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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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schrill. „Welch ei­ne Iro­nie des Schick­sals! Auch ich st­er­be. Aber ich bin frucht­bar. Oh, wel­che Chan­ce ha­ben wir ver­tan! Ich hät­te Kin­der zur Welt brin­gen kön­nen, die eben­falls Pro­phe­ten sind. Und in den kom­men­den vier­hun­dert Zy­klen hät­ten sich In­nen- wie auch Au­ßen­welt­ler an un­ser An­ders­s­ein ge­wöh­nen kön­nen.“
    Sie rich­te­te sich halb auf. Ih­re gel­ben Au­gen strahl­ten nun. „Wer­de zu ei­nem Bot­schaf­ter, Tscher­lan. Du kennst nun die Ge­schich­te. Sorg da­für, daß die Ge­fah­ren der Mond­sturm­zeit nicht noch ein­mal ver­ges­sen wer­den. Das nächs­te Mal müs­sen In­nen- und Au­ßen­welt vor­be­rei­tet sein. Dann braucht nie­mand zu ster­ben, und auch das Heim ist si­cher. Sorg da­für, daß die nächs­te Pro­phe­tin nicht auf Ab­leh­nung stößt wie ich. Le­ge den Grund­stein für ei­ne ent­spre­chen­de Le­gen­de …“
    Sie hus­te­te, riß die Au­gen auf und starb laut­los. Tscher­lan wein­te stumm, rich­te­te sich auf und ver­ließ die Ne­bel­zo­ne. Zu­rück blieb die Lei­che May­das.
    Bald eil­te ihm ein Au­ßen­welt­wei­ser ent­ge­gen.
    „Wir ha­ben es ge­schafft!“ rief er. „Wir ha­ben es ge­schafft. Die Ge­fahr ist ab­ge­wehrt. Die Be­schwö­rung der Dunklen war nur teil­wei­se wirk­sam.“
    „May­da ist tot“, sag­te Tscher­lan lei­se.
    „Oh, dann wis­sen wir jetzt auch, warum wir al­le mit dem Le­ben da­von­ge­kom­men sind.“
    Tscher­lan deu­te­te auf die Ne­bel­zo­ne. Lang­sam zo­gen die weiß­grau­en Schlie­ren da­hin. „Ich war dort. Ich ha­be zu­ge­se­hen, wie May­da starb. Das Heim hat zu mir ge­spro­chen. Ich brin­ge ei­ne Bot­schaft …“

 
Malte Heim
Die Ent­fer­nung von der Er­de
     
Prolog
     
    Nie war ei­ne In­sel von ei­nem ge­wal­ti­ge­ren Meer um­ge­ben. Je län­ger wir es er­forsch­ten, de­sto mehr wur­de uns sei­ne Schön­heit of­fen­bart; und wir selbst wuch­sen in der Er­kennt­nis sei­ner Grö­ße.
    Wir lern­ten, aus sei­ner schein­ba­ren Feind­schaft den Groß­mut und aus sei­nen Ge­fah­ren – die nicht in sei­ner, son­dern in un­se­rer Na­tur be­grün­det wa­ren – das Ver­spre­chen her­aus­zu­le­sen. Wo­chen- und mo­na­te­weit sand­ten wir un­se­re Er­kun­dungs­schif­fe aus, und stets ka­men sie mit Be­wei­sen noch un­vor­stell­ba­re­rer Ent­fer­nun­gen, noch un­er­war­te­te­rer Mög­lich­kei­ten zu­rück.
    Die Wei­te emp­fing uns wie ei­ne schö­ne Frau, die an An­mut und Lie­bes­fä­hig­keit zu­nimmt, je mehr man sie ken­nen­lernt.
    Sie gab uns, was im­mer wir ar­ti­ku­lie­ren konn­ten – Nah­rung und Kraft, Licht und Wis­sen, Le­ben und Lie­be – im Über­maß. Sie trug un­se­re Kin­der aus, lehr­te sie ih­re Ge­heim­nis­se, ver­län­ger­te ihr Le­ben und mehr­te ih­re Freu­de dar­an.
    Längst schon hat­ten wir je­ne be­frie­digt, die auf un­se­re Schul­den bei ih­nen poch­ten; hat­ten ih­re Ab­ge­sand­ten auf der In­sel emp­fan­gen und ih­nen fest­li­che Ta­ge be­rei­tet. Wir weck­ten ih­ren Wunsch wie­der­zu­kom­men und lu­den sie ein, ih­re Freun­de und Fa­mi­li­en mit­zu­brin­gen. Wir bo­ten al­len ei­ne Zu­flucht an, die ih­rer Hei­mat über­drüs­sig ge­wor­den wa­ren und an ihr krank­ten.
    Wir schlu­gen vor, neue In­seln zu er­rich­ten, auf de­nen die Merk­ma­le der Hei­mat bes­ser aus­ge­prägt sein soll­ten. Schließ­lich nah­men wir al­le bei uns auf, die in Freund­schaft ka­men, und ver­such­ten je­ne von ih­rem Un­recht zu über­zeu­gen, die mit For­de­run­gen oder Vor­wür­fen ka­men.
    Aber sie ga­ben kei­ne Ru­he, die Müt­ter und Vä­ter – sie be­män­gel­ten, wo kei­ne Not herrsch­te, mahn­ten, wo sie ih­re Rech­te ver­lo­ren hat­ten, und ta­del­ten, wo wir sie über­trof­fen hat­ten.
    Je­doch, wir sind gu­te Be­ob­ach­ter, und so blieb uns nicht ver­bor­gen, daß die Hei­mat stirbt. Im To­des­kampf ver­sucht sie, uns mit sich zu rei­ßen.
    Wenn sie nicht von dem un­sin­ni­gen An­spruch der Macht über uns läßt, wenn sie uns den Wunsch nach Selb­stän­dig­keit wei­ter ab­schlägt – und wenn sie uns mit Krieg dro­hen soll­te –, sind wir be­reit zu han­deln.
     
1
     
    Er ging zum Vi­di­fon und wähl­te

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