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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Hauch von Ge­fan­gen­sein aus. Be­ton, Be­ton, Be­ton, über­all grau­er, schwar­zer Be­ton. Un­ter ihm, über ihm, die Sei­ten­wän­de, über­all, über­all.
    Das kal­te, künst­li­che Licht der bei­den De­cken­leuch­ten spen­de­te kei­nen Trost.
    Vharn fühl­te den Be­ton, fühl­te die Käl­te, die Mau­ern, fühl­te die An­we­sen­heit der Nor­ma­len, der Sys­tem­kon­for­men; die dump­fen, mur­meln­den, dröh­nen­den, häm­mern­den Stim­men und Ge­füh­le wan­den sich spi­ral­för­mig in sei­nem Schä­del, um­kreis­ten ein Zen­trum der Lee­re, des Aus­ge­brannt­seins, um­klam­mer­ten es, schmol­zen es ein, bis er ver­stand …
    „… zu sich. Hat lan­ge ge­dau­ert.“
    „Kann er uns hö­ren?“ Rein wis­sen­schaft­li­che Neu­gier schwang in der glat­ten Stim­me und in den glat­ten Ge­füh­len.
    „Er hat kei­ne Sys­kon­kon. Dement­spre­chend wi­der­stands­fä­hig dürf­te er sein.“ Kur­ze Pau­se. Pa­pi­er­ra­scheln. Ein an­ge­neh­mer Summ­ton. „Schau­en Sie sich die Auf­zeich­nun­gen an. Das Psy­cho­ver­hör hat ei­ni­ge in­ter­essan­te Aspek­te er­ge­ben, hier, das Pro­to­koll.“
    Er­neut hör­te Vharn Pa­pier ra­scheln, er ver­such­te, den Kopf so zu wen­den, daß er die bei­den Spre­cher se­hen konn­te, doch ge­lang ihm dies nicht. Starr und steif, ge­bannt, hing er in dem Ge­spinst, un­fä­hig, sei­nen Kör­per zu be­we­gen, ab­ge­schal­tet wie ei­ne Ma­schi­ne, vol­ler Schmer­zen und Angst. Nicht hus­ten, um Got­tes wil­len, nicht hus­ten. Und er glaub­te, das Ge­räusch bers­ten­der Rip­pen hö­ren zu kön­nen, knir­schen­der, bre­chen­der Kno­chen. Nicht hus­ten.
    Die Stim­men ka­men nä­her.
    „Al­so ein To­tal-As­so­zia­ler. Ich hät­te es mir den­ken kön­nen. So wie die­ser häß­li­che Kauz aus­sieht.“ Ein Frös­teln. Vharn woll­te sich auf­bäu­men, als die Ab­scheu wie ei­ne erup­ti­ve Flut aus Eis­kris­tal­len von dem Spre­cher auf ihn über­ging.
    Der Spre­cher ver­ach­te­te ihn, den Krüp­pel, den Fre­ak.
    Vharn ver­such­te zu den­ken, aber da war die­ses Sil­ber­ge­spinst … an sei­nem Kör­per, in sei­nem Schä­del, in sei­nem Ge­hirn. Er konn­te nicht den­ken, das Ge­spinst ver­hin­der­te es. Sie hat­ten ihm al­les ge­nom­men, den Pro­grav, den Dop­pelp­ne­um-An­zug, sei­ne Be­we­gungs­frei­heit, sei­ne Men­schen­wür­de … Den­ken war nur mög­lich auf Be­fehl. Auf Be­fehl. Auf …
    Mir­ja! Wo war Mir­ja? Leb­te sie noch? War sie tot? Wo hat­ten sie Mir­ja hin­ge­bracht?
    Der an­de­re Spre­cher führ­te mit dunk­ler, nicht un­sym­pa­thi­scher Stim­me aus: „… Sys­tem­form­kon­di­tio­nie­rung ist nur bei phy­sisch und psy­chisch völ­lig in­tak­ten Ex­em­pla­ren mög­lich.“
    Ein me­ckern­des La­chen. „Ei­gent­lich ein Witz. Ge­ra­de die­se Sub­jek­te hät­ten sie nö­tig.“ Schrit­te. Das Ra­scheln von frisch ge­stärk­tem Stoff. „Ich wer­de ei­ne ent­spre­chen­de Ein­ga­be ma­chen müs­sen. Un­halt­ba­re Zu­stän­de, Dok­tor …“
    „Ich kann mir nicht hel­fen, tut mir leid, Herr Ober­stadt­füh­rer. Aber se­hen Sie, wes­halb ein Auf­he­ben um die­se … die­se We­sen ma­chen? Die meis­ten von ih­nen ma­chen es nicht sehr lan­ge. Sie wer­den nicht alt. Kre­pie­ren. Es gibt kaum Ärz­te, die sie be­han­deln, und die arm­se­li­gen Be­mü­hun­gen der Stree­ters – was hel­fen die schon. Die Pa­ria-Sa­tel­li­ten­städ­te sind über­füllt. Acht­hun­dert­tau­send Men­schen. Ei­ne ein­fa­che, aber sehr wirk­sa­me Lö­sung. Wir ma­chen uns die Hän­de nicht schmut­zig.“
    Schat­ten husch­ten über die ge­wölb­te Be­ton­de­cke, die Vharn an­star­ren muß­te, die mons­trös ver­krümm­ten Schat­ten der bei­den Män­ner, die hin­ter dem Kopf­en­de des Sil­ber­ge­spins­tes ste­hen muß­ten.
    Stil­le kehr­te ein, das Ma­schi­nen­sum­men blieb kon­stant, ver­ein­zelt wur­de es von ei­nem hel­le­ren Ti­cken be­glei­tet.
    Und hin und wie­der spra­chen die Män­ner.
    „Er ist al­so mit vol­ler Ab­sicht in den Wald ein­ge­drun­gen …“
    „Wie ich Ih­nen sag­te, Herr Ober­stadt­füh­rer.“
    „Ja, Sie ha­ben es pro­phe­zeit, und in­zwi­schen ge­ben uns ja auch die

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