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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Fre­ak-De­mons­tra­tio­nen den Be­weis für die Rich­tig­keit un­se­rer Ver­hö­r­er­geb­nis­se.“
    Es dau­er­te lan­ge, sehr lan­ge, bis Vharn be­griff, was die­ses lee­re, aus­ge­brann­te Zen­trum in sei­nem Be­wußt­sein be­deu­te­te, es dau­er­te lan­ge, ob­wohl er die Män­ner mehr­mals dar­über spre­chen hör­te, und als er es be­griff, da war es ein Schock.
    Sie hat­ten ihm sei­ne Er­in­ne­run­gen, sei­ne Ge­dan­ken, sei­ne Be­weg­grün­de aus dem Schä­del ge­saugt … Die Schmer­zen, die rei­ßen­den, wüh­len­den, kaum aus­zu­hal­ten­den Schmer­zen … Jetzt ver­stand er, jetzt wuß­te er, daß …
    Er konn­te nicht schrei­en, er konn­te sich nicht be­we­gen, und die bei­den Män­ner be­han­del­ten ihn, als exis­tie­re er nur auf ih­ren Aus­wer­tungs­lis­ten, auf den dun­kel­ro­ten/schwar­zen Ska­len ih­rer Com­pu­ter-Ter­mi­nals, als wä­re er ein to­tes Stück Fleisch.
    „… über­ra­schen­der­wei­se in gu­ter kör­per­li­cher Ver­fas­sung, trotz 78% Cad­mi­um-Schä­di­gung. Der Dop­pelp­ne­um-An­zug sorgt für ei­ne op­ti­ma­le Be­weg­lich­keit und dämpft die Schmer­zen. Die­ser Bur­sche hier müß­te in die­sem Sta­di­um der Krank­heit nor­ma­ler­wei­se auf ir­gend­ei­ner stin­ken­den Müll­kip­pe ver­re­cken und al­les an­de­re als auf­rüh­re­ri­sche Ge­dan­ken im Schä­del ha­ben, weil je­de auch noch so klei­ne, je­de un­vor­sich­ti­ge Be­we­gung den Tod be­deu­ten kann. Sie wis­sen ja, Herr Ober­stadt­füh­rer, wie das bei Cad­mi­um-Er­krank­ten ist. Ei­ne ruck­ar­ti­ge Be­we­gung, ein hef­ti­ges Hus­ten, und schon split­tert ei­ne Rip­pe, viel­leicht zwei, ein Split­ter stößt ins Herz – aus. Die Kno­chen sind so brü­chig wie ver­schim­mel­tes Pa­pier. Sie hal­ten nichts mehr aus. Das gan­ze Ske­lett ist ein mod­ri­ges, po­rö­ses Et­was.“
    „Wi­der­lich. Und da gibt es im­mer wie­der sol­che Klug­schei­ßer, die vom Pro­to­typ ei­ner neu­en Mensch­heit re­den.“ Ein häß­li­ches La­chen.
    Bren­nend­gel­be Ge­fühlss­trö­me, fa­se­rig, bei­zend wie Säu­re.
    Vharn hielt es nicht mehr aus, er sperr­te die bei­den Stim­men aus sei­nem Schä­den aus, ver­bar­ri­ka­dier­te sich, kau­er­te sich in ei­nem Win­kel sei­nes Schä­dels nie­der. Er woll­te nichts mehr hö­ren, er woll­te nichts mehr hö­ren.
    „Gut, Dok­tor. Sie hal­ten mich wei­ter auf dem lau­fen­den. Und vor al­lem – küm­mern Sie sich an­ge­mes­sen um un­se­ren Fre­ak. Er hat sich un­ser In­ter­es­se red­lich ver­dient. Ich neh­me mich der po­li­ti­schen La­ge an. Ei­nes je­den­falls steht fest: Wir wer­den die­sen wan­deln­den Lei­chen kei­ne Ge­le­gen­heit zum Tri­umph ge­ben. Sol­len sie ih­re De­mons­tra­tio­nen ru­hig ab­hal­ten, wir hin­dern sie nicht dar­an. Was dies an­geht, ha­ben wir in den letz­ten Jah­ren ei­ne Men­ge da­zu­ge­lernt.“ Er lach­te. „Drauf­prü­geln wä­re zwar das bes­te, je­doch po­li­tisch äu­ßerst un­klug. Man muß die Din­ge sub­til an­ge­hen.“
    „Wie wahr, Herr Ober­stadt­füh­rer, wie wahr.“
    „Und was sei­ne Freun­din, die­ses Stree­ter-Flitt­chen be­trifft – mit der ver­fah­ren Sie eben­falls wie ab­ge­spro­chen.“
    „Selbst­ver­ständ­lich, Herr Ober­stadt­füh­rer.“
    „Ich se­he, wir sind uns ei­nig. Gut.“ Schrit­te, die sich ent­fern­ten. Ei­ne Tür, die ener­gisch auf­ge­zo­gen und gleich dar­auf wie­der ge­schlos­sen wur­de. Stil­le. Ma­schi­nen­sum­men. Ti­cken. Atem­zü­ge. Dann ein lei­ses La­chen.
    Der Arzt trat an Vharns Sei­te her­an, starr­te auf ihn hin­un­ter und lä­chel­te ein kal­tes, ge­fühl­lo­ses Lä­cheln. „Jetzt sind wir bei­de so­zu­sa­gen un­ter uns, und ich ver­spre­che dir, Freund­chen, daß ich mich in der Tat an­ge­mes­sen um dich küm­mern wer­de.“
    Bren­nend­gel­be Ge­fühlss­trö­me, fa­se­rig, bei­zend wie Säu­re und eben­falls – wie bei den her­an­stür­men­den Jä­gern – von Be­feh­len über­la­den, fie­len in Vharns Be­wußt­sein ein, scheuch­ten ihn aus sei­ner kau­ern­den Stel­lung in sei­nem Schä­del auf, zwan­gen sein Be­wußt­sein zu­rück­zu­keh­ren, zu­rück­zu­keh­ren in die

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