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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Schat­ten im glä­sern wir­ken­den Eis, Schat­ten und die üb­li­chen Farb­tup­fer. Viel­leicht sah nur er sie, aber sie wa­ren vor­han­den: zart, va­ge, in ste­ter Ver­än­de­rung be­grif­fen.
    Mir­ja rann­te plötz­lich los, schüt­tel­te die Be­klom­men­heit mit ei­nem ver­zwei­fel­ten La­chen ab, als wol­le sie da­mit die Stil­le, die plötz­lich zwi­schen ih­nen ge­han­gen hat­te, zer­stö­ren, ein für al­le­mal zer­fet­zen.
    Er drück­te die Sen­sor­tas­te auf dem lin­ken Är­mel des Dop­pelp­ne­um-An­zugs, der Pro­grav rea­gier­te au­gen­blick­lich, er kam hoch, wur­de schnell … schnell … be­hielt ihr La­chen in der Er­in­ne­rung, woll­te es lan­ge in der Er­in­ne­rung be­hal­ten … als fröh­li­ches La­chen.
    Al­les könn­te so schön sein, wenn …
    Wenn die­ser Wald ein nor­ma­ler Wald, die­se Ge­sell­schaft ei­ne nor­ma­le Ge­sell­schaft und Mir­ja und er nor­ma­le Men­schen wä­ren.
    Sie rann­te schnell. Has­tig stapf­te sie durch Eis und Schnee, brach knir­schend knö­chel­tief ein, kam wie­der frei, wühl­te, pflüg­te sich durch Schnee­ver­we­hun­gen, riß bei­de Hän­de hoch, be­rühr­te Zwei­ge, Äs­te, brach­te das Cha­os in die schwei­gen­de, fros­ter­starr­te Wald­welt und lach­te jetzt über­mü­tig, über­mü­tig, so wun­der­bar über­mü­tig.
    Es gab kei­nen Grund, nicht über­mü­tig zu sein. Die Schach­zü­ge wa­ren ge­tan, die Fal­le war auf­ge­stellt, der Kö­der be­weg­te sich … Blieb ein­zig und al­lein die Un­be­re­chen­bar­keit ei­nes mi­li­tä­risch-per­fek­ten Sys­tems …
    Schnee sprüh­te pulv­rig, reg­ne­te in wei­ßen Kas­ka­den zu Bo­den, schlug in Vharns Ge­sicht, ließ ihn prus­ten und eben­falls la­chen.
    Ei­ne Pro­vo­ka­ti­on …
    Er folg­te Mir­ja, wich den Stäm­men aus, die blitz­schnell vor ihm aus dem Schnee-Ne­bel, aus neb­li­gen Tur­bu­len­zen auf­tauch­ten, sich ihm in den Weg stell­ten, um­run­de­te sie, folg­te ihr, so schnell er konn­te. Hier stan­den die Bäu­me dich­ter, das Zwie­licht wirk­te an­ders – un­heim­li­cher, be­droh­li­cher. Vie­le Bäu­me wa­ren tot, schwarz­brau­ne Ske­let­te, die sich knor­rig, bi­zarr in das Weiß er­ho­ben. Die Ein­sam­keit wur­de grö­ßer, je wei­ter sich Mir­ja von ihm ent­fern­te, je düs­te­rer es auf dem Wald­bo­den wur­de. Stil­le und Tod um­ga­ben ihn.
    Einen Ab­hang hin­un­ter.
    Schnee flog und wir­bel­te. Eis­kris­tal­le blitz­ten spöt­tisch und auch ver­wir­rend. Schnell ka­men ih­re Schrit­te. Schnell. Sehr schnell.
    Er sah sie weit vor­aus, hang­ab­wärts. Ei­ne freie, ge­well­te Schnee­flä­che, die Bäu­me mach­ten Platz, ih­re Schnee­zwei­ge rag­ten je­doch wei­ter oben aus dem Stamm und weit in die Hang-Lich­tung hin­aus. Vie­le Bäu­me wa­ren um­ge­stürzt, zer­schmet­tert, bil­de­ten einen un­ent­wirr­ba­ren Wirr­warr auf dem Bo­den.
    In­mit­ten des Wald-Him­mels wur­de der rich­ti­ge Him­mel sicht­bar, ein zer­ris­sen wir­ken­der Fet­zen aus schmie­ri­gem Dun­kel­blau, grau­en Wol­ken, de­ren Rän­der sanft rot­ge­säumt wa­ren. Die Son­ne stand als ver­wa­sche­ner Phan­tom­fleck an die­sem Him­mel, ih­re Strah­len konn­ten den Smog­man­tel schon lan­ge nicht mehr durch­drin­gen, und der Ener­gie­dom, der den Wald um­hüll­te, fil­ter­te die oh­ne­hin schon schwa­chen Strah­len noch ein­mal zu­sätz­lich.
    Mir­ja rief: „Vharn! Schnell, komm – schau, was ich ma­che!“
    Er ras­te zu ihr, der Pro­grav summ­te hell, er lach­te, die kal­te Luft rö­te­te sein Ge­sicht, stach tief in sei­ne Lun­gen hin­ein, die Käl­te, die sei­nen Kör­per er­star­ren ließ, pack­te ener­gi­scher zu, spür­te, daß sie stär­ker war als er, so­viel stär­ker.
    Mir­ja stieß sich ab, ihr kna­ben­haf­ter, ge­schmei­di­ger Kör­per spann­te sich an, ein Ge­fühl un­end­li­cher Frei­heit blitz­te grell auf; Mir­ja flog durch die Luft – die Zeit blieb ste­hen. Die­ses Bild brann­te sich in sei­nen Geist ein, setz­te sich mit schmerz­haf­ter In­ten­si­tät fest.
    Schnee stäub­te, flog, wall­te ne­bel­gleich, als Mir­ja fiel, sich über­schlug, sich im­mer wie­der über­schlug – und den sanft ge­neig­ten Wald-Ab­hang

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