Metropolis brennt
als würden ihn Peitschenhiebe treffen.
„Es war schön, Vharn, und ich bereue es nicht, ich bereue es wirklich nicht. Und … es bewirkt etwas …“
Sie klammerte sich an ihm fest, genauso, wie er sich an ihr festklammerte. Sie spürte keine Abscheu vor ihm, keinen Ekel, sie stieß ihn nicht zurück. Sie dachte nicht einmal daran. Er hütete sich, sie in diesen Momenten zu sondieren, zwang sich, es nicht zu tun.
„Ich habe Angst“, raunte er.
Aber sie rannten nicht mehr davon, sie bleiben stehen, eng umschlungen, sie schlossen die Augen, spürten ihre gegenseitige Nähe, ihre Wärme. Die Einsamkeit schmolz zu einem kläglichen Rest zusammen. Die Angst und die Panik und der Aufruhr versiegten zu lächerlichen Rinnsalen.
In einer anderen Welt explodierten die Geräusche der Jäger zu einer grauenhaften Melodie, das peitschende Fauchen der Jagdgleiter, die schneidenden Summtöne energiegeschwängerter Aggregate, das jähe, stoßweise, ruckartige Tohuwabohu vieler Gefühler, das sich zu einem Orkan vermengte, klumpig, wirbelnd, tanzend, zuckend …
In einer anderen Welt landeten die Jagdgleiter.
Gefühlsfetzen stachen in Vharns Geist, ließen ihn die Landung miterleben, obwohl er sie nicht miterleben wollte. Er wollte sie aussperren. Er wollte sie nicht fühlen. Er schrie und war sich dessen nicht bewußt. Er krümmte sich zusammen, klammerte sich an Mirja fest, baute die geistige Blockade auf, doch sie war zu schwach, sie wurde porös, Impulse prasselten dagegen, Haßimpulse, Zornimpulse, Gedankenimpulse, die er nicht verstehen konnte.
Sie schwappten gegen die Barriere, die poröse Barriere. Sie ließen sie bröckeln. Größere Fetzen wurden herausgerissen wie Fleischfetzen aus dem Kadaver eines verfaulenden Tieres, wurden herausgerissen und davongeschwemmt.
Die Barriere brach. Sein Schädel wurde von grellroten und giftgelben Flammenfluten gefüllt, Impulse-Impulse- Impulse, kreatürliche Schmerzen blühten ihn auf … weiter … weiter …
Er schrie noch immer.
Und die Gleiter kamen, brachen als krasse schwarze Schatten durch das hohe Grün-Weiß-Sanftbraun des Waldbaldachins, peitschten den Schnee davon, schickten beißende Kälteböen auf den Boden herunter, ließen die Haare der beiden gebannten Menschen flattern …
Vharn hielt Mirja fest, Mirja hielt ihn fest. Sie beide standen im Zentrum eines Orkans, eines Wintersturmes, von Maschinenkraft hervorgerufen, Schneeflocken wirbelten, Schlieren tanzten, das heisere, röhrende Kreischen der Maschinen, das grelle Hassen der Normalen …
Äste und Zweige brachen mit berstendem, peitschendem Knall, die schwarzen Schatten sanken tiefer, Lichter zuckten hektisch, Lichtbahnen wischten über den aufglühenden Schnee.
Zeitraffer.
Fremde Emotionen. Vharn konnte nicht mehr zwischen ihnen und seinen eigenen unterscheiden. Es gab keine Trennungslinie mehr. Keinen Horizont.
Die schwarzen Gleiter setzten federnd auf dem verschneiten Waldboden auf. Fremde Augen sahen …
Weitere Instrumente werden aktiviert. Finger, schlanke, lange, beinahe fraulich-zarte Finger huschen spielerisch über Sensortasten und Kristall-Regler. Lichterreihen erwachen zu flackerndem oder beständig ruhigem Leben oder erlöschen.
Außenschotte öffnen sich mit mahlendem Scharren.
Die Jäger springen heraus. Kraftvoll. Beherrscht. Gezügelte Energie. Gedämpfte Gedanken. Befehle lasten im Vordergrund.
Holt euch die beiden!
Wenn sie sich wehren, ist von der Waffe Gebrauch zu machen! Kein falsches Mitleid! Sie sind Verbrecher an der Gesellschaft, sie haben das Gesetz mit den Füßen getreten, dieses militante Gesindel, das einen
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