Metropolis brennt
Hauch von Gefangensein aus. Beton, Beton, Beton, überall grauer, schwarzer Beton. Unter ihm, über ihm, die Seitenwände, überall, überall.
Das kalte, künstliche Licht der beiden Deckenleuchten spendete keinen Trost.
Vharn fühlte den Beton, fühlte die Kälte, die Mauern, fühlte die Anwesenheit der Normalen, der Systemkonformen; die dumpfen, murmelnden, dröhnenden, hämmernden Stimmen und Gefühle wanden sich spiralförmig in seinem Schädel, umkreisten ein Zentrum der Leere, des Ausgebranntseins, umklammerten es, schmolzen es ein, bis er verstand …
„… zu sich. Hat lange gedauert.“
„Kann er uns hören?“ Rein wissenschaftliche Neugier schwang in der glatten Stimme und in den glatten Gefühlen.
„Er hat keine Syskonkon. Dementsprechend widerstandsfähig dürfte er sein.“ Kurze Pause. Papierrascheln. Ein angenehmer Summton. „Schauen Sie sich die Aufzeichnungen an. Das Psychoverhör hat einige interessante Aspekte ergeben, hier, das Protokoll.“
Erneut hörte Vharn Papier rascheln, er versuchte, den Kopf so zu wenden, daß er die beiden Sprecher sehen konnte, doch gelang ihm dies nicht. Starr und steif, gebannt, hing er in dem Gespinst, unfähig, seinen Körper zu bewegen, abgeschaltet wie eine Maschine, voller Schmerzen und Angst. Nicht husten, um Gottes willen, nicht husten. Und er glaubte, das Geräusch berstender Rippen hören zu können, knirschender, brechender Knochen. Nicht husten.
Die Stimmen kamen näher.
„Also ein Total-Assozialer. Ich hätte es mir denken können. So wie dieser häßliche Kauz aussieht.“ Ein Frösteln. Vharn wollte sich aufbäumen, als die Abscheu wie eine eruptive Flut aus Eiskristallen von dem Sprecher auf ihn überging.
Der Sprecher verachtete ihn, den Krüppel, den Freak.
Vharn versuchte zu denken, aber da war dieses Silbergespinst … an seinem Körper, in seinem Schädel, in seinem Gehirn. Er konnte nicht denken, das Gespinst verhinderte es. Sie hatten ihm alles genommen, den Prograv, den Doppelpneum-Anzug, seine Bewegungsfreiheit, seine Menschenwürde … Denken war nur möglich auf Befehl. Auf Befehl. Auf …
Mirja! Wo war Mirja? Lebte sie noch? War sie tot? Wo hatten sie Mirja hingebracht?
Der andere Sprecher führte mit dunkler, nicht unsympathischer Stimme aus: „… Systemformkonditionierung ist nur bei physisch und psychisch völlig intakten Exemplaren möglich.“
Ein meckerndes Lachen. „Eigentlich ein Witz. Gerade diese Subjekte hätten sie nötig.“ Schritte. Das Rascheln von frisch gestärktem Stoff. „Ich werde eine entsprechende Eingabe machen müssen. Unhaltbare Zustände, Doktor …“
„Ich kann mir nicht helfen, tut mir leid, Herr Oberstadtführer. Aber sehen Sie, weshalb ein Aufheben um diese … diese Wesen machen? Die meisten von ihnen machen es nicht sehr lange. Sie werden nicht alt. Krepieren. Es gibt kaum Ärzte, die sie behandeln, und die armseligen Bemühungen der Streeters – was helfen die schon. Die Paria-Satellitenstädte sind überfüllt. Achthunderttausend Menschen. Eine einfache, aber sehr wirksame Lösung. Wir machen uns die Hände nicht schmutzig.“
Schatten huschten über die gewölbte Betondecke, die Vharn anstarren mußte, die monströs verkrümmten Schatten der beiden Männer, die hinter dem Kopfende des Silbergespinstes stehen mußten.
Stille kehrte ein, das Maschinensummen blieb konstant, vereinzelt wurde es von einem helleren Ticken begleitet.
Und hin und wieder sprachen die Männer.
„Er ist also mit voller Absicht in den Wald eingedrungen …“
„Wie ich Ihnen sagte, Herr Oberstadtführer.“
„Ja, Sie haben es prophezeit, und inzwischen geben uns ja auch die
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