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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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du hast wirk­lich recht. Und die­se Idio­ten wol­len es nicht be­grei­fen. Was kön­nen wir noch tun?“
    „Nicht mehr viel.“ Ih­re Stim­me war nur noch ein stöh­nen­des Flüs­tern. Das Eli­xier des Le­bens floß warm aus ihr her­aus. Wie­viel Zeit blieb ihr noch, die Auf­ga­be zu er­fül­len? „Es sind kei­ne Vor­be­rei­tun­gen ge­trof­fen wor­den. Es ist schwie­rig.“
    Er strei­chel­te ih­re Wan­gen. „Was ist schwie­rig? Von wel­cher Auf­ga­be sprichst du? Ich ver­ste­he dich nicht …“
    „Das Heim ruft mich.“ Ih­re Au­gen­li­der flat­ter­ten. Der gel­be Glanz ih­rer Au­gen be­gann zu ver­blas­sen. Aus wei­ter Fer­ne dran­gen Schreie: „Bringt die Heil­säf­te. Die He­xe hat Ne­bel­fä­den und Wol­ken­spo­ren be­schwört. Wir müs­sen die Krank­heits­her­de so­fort be­kämp­fen.“ Ei­ne Er­schüt­te­rung durch­lief das Heim. Für einen Au­gen­blick nur lich­te­ten sich die Ne­bel, und weit oben am Fir­ma­ment war ein hel­ler Glanz­punkt zu er­ken­nen: Mond­sturm­zeit. Käl­te kroch über den Bor­ken­pan­zer. Das Heim war be­reits aus der Mit­te der Warm­spur ab­ge­trie­ben. Ir­gend­wo glu­cker­ten die Zisch­po­ren. May­da spür­te die Kon­zen­tra­ti­ons­an­stren­gung der Steue­rer. Sie hat­ten kei­ne Chan­ce. Ih­re Mü­he war ver­ge­bens, denn sie sti­mu­lier­ten ein Hirn, des­sen Ge­dan­ken nun von der Furchtum­nach­tung ge­ne­ti­scher Er­in­ne­rungs­bil­der zer­split­tert wur­den.
    „Siehst du …“ Sie schluck­te und spuck­te Blut. „Siehst du die … Men­tal­blü­ten?“
    Tscher­lan blick­te sich um. Sein Ge­sicht war leer. „Meinst du die grau­wei­ßen Sten­gel hier?“
    Sie nick­te und hus­te­te. „Ja, ge­nau die. Bring mich in die Nä­he ei­ner sol­chen Blü­te. Es sind Ver­bin­dungs­dor­ne zum Heim­hirn.“ Er nahm sie auf und leg­te sie vor­sich­tig in un­mit­tel­ba­rer Nä­he ei­ner Men­tal­blü­te zu Bo­den. Mit ei­ner Hand strich sie vor­sich­tig über den grau­en Sten­gel. Win­zi­ge Po­ren öff­ne­ten sich in­fol­ge ei­nes Be­rüh­rungs­re­fle­xes, und Hohl­dor­ne bohr­ten sich in ih­re Haut. Sie stöhn­te lei­se auf.
    Und sah ei­ne an­de­re Welt. Jetzt war sie ver­bun­den mit dem Heim selbst; ih­re Ge­dan­ken glit­ten durch die Wölb­tun­nel der In­nen­welt, schmeck­ten die Ver­zweif­lung der Pro­bit­ter und Heim­spre­cher, die nicht mehr in der La­ge wa­ren, Kon­takt zum Heim auf­zu­neh­men. Wölb­kor­ri­do­re zo­gen sich zu­sam­men. Wer sich dar­in auf­hielt, fand den Er­sti­ckungs­tod. Ein­set­zen­de Luft­be­ben zer­spreng­ten Zell­ker­ne und zer­ris­sen Exis­tenzadern. Heim­blut tropf­te durch Ris­se in Fa­ser­mem­bra­nen. Sie kos­te­te den Schmerz der von Wol­ken­spo­ren und Ne­bel­fa­den in­du­zier­ten Wun­den und Zell­me­ta­mor­phie­run­gen. Sie roch die In­ten­siv­käl­te, die das Re­ge­ne­ra­tiv­blut in den Exis­tenzadern des Heims ge­frie­ren ließ. Der Lu­mi­nes­zenz­schim­mer von Schim­mel­pilz­ko­lo­ni­en ver­blaß­te; Pro­te­i­ne verd­ar­ben.
    Das Heim starb. Heim­töch­ter ver­färb­ten sich und ver­en­de­ten.
    Mond­sturm­zeit.
    Es war kein ak­ti­ves Hirn mehr da, das die Kör­per­funk­tio­nen des Heims zu steu­ern in der La­ge war. Da­mit war den In­nen- und Au­ßen­welt­lern, die der Bitt­stim­me mäch­tig wa­ren, auch die Mög­lich­keit ge­nom­men, len­kend und hel­fend ein­zu­grei­fen. Das Heim trieb da­von, er­faßt von den Ge­zei­ten der Him­mel­s­ozea­ne, da­von­ge­schleu­dert wie ei­ne Leicht­schup­pe in ei­ner Sturm­bö. Die Win­de wur­den hef­ti­ger. Sie wa­ren Flut­wel­len, die sich über das Heim er­gos­sen, zerr­ten, ris­sen, zer­bra­chen.
    Tscher­lan schrie. Er konn­te sich kaum noch fest­hal­ten. Das Knis­tern und Knacken aus dem In­nern des Heims war ein Ge­räuschor­kan.
    Ja, er­hob May­da ih­re Äthe­ri­sche Stim­me. Ich bin ge­kom­men.
    Die ihr ent­ge­gen­trop­fen­de Zu­nei­gung war nur noch ein Schat­ten. Sie öff­ne­te ih­ren Geist. Sie hat­te kei­ne Angst mehr. Sie wuß­te nun end­lich, was sie zu tun hat­te. Und sie wuß­te auch, warum sie an­ders war.
    Ih­re Ge­dan­ken si­cker­ten an den Ner­ven­kanä­len des Heims ent­lang. Sie

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