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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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vie­le – die gif­ti­gen Ga­se, die in den Rauch- und Staub­fah­nen über den Slums hin­gen, tö­te­ten die meis­ten von ih­nen. Und er ver­folg­te die Be­rich­te über die Vor­be­rei­tun­gen, den al­ten Be­zirk des Stadt­wal­des ab­zu­hol­zen. Die­se Vor­be­rei­tun­gen wur­den von den re­gie­ren­den Vor­den­kern der Stadt zü­gig vor­an­ge­trie­ben.
    Die Zeit ver­ging.
    Die Be­rich­te er­schie­nen zahl­rei­cher. Un­ru­he ent­stand un­ter den Nor­ma­len.
    Vharn blieb in sei­nem Rat­ten­loch und war­te­te und war­te­te.
    Ers­te De­mons­tra­tio­nen wur­den ab­ge­hal­ten. Men­schen­mas­sen zo­gen durch die In­nen­stadt, fried­lich, ein großer Kör­per, ein großer Wil­le: DER AL­TE BE­ZIRK DES WAL­DES DARF NICHT VER­NICH­TET WER­DEN!
    Ers­te Po­li­zei­e­in­sät­ze.
    Fünf De­mons­tran­ten, 16, 18, 18, 22, 43 Jah­re alt, wur­den ge­tö­tet. Achtund­fünf­zig Po­li­zis­ten leicht und schwer ver­letzt.
    Die Zeit ver­ging.
    Der Ge­stank über den Müll­kip­pen-Slums schi­en zu­zu­neh­men; oder war das ei­ne Il­lu­si­on? Bil­de­te er sich dies nur ein? Mir­ja … Er muß­te oft an sie den­ken, er sah sie oft vor sich, sah sie, wie sie über­mü­tig durch das Zau­ber­weiß des to­ten Wal­des floh, wie sie den Ab­hang hin­un­ter­kul­ler­te, und dann hör­te er wie­der die Si­re­nen der an­grei­fen­den Jagd­glei­ter, sah die düs­te­ren Schat­ten …
    Die Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen Po­li­zei und De­mons­tran­ten nah­men zu. Man­che Jour­na­lis­ten schrie­ben be­reits von bür­ger­kriegs­ar­ti­gen Kämp­fen um den Wald. Die re­gie­ren­den Vor­den­ker der Stadt schei­nen aus der Ver­gan­gen­heit doch nicht all­zu­viel ge­lernt zu ha­ben, dach­te Vharn ein­mal, als er wie­der ein­mal die Zei­tungs­be­rich­te las. Und dann dach­te er an den Mann im wei­ßen Kit­tel. Du hast dich ge­täuscht. Sie ha­ben nichts, über­haupt nichts da­zu­ge­lernt.
    An­fangs, nach­dem er aus den Sta­si-Bun­kern ent­las­sen wor­den war, wa­ren oft Be­su­cher ge­kom­men, dar­un­ter auch Jour­na­lis­ten. Heu­te, ei­ne Ewig­keit spä­ter, kam kaum noch je­mand, um nach ihm zu se­hen.
    Sein Pro­grav war alt. Er wür­de nicht mehr lan­ge funk­tio­nie­ren. Viel­leicht hat­ten sie auch da­für ge­sorgt. Er trau­te es ih­nen zu. Be­wei­sen konn­te er na­tür­lich nichts. Wem auch?
    Die Schmer­zen nah­men zu. Die Zeit ver­ging. Ge­dul­dig war­te­te Vharn ab. Sei­ne Zeit wür­de kom­men.
    Die Ab­holz­kom­man­dos der re­gie­ren­den Vor­den­ker der Stadt be­setz­ten den Wald. Po­li­zei­kom­man­dos rie­gel­ten den Wald ab. Mo­tor­sä­gen rat­ter­ten los. Ers­te Bäu­me fie­len. Ge­sun­de und to­te. Der to­te Wald er­wach­te zu ei­nem grau­sa­men Schein­le­ben un­ter den hek­ti­schen Be­we­gun­gen der Ab­hol­zer und Po­li­zis­ten.
    Neue Un­ru­hen ent­stan­den.
    Hun­dert­tau­sen­de de­mons­trier­ten. Nor­ma­le und Fre­aks.
    Vharn dach­te: Es stimmt, die Frei­heit des ein­zel­nen muß der Kern ei­ner je­den Re­vo­lu­ti­on sein. Kei­ne Sys­kon­kon mehr. Kei­ne Be­ton­städ­te mehr. Le­ben in den Städ­ten – mensch­li­ches Le­ben, aber auch pflanz­li­ches.
    Und als er sich am nächs­ten Mor­gen er­hob und sein Rat­ten­loch in den Slums ver­ließ, in einen grau­en, kal­ten Ne­bel-Win­ter­mor­gen hin­aus, als ihm große, wat­ti­ge Schnee­flo­cken und fros­tig­k­lir­ren­de Käl­te in sein kno­chi­ges Ge­sicht schlu­gen, da dach­te er an sei­ne Mut­ter … An je­nen Tag, an dem er sie ge­fun­den hat­te.
     
    Da­mals war er noch ein klei­ner Jun­ge ge­we­sen. Ein Kind. Nicht krank. Da­mals hat­te er noch nicht ein­mal ge­wußt, was das war, die Cad-Krank­heit.
    Er hat­te Zei­tun­gen aus­ge­tra­gen. Dann die Heim­kehr. Er war durch­fro­ren ge­we­sen, halb er­starrt vor Käl­te. Schnee­stür­me wa­ren durch die en­gen Stra­ßen­schluch­ten ge­fegt. Das Heu­len und Or­geln des Stur­mes konn­te er selbst heu­te noch in sei­ner Er­in­ne­rung hö­ren.
    Er be­trat den Be­ton-Wohn­si­lo. Er fuhr in den fünf­und­drei­ßigs­ten Stock hin­auf. Der Kor­ri­dor ist dun­kel. Es riecht in­ten­siv nach Urin und Feuch­tig­keit. Es ist still.
    Er rennt, weil

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