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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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re­ak­ti­vier­ten. Sie ver­ban­den. Sie ga­ben neue Kraft. Sie knüpf­ten zu­sam­men und stell­ten die Ein­heit wie­der her. Der Schmerz, den das Heim emp­fand, ver­misch­te sich mit der Pein ih­rer ei­ge­nen Wun­de. May­da wuß­te, daß sie starb. Sie hoff­te, ihr blieb noch ge­nug Zeit.
    Sie ver­nahm die ver­zwei­fel­ten Bitt­ru­fe der Au­ßen­welt­steue­rer und -con­tra­bit­ter. Sie hör­te die Stim­men der Heim­spre­cher und Pro­bit­ter. Sie faß­te die Kraft die­ser Bitt­stim­men zu­sam­men, kne­te­te sie, form­te sie und lenk­te sie durch die Ner­ven­kanä­le ei­nes ge­wal­ti­gen Kör­pers. Auf­ein­an­der ab­ge­stimm­te Maß­nah­men wa­ren not­wen­dig: Die Zisch­po­ren muß­ten an­ders jus­tiert, die Schweb­sta­bi­li­tät des Heims wie­der­her­ge­stellt wer­den. Aus­wüch­se bil­de­ten sich und stülp­ten sich über ver­zwei­felt nach Halt su­chen­de Men­schen. Nah­rungs­vor­rä­te und Fett­pols­ter wur­den ener­ge­tisch ver­ar­bei­tet. Neu­es Was­ser­stoff­gas bil­de­te sich. May­da – das Heim – lei­te­te es den Zisch­po­ren zu, auf daß dem Zorn der Mond­stür­me be­geg­net wer­den konn­te. Sie er­laub­te den Steu­e­rern, die Po­ren so aus­zu­rich­ten, daß das Heim wie­der an Hö­he ge­wann und in die Mit­te der le­bens­er­hal­ten­den Warm­spur zu­rück­kehr­te. Die Treib­zo­ne war in­sta­bil. Im­mer wie­der glit­ten Kalt­böen aus der Tie­fe der Him­mel­s­ozea­ne em­por und at­me­ten dem Bor­ken­leib Frost ent­ge­gen.
    Stun­den ver­gin­gen.
    Und all­mäh­lich ver­sieg­te die Kraft der Ge­zei­ten. Die Mond­sturm­böen lie­ßen nach, die Ru­he kehr­te zu­rück, Warm­spur und Flug­la­ge des Heims sta­bi­li­sier­ten sich. Die Schlie­ren in der Ne­bel­zo­ne lös­ten sich auf. Tscher­lan hob den Kopf. Weit oben trie­ben die Mon­de wie­der von­ein­an­der fort. Die Mond­sturm­zeit war zu En­de.
    Er blick­te auf May­da. Ihr Ge­sicht war kalk­weiß, und der Atem war lei­ses Zi­schen.
    „Ein Hei­ler“, sag­te er.
    „Nein.“ Er konn­te sie kaum ver­ste­hen. „Da­zu ist es zu spät, Tscher­lan.“ Sie blick­te ihn an, und für ein paar Se­kun­den kehr­te der Glanz in ih­re gel­ben Au­gen zu­rück. „Wir ha­ben es über­stan­den, nicht wahr?“
    „Ja, es ist vor­bei.“
    „Vie­le sind ge­stor­ben. Ich ha­be es ge­fühlt. Ich war das Heim.“ Sie hus­te­te. „Es wä­re nicht nö­tig ge­we­sen. Wenn sie auf mich ge­hört hät­ten. Wir brau­chen das Heim, Tscher­lan. Aber das Heim braucht uns ge­nau­so. Wir ge­ben ihm Nah­rung, wir hei­len sei­ne Wun­den, wir sind Rei­ni­gungs­fak­to­ren im In­nern. Das Heim gibt uns Le­bens­raum und Wär­me, einen Platz, an dem wir aus­ru­hen kön­nen. Es stellt uns Hel­fer zur Ver­fü­gung und hilft sich da­mit selbst. Auch ich bin ein Hel­fer.“
    Tscher­lan be­gann zu be­grei­fen. „Ja, ich weiß. Du bist ei­ne Pro­phe­tin.“
    „Ich weiß nicht, wie es das Heim an­ge­stellt hat.“ Sie hus­te­te wie­der und at­me­te schnel­ler. „Ich bin in In­nen­welt ge­zeugt wor­den. Mei­ne wirk­li­che Mut­ter ist das Heim. Ich bin so et­was wie ein Er­satz­hirn.“ Sie krümm­te sich zu­sam­men. In Tscher­lan brei­te­te sich Käl­te aus. „Das Heim kennt die Mond­sturm­zeit. Es ist alt. Es kennt die da­mit ver­bun­de­nen Ge­fah­ren. Es weiß, daß es die Ge­dan­ken­kon­trol­le ver­liert.“ Sie hielt einen Au­gen­blick in­ne.
    „Ein Hei­ler …“ ver­such­te es Tscher­lan er­neut und sah sich um. Weit und breit war nie­mand zu se­hen.
    „Nein, es hat kei­nen Zweck. Hör zu. Du mußt es all den an­de­ren sa­gen.“ Sie stöhn­te. „Nur das Heim er­in­nert sich, wir ver­ges­sen es, weil die zeit­li­chen Ab­stän­de zu groß sind. Die Mond­sturm­zeit wie­der­holt sich pe­ri­odisch, et­wa al­le vier­hun­dert Re­ge­ne­ra­ti­ons­zy­klen. Je­des­mal sorgt das Heim da­für, daß ein Er­satz­hirn als zu­sätz­li­cher Steue­rungs­fak­tor be­reit­steht. Die Pro­phe­ten vor mir wa­ren un­frucht­bar. Sie star­ben, nach­dem sie ih­re Auf­ga­be er­füllt hat­ten. Sie konn­ten mit ih­ren ver­än­der­ten Ge­nen nicht für ei­ne An­pas­sung an die Ge­fah­ren der Mond­sturm­zeit sor­gen.“ Sie lach­te

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