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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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tief un­ten im Tal ei­ne un­er­träg­li­che Be­las­tung ih­rer Psy­che. Die Zeit hat kei­ne Wun­den ge­heilt. Un­ter Pikes San­da­let­ten wir­belt Staub und Asche auf. Der Bo­den ist über­sät mit ge­druck­ten Schal­tun­gen. Aus un­er­klär­li­chen Grün­den scheint die ge­sam­te Pro­duk­ti­on man­cher Ro­bot­fa­bri­ken di­rekt zur Hal­de trans­por­tiert zu wer­den. Aber für ei­ne ge­druck­te Schal­tung gibt es bei den Dea­lern nicht ein­mal ein falsches Lä­cheln.
    „ Pin­kel-Dea­ler müß­te man sein“, seufzt Bie­ne. Bie­ne ist so groß wie Pi­ke und nur un­we­sent­lich fäl­li­ger. Ih­re Brüs­te sind un­be­deckt. Der auf­stei­gen­de Staub wird von dem Kraft­feld ih­rer elek­tro­ma­gne­ti­schen Brust­war­zen lang­sam an­ge­zo­gen. Schmutz be­deckt das Rot ih­rer Ho­se. Die Au­gen bli­cken wach in die Welt. „Man kann von den Hän­gen bis ins Tal wan­dern und wie­der zu­rück. Mit Funk­aus­weis. Und ’nen Hau­fen Koh­le ma­chen. Je­der Dea­ler hat min­des­tens zwei Vil­len auf dem Hang ste­hen. Von de­nen springt kei­ner von den Aus­sichtstür­men. Die krat­zen sich auf Kos­ten un­se­rer Ar­beits­kraft ein Ver­mö­gen zu­sam­men und plün­dern uns kul­tu­rell völ­lig aus. Bis man schließ­lich nackt da­steht.“
    Zel­ter läuft die Bö­schung her­un­ter. In der Hand schwenkt er einen schwar­zen Kas­ten. „Ein Ad­ap­ter“, keucht er, als er Bie­ne und Pi­ke er­reicht. Die an­de­ren Prols, die die Hal­de durch­wühlt ha­ben, mur­meln neid­voll. „Ein gott­ver­damm­ter Fühla­d­ap­ter“, wie­der­holt Zel­ter. „Das ist mehr wert als ein Qui­ckie mit ir­gend­ei­ner mie­sen Pin­kel-Schnal­le. Da­für kann ich mich zehn­mal über je­de Prol-Tan­te le­gen und ga­ran­tiert che­mi­ka­li­en­frei­es Pin­kel-Bier im Sech­ser­pack kau­fen. Was für ein herr­li­cher Tag!“
    Bie­ne spuckt aus. Sie kann we­der Zel­ter noch die an­de­ren männ­li­chen Be­woh­ner der Faß­sied­lung am Wup­pe­ru­fer son­der­lich aus­ste­hen. Ih­re Au­gen ver­en­gen sich. Die Brüs­te he­ben sich im schnel­len Rhyth­mus ih­rer Atem­zü­ge. Pi­ke spürt das zar­te Pri­ckeln, das von ih­ren elek­tro­ma­gne­ti­schen Brust­war­zen aus­geht. Ein ero­ti­sie­ren­des Ge­fühl; we­sent­lich mensch­li­cher als die dump­fe Brunst der te­le­pa­thi­schen Rat­te. Zel­ter hat recht. Was für ein herr­li­cher Tag.
    „Zi­schen wir ab“, wen­det sich Bie­ne an Pi­ke, oh­ne Zel­ter ei­nes wei­te­ren Blickes zu wür­di­gen. „Hier is eh nichts mehr zu ho­len, und ich hab ek­lig viel Hun­ger. Hast du was zum tau­schen? Dann geb ich dir auch was.“
    Zel­ter reißt den Mund auf. „Und mein erst­klas­sig er­hal­te­ner Fühla­d­ap­ter?“ fragt er be­lei­digt. „Da­von kann je­de Prol, die sich zu mir ge­sellt, ’ne gan­ze Wei­le üp­pig le­ben. Na, Pi­ke? Ver­ges­sen wir un­se­ren Streit?“
    „Fick dich selbst“, sagt Pi­ke und geht mit Bie­ne da­von. Be­nom­men bleibt Zel­ter auf der Hal­de zu­rück. Er weiß nicht, daß oben auf Io noch viel är­ge­rer Ver­zicht von den schnei­di­gen Raum­fah­rern ver­langt wird. Ob­wohl das männ­li­che Ge­schlecht nun in­ter­pla­ne­tar ver­brei­tet ist, ent­behrt es noch im­mer jeg­li­cher An­er­ken­nung. Zel­ter ist nur ei­nes von vie­len Op­fern. Op­fer, die in kei­ner Po­li­zei­sta­tis­tik auf­tau­chen. Nur die psych­ia­tri­schen Kli­ni­ken füh­ren um­fang­rei­che Da­tei­en. Das hat den Pin­keln die Sieb­ar­beit we­sent­lich er­leich­tert.
    Pi­ke fuhrt Bie­ne zu ei­nem ih­rer Au­ßen­de­pots und ach­tet sorg­fäl­tig dar­auf, daß ih­nen kei­ne Lum­pen­prols fol­gen. Zum Glück ist seit der letz­ten dras­ti­schen Aus­spra­che die Kri­mi­na­li­täts­ra­te merk­bar ge­sun­ken, doch noch im­mer gibt es zwie­lich­ti­ge Ele­men­te. Ei­ni­ge wer­den ver­mut­lich von den Dea­lern fi­nan­ziert, die ih­re Ein­kaufs­prei­se drücken wol­len. Hin­wei­se deu­ten dar­auf, daß oben auf den Hän­gen wis­sen­schaft­li­che Ver­su­che lau­fen, Ge­schäfts­tüch­tig­keit in den Ge­nen zu ver­an­kern. Die letz­te Lohn­er­hö­hung hat die mo­ra­li­schen Be­den­ken der Bio­in­ge­nieu­re völ­lig zer­streut. Pi­ke ist

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