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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Bezeugungen weiblicher Zuneigung genug hätten. Dennoch hoffe ich, Sie unterstellen mir nicht ähnliche Absichten wie meiner Geschlechtsgenossin, die Sie eben kennengelernt haben. Können Sie sich nicht wenigstens ungefähr denken, was dieser Überfall zu bedeuten hatte?“
    „Ich glaube schon, beide Fragen mit Ja beantworten zu können. Aber ich möchte zuerst gerne hören, was Sie von dem Angriff halten.“
    „Sie werden von jetzt an vorsichtig sein müssen. Dieses Mädchen handelte offensichtlich im Auftrag. Wie ich die Situation einschätze, war diese Lydia sogar in bezug auf Ihre Vorlieben auf erotischem Gebiet sorgfältig ausgesucht – und es wird nicht bei diesem einen Anschlag bleiben. Was diese Vorlieben von Ihnen betrifft …“
    „Es ist mir gleich, was Sie darüber denken. Aber wenn Sie schon soviel herausgefunden zu haben glauben – wer steckt Ihrer Meinung nach dahinter?“
    „Ich glaube nicht, daß es von Sassan ausgeht – er bevorzugt subtilere Methoden. Mag sein, daß Larkos Benim die Sache inszeniert hat. Kennen Sie ihn näher?“
    „Früher … nein, nicht mehr seit … Er war mein Schulfreund.“
    „Nun, vielleicht haben Sie ihn verärgert – oder beschämt –, ohne es zu wissen. Was ich Ihnen zeigen will, hat mit seiner Firma zu tun. Wie Sie vermutlich wissen, hat die ExÖko die Raumkolonien gebaut und gesponsert. Jetzt will sie für ihr Geld und ihre Mühen etwas sehen – Blut, wenn möglich.
    Inzwischen sind die Interessen dieses Unternehmens mit denen des Service verknüpft – und damit natürlich auch bis zu einem gewissen Grad mit denen der Erzpatrioten. Die Absichten dieses Vereins sind mit einem Wort zu benennen: Macht.
    Das vorläufige Ergebnis dieser vereinigten Bemühungen ist ein geschickt manipulierter Stimmungsumschwung in der Bevölkerung – bei dem die Medien kräftig mitgemischt und verdient haben – in bezug auf die Weltraumhabitate.
    Im vorigen Jahr habe ich eine Entdeckung gemacht, die mein Zögern bei der Frage, ob ich eingreifen soll oder nicht, beendet hat. Da ich Ihre Ansichten zu kennen glaube, fand ich den Mut, Ihnen gewisse Pläne …“ – sie bückte sich, kramte eine Weile in ihrem Schreibtisch herum, legte schließlich eine Rolle aus leinenverstärktem Papier auf die Platte, zog sie auseinander und strich sie glatt – „… zu zeigen.“
    Gordell erkannte einen stark schematisierten Plan des Sonnensystems mit den erdnäheren und -ferneren Raumstationen und -kolonien und den übrigen Planeten mit ihren Trabanten.
    Er beugte sich darüber, um Einzelheiten auszumachen, als ein durchdringendes Jaulen durch die angelehnte Balkontür tönte.
    Erschrocken sah er Nirene an. Sie lauschte mit starrem Blick ins Leere. Aber nur kurz – dann löste sich die Anspannung in ihren Gesichtszügen, und sie erwiderte seinen Blick.
    Als das alarmierende Geräusch schwächer wurde – ohne jedoch ganz aufzuhören –, sagte sie in flehendem Ton: „Bleiben Sie bei mir, Gordell – ich bitte Sie darum.“
    „Was bedeutet das?“ fragte er.
    „Alarm“, erwiderte sie, stand auf, ging zu dem tragbaren Vidi-Gerät auf der Kommode unter dem Miro und schaltete es ein.
    „ … Akt der Provokation“, sagte der Sprecher auf dem kleinen Bildschirm, „der bisher ohne Parallele ist. Der Rat der Vereinigten Raumstädte scheint gewisse politische Methoden der Vergangenheit – die uns noch vom Geschichtsunterricht her in Erinnerung sind – für sich neu entdeckt zu haben. In einer nicht zu überbietenden Pervertierung der Dankbarkeit haben sie der Erde mit Krieg gedroht.“
    „Die Habitate wollen angreifen …“, sagte Gordell. „Das ist nicht zu glauben …“
    Auf dem Bild des Vidi erschien jetzt das Gesicht eines etwa fünfzigjährigen Mannes mit braunem Teint und den hageren Zügen eines Zynikers, der mit verächtlich herabgezogenen Mundwinkeln sagte: „Wir haben endgültig genug von der blutsaugerischen Aufmerksamkeit unserer Freunde auf der Erde. Der folgende Angriff sollte von den Terranern als ernste und letzte Warnung vor weiteren Erpressungsversuchen verstanden werden.
    Wir appellieren an die Menschen auf der Erde, endlich von ihren maßlosen und unsinnigen Forderungen an uns abzulassen, sonst verscherzen sie sich auch die letzten Reste von Sympathie und Solidarität, die wir ihnen zur Zeit noch entgegenbringen. Sollte dieser Zustand – was wir nicht hoffen wollen – eintreten, werden wir nicht länger zögern, unser überlegenes Angriffspotential

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