Metropolis brennt
du hast wirklich recht. Und diese Idioten wollen es nicht begreifen. Was können wir noch tun?“
„Nicht mehr viel.“ Ihre Stimme war nur noch ein stöhnendes Flüstern. Das Elixier des Lebens floß warm aus ihr heraus. Wieviel Zeit blieb ihr noch, die Aufgabe zu erfüllen? „Es sind keine Vorbereitungen getroffen worden. Es ist schwierig.“
Er streichelte ihre Wangen. „Was ist schwierig? Von welcher Aufgabe sprichst du? Ich verstehe dich nicht …“
„Das Heim ruft mich.“ Ihre Augenlider flatterten. Der gelbe Glanz ihrer Augen begann zu verblassen. Aus weiter Ferne drangen Schreie: „Bringt die Heilsäfte. Die Hexe hat Nebelfäden und Wolkensporen beschwört. Wir müssen die Krankheitsherde sofort bekämpfen.“ Eine Erschütterung durchlief das Heim. Für einen Augenblick nur lichteten sich die Nebel, und weit oben am Firmament war ein heller Glanzpunkt zu erkennen: Mondsturmzeit. Kälte kroch über den Borkenpanzer. Das Heim war bereits aus der Mitte der Warmspur abgetrieben. Irgendwo gluckerten die Zischporen. Mayda spürte die Konzentrationsanstrengung der Steuerer. Sie hatten keine Chance. Ihre Mühe war vergebens, denn sie stimulierten ein Hirn, dessen Gedanken nun von der Furchtumnachtung genetischer Erinnerungsbilder zersplittert wurden.
„Siehst du …“ Sie schluckte und spuckte Blut. „Siehst du die … Mentalblüten?“
Tscherlan blickte sich um. Sein Gesicht war leer. „Meinst du die grauweißen Stengel hier?“
Sie nickte und hustete. „Ja, genau die. Bring mich in die Nähe einer solchen Blüte. Es sind Verbindungsdorne zum Heimhirn.“ Er nahm sie auf und legte sie vorsichtig in unmittelbarer Nähe einer Mentalblüte zu Boden. Mit einer Hand strich sie vorsichtig über den grauen Stengel. Winzige Poren öffneten sich infolge eines Berührungsreflexes, und Hohldorne bohrten sich in ihre Haut. Sie stöhnte leise auf.
Und sah eine andere Welt. Jetzt war sie verbunden mit dem Heim selbst; ihre Gedanken glitten durch die Wölbtunnel der Innenwelt, schmeckten die Verzweiflung der Probitter und Heimsprecher, die nicht mehr in der Lage waren, Kontakt zum Heim aufzunehmen. Wölbkorridore zogen sich zusammen. Wer sich darin aufhielt, fand den Erstickungstod. Einsetzende Luftbeben zersprengten Zellkerne und zerrissen Existenzadern. Heimblut tropfte durch Risse in Fasermembranen. Sie kostete den Schmerz der von Wolkensporen und Nebelfaden induzierten Wunden und Zellmetamorphierungen. Sie roch die Intensivkälte, die das Regenerativblut in den Existenzadern des Heims gefrieren ließ. Der Lumineszenzschimmer von Schimmelpilzkolonien verblaßte; Proteine verdarben.
Das Heim starb. Heimtöchter verfärbten sich und verendeten.
Mondsturmzeit.
Es war kein aktives Hirn mehr da, das die Körperfunktionen des Heims zu steuern in der Lage war. Damit war den Innen- und Außenweltlern, die der Bittstimme mächtig waren, auch die Möglichkeit genommen, lenkend und helfend einzugreifen. Das Heim trieb davon, erfaßt von den Gezeiten der Himmelsozeane, davongeschleudert wie eine Leichtschuppe in einer Sturmbö. Die Winde wurden heftiger. Sie waren Flutwellen, die sich über das Heim ergossen, zerrten, rissen, zerbrachen.
Tscherlan schrie. Er konnte sich kaum noch festhalten. Das Knistern und Knacken aus dem Innern des Heims war ein Geräuschorkan.
Ja, erhob Mayda ihre Ätherische Stimme. Ich bin gekommen.
Die ihr entgegentropfende Zuneigung war nur noch ein Schatten. Sie öffnete ihren Geist. Sie hatte keine Angst mehr. Sie wußte nun endlich, was sie zu tun hatte. Und sie wußte auch, warum sie anders war.
Ihre Gedanken sickerten an den Nervenkanälen des Heims entlang. Sie
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