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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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er­schi­en auf dem blei­chen Ge­sicht. „Daß du jetzt nicht mehr füh­len kannst, ist ei­nem … äh … be­dau­er­li­chen Feh­ler zu­zu­schrei­ben, der uns beim Ver­hör pas­siert sein muß, be­dau­er­lich, wirk­lich.“ Das Lä­cheln spann­te die blut­lee­ren Lip­pen des Arz­tes. „Nun, du kannst uns nichts nach­wei­sen, al­so küm­mert es uns nicht. Du bist frei. Geh und zeig dich dei­nen tap­fe­ren Mit­strei­tern. Den ar­men Ir­ren und Kran­ken, die dei­net­we­gen so flei­ßig de­mons­triert ha­ben. Es war amüsant. Vie­le Über­stun­den für die Po­li­zei­kräf­te. Mehr nicht.“
    „Sie ha­ben nicht nur mei­net­we­gen de­mons­triert“, preß­te Vharn her­aus. Sei­ne Stim­me war ein Kräch­zen, je­des Wort fiel ihm schwer, es kam ihm vor, als ha­be er wo­chen­lang nicht mehr ge­spro­chen.
    „Ach ja. Na­tür­lich. Es ging auch um die Sa­che der Au­ßen­sei­ter, der Fre­aks. Um die gu­te Sa­che. Ein hei­li­ger Kreuz­zug, das hät­te ich bei­na­he ver­ges­sen. Nun, er hat trotz­dem nichts be­wirkt. Ihr müß­tet es doch lang­sam be­grif­fen ha­ben.“
    „Wie lan­ge …“
    Der Mann un­ter­brach ihn schroff. „Maul hal­ten. Du warst jetzt einen Mo­nat un­ser Gast, du hast viel Zeit zum Nach­den­ken ge­habt. Ich hof­fe, du hast sie ge­nutzt. Du bist frei.“
    Er ruck­te mit dem Kopf Rich­tung Tür, die sich hin­ter Vharns Ses­sel be­fin­den muß­te.
    Vharn er­hob sich. Der Pro­grav funk­tio­nier­te; ein lei­ses, gleich­mä­ßi­ges Sum­men ließ ihn fein vi­brie­ren, um­hüll­te sei­nen ver­kno­te­ten Kör­per.
    Die Stim­me des Man­nes ließ Vharn ste­hen­blei­ben.
    „Du bist in die schwar­ze Lis­te der un­an­ge­nehm auf­ge­fal­le­nen Per­so­nen die­ser Stadt auf­ge­nom­men, Fre­ak, ver­giß das nicht. Dei­ne Eu­len­spie­ge­lei wird nicht ver­ges­sen, auch wenn das im Mo­ment so aus­se­hen mag. Die Leu­te hal­ten es für einen ge­lun­ge­nen Scherz, sie an­er­ken­nen dei­ne Leis­tung, dei­nen Mut. Freu dich, Fre­ak, du bist über Nacht zu ei­ner Art Volks­held ge­wor­den. Nicht dumm. Ein klu­ger Schach­zug. Wir kön­nen dich al­so nicht ein­fach nur er­le­di­gen.“
    Die lan­gen Fin­ger des Man­nes spiel­ten mit ei­nem Filz­schrei­ber, der auf dem Schreib­tisch lag. Spin­nen­ar­tig be­weg­ten sich die Fin­ger, lieb­kos­ten den Stift, scho­ben ihn über die Tisch­plat­te, ho­ben ihn auf, dreh­ten, wen­de­ten ihn.
    Und der Mann starr­te Vharn an. „Aber es muß schließ­lich nicht im­mer ein phy­si­sches Er­le­di­gen sein, nicht wahr, Fre­ak? Wie fühlst du dich? Gut? Trotz dei­ner fort­ge­schrit­te­nen Krank­heit? Ob­wohl du jetzt al­lein bist, ganz al­lein – wo du dich so sehr vor dem Al­lein­sein fürch­test, daß du es nicht ein­mal dir selbst ge­gen­über zu­gibst. Al­lein, oh­ne Mir­ja. Wo mag sie sein, die lie­be, selb­stän­di­ge, auf­op­fern­de Mir­ja? Denk dar­über nach. Kein Mensch in­ter­es­siert sich für sie. Du bist der Held des Ta­ges, sie …“ Er mach­te ei­ne weg­wer­fen­de Ges­te. „Man kann die Mas­se ma­ni­pu­lie­ren. Es ist nicht schwer. Wir hät­ten so­gar ver­hin­dern kön­nen, daß du zum Volks­hel­den wirst, Fre­ak, aber das woll­ten wir gar nicht. Wenn die Men­ge ih­ren Hel­den hat, ver­gißt sie ge­wis­se an­de­re Din­ge …“
    „Der al­te Be­zirk des Wal­des …“
    „Un­ter an­de­rem, ja. Ich se­he, dei­ne Er­in­ne­rung funk­tio­niert schon wie­der. Be­acht­lich, wie schnell du dich er­holst. Dann er­in­ne­re dich dar­an, daß du schul­dig bist an dem, was Mir­ja zu­ge­sto­ßen ist, ganz gleich, was ihr zu­ge­sto­ßen ist – du bist der wah­re Schul­di­ge dar­an.“
    Nein, dach­te Vharn ent­setzt. Nein. Sie woll­te mit­kom­men. Sie hat ge­sagt, es be­wirkt et­was, es hat einen Sinn.
    „Wenn wir dich ein zwei­tes Mal auf­grei­fen müs­sen, wenn du ein zwei­tes Mal un­an­ge­nehm auf­fällst, Fre­ak“, fuhr die me­lo­di­sche Stim­me des Arz­tes fort, „dann wer­den wir kei­ne Rück­sicht mehr auf dich neh­men. Ent­spre­chen­de Vor­keh­run­gen sind ge­trof­fen, Fre­ak. Ein klei­ner Peil­sen­der in dei­nem Schä­del – ir­gend­wo, ir­gend­wo in dei­nem Schä­del. Wir wis­sen al­so je­der­zeit, wo du dich

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