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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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sie sprach­los an.
    „Seht nur! Seht nur!“ rie­fen die an­de­ren Au­ßen­welt­ler. Die Viel­lich­ter glom­men nun am Him­mel auf. Doch ihr Glanz war matt und wur­de von dem Schim­mer der sie­ben nun auf­ein­an­der zu­ei­len­den Mon­de über­strahlt. Von Wes­ten her zog ei­ne ge­wal­ti­ge Düs­ter­bank her­an.
    May da warf die Ar­me em­por. Tscher­lan wich un­will­kür­lich einen Schritt zu­rück. May­da sprach mit ver­än­der­ter Stim­me:
    „Hört mich an, Au­ßen­welt­ler. Die Mond­sturm­zeit ist da.“
    Stil­le.
    Nur das Wis­pern des Win­des. Und auch die­se Stim­me ver­stumm­te nun. Ab­so­lu­te Ru­he. Das Knacken der Hei­mau­ßen­bor­ke klang be­droh­lich im Schwei­gen.
    „Ich ha­be euch ge­warnt, aber ihr woll­tet nicht hö­ren. Sie wer­den kom­men, die Ne­bel­fä­den, die Wun­den in die Haut des Heims rei­ßen. Sie wer­den kom­men, die Luft­be­ben, die sei­ne Sta­bi­li­tät be­ein­träch­ti­gen und zer­stö­ren wer­den. Sie wer­den kom­men, die Wol­ken­spo­ren, die sei­nen Kör­per me­ta­mor­phie­ren, so daß ihr ihn nicht wie­der­er­kennt. Sie wer­den kom­men, die vom Ver­ei­ni­gungs­mond ver­ur­sach­ten Stür­me und Him­mels­ge­zei­ten. Die Warm­spur wird sich ver­schie­ben. Die Steue­rer wer­den nicht in der La­ge sein, das Heim im Wär­me­hauch zu hal­ten. Es wird hin­ab­stür­zen, dem Tie­fen Grund ent­ge­gen. Ihr habt den Schmerz ge­spürt, der nur ei­ne Po­ten­ti­el­lerin­ne­rung war. Nicht ich war es, es war die Stim­me des Heims. Mond­sturm­zeit: Das Heim wird ster­ben. Und wir al­le mit ihm.“
    „Bringt sie zum Schwei­gen!“ rief der Con­tra­bit­ter des Him­mels­fal­ken und schwang mit sei­nem un­ver­letz­ten Arm ein Wurf­mes­ser aus ge­schärf­ten Ro­chen­kno­chen. „Hört ihr nicht? Sie be­schwört den Un­ter­gang! Laßt es nicht zu. Bringt sie zum Schwei­gen.“
    May­da lach­te hu­mor­los. Wie­der war es die Fremd­stim­me. „Ich bin eu­re ein­zi­ge Chan­ce.“ Sie hob er­neut die Ar­me. „Geht al­le an eu­re Plät­ze. Be­rei­tet euch vor. Noch ha­ben sich die Mon­de nicht ver­ei­nigt.“ Der Leib des Heims beb­te. Ei­ni­ge Au­ßen­welt­ler ver­lo­ren den Halt. „Es wird schlim­mer wer­den, viel schlim­mer. Be­rei­tet euch vor. Be­setzt die Zisch­po­ren. Sorgt da­für, daß …“
    Der Con­tra­bit­ter schleu­der­te das Mes­ser. Es traf May­da in der lin­ken Schul­ter und bohr­te sich tief in ih­ren Kör­per. Ein ro­tes Rinn­sal be­netz­te ih­ren Leib. Sie stöhn­te und tau­mel­te. Tscher­lan sprang nach vorn und streck­te den Con­tra­bit­ter mit ei­nem Hieb zu Bo­den. Als wä­re dies das Zei­chen ge­we­sen, kam wie­der Be­we­gung in die Rei­hen der an­de­ren Au­ßen­welt­ler. Ih­re Ab­sich­ten wa­ren ein­deu­tig: Sie woll­ten May­da.
    Sie er­griff Tscher­lans Hand. „Hilf mir“, bat sie. „In die Ne­bel­zo­ne hin­ein. Dort­hin wer­den sie uns nicht fol­gen. Wir ha­ben nur noch so we­nig Zeit. So we­nig Zeit …“
    Der Jä­ger nahm sie in die Ar­me, hob sie an und eil­te mit der zit­tern­den Last tiefer in die Ne­bel­sch­lie­ren hin­ein.
    „Du machst dich mit­schul­dig!“ rie­fen die Wei­sen. „Wen­de dich ab von der Dunklen. Noch hast du Zeit. Wen­de dich ab und über­gib sie uns. Viel­leicht kön­nen wir die von ihr aus­ge­hen­de Ge­fahr noch recht­zei­tig be­sei­ti­gen.“
    „Wei­ter.“ May­das Stim­me war schwach. Zwei dün­ne Blut­fä­den ran­nen aus ih­ren Mund­win­keln. Ih­re rech­te Hand um­klam­mer­te den Schaft des Kno­chen­mes­sers.
    Die Lau­te der Ver­fol­ger blie­ben hin­ter ih­nen zu­rück. Es war, als schirm­ten die Schlie­ren der Ne­bel­zo­ne sie auch akus­tisch ab.
    „Hier“, mur­mel­te May­da. „Ja, ge­nau hier. Laß mich zu Bo­den.“ Die Sicht reich­te nur noch zwei oder drei Me­ter. Den­noch wuß­te May­da, daß sich in die­sem Au­gen­blick die sie­ben Mon­de weit oben am Him­mel ver­ei­nig­ten, ih­re Schwer­kraft­zo­nen mit­ein­an­der ver­schmol­zen und mit ei­nem ge­mein­sa­men Gra­vi­ta­ti­ons­arm nach den Him­mel­s­ozea­nen der Welt tas­te­ten. Der Leib des Heims er­zit­ter­te stär­ker und län­ger.
    Tscher­lan fluch­te und such­te nach Halt. „Du hast recht, May­da. Ver­dammt,

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