gewesen, kam wieder Bewegung in die Reihen der anderen Außenweltler. Ihre Absichten waren eindeutig: Sie wollten Mayda.
Sie ergriff Tscherlans Hand. „Hilf mir“, bat sie. „In die Nebelzone hinein. Dorthin werden sie uns nicht folgen. Wir haben nur noch so wenig Zeit. So wenig Zeit …“
Der Jäger nahm sie in die Arme, hob sie an und eilte mit der zitternden Last tiefer in die Nebelschlieren hinein.
„Du machst dich mitschuldig!“ riefen die Weisen. „Wende dich ab von der Dunklen. Noch hast du Zeit. Wende dich ab und übergib sie uns. Vielleicht können wir die von ihr ausgehende Gefahr noch rechtzeitig beseitigen.“
„Weiter.“ Maydas Stimme war schwach. Zwei dünne Blutfäden rannen aus ihren Mundwinkeln. Ihre rechte Hand umklammerte den Schaft des Knochenmessers.
Die Laute der Verfolger blieben hinter ihnen zurück. Es war, als schirmten die Schlieren der Nebelzone sie auch akustisch ab.
„Hier“, murmelte Mayda. „Ja, genau hier. Laß mich zu Boden.“ Die Sicht reichte nur noch zwei oder drei Meter. Dennoch wußte Mayda, daß sich in diesem Augenblick die sieben Monde weit oben am Himmel vereinigten, ihre Schwerkraftzonen miteinander verschmolzen und mit einem gemeinsamen Gravitationsarm nach den Himmelsozeanen der Welt tasteten. Der Leib des Heims erzitterte stärker und länger.
Tscherlan fluchte und suchte nach Halt. „Du hast recht, Mayda. Verdammt,
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