Mettwurst ist kein Smoothie
Erst in der vierten Kneipe stupste Stefan mich in die Seite, deutete auf einen amerikanischen Cop in der Ecke und sagte: «Ich glaube, der hat unser Kostüm verstanden.» Tatsächlich musterte der Cop uns und zog dabei grübelnd die Stirn in Falten. Dann kam er auf uns zu und sagte: «Okay, ihr habt euch ja echt Mühe gegeben. Aber erstens: Die beiden haben keine so langen Haare. Zweitens: Das eine Oberteil muss grün sein, nicht blau. Und drittens: Mario und Luigi haben Schnauzer!»
2010 hatte ich mich dann als chilenischer Grubenkumpel verkleidet. Die 33 Jungs waren nämlich gerade aus der Mine von San José gerettet worden, die Sache konnte man überall in den Medien verfolgen. Ich wollte trotzdem der Gefahr vorbeugen, für einen ganz normalen Bauarbeiter gehalten zu werden. Also schrieb ich mir mit einem dicken Edding «Viva Chile» auf den Helm. Ich ging in die erste Kneipe, der Wirt sah mich, grinste und sagte dann: «Geil. Venezuela, ne?»
Bisheriger Tiefpunkt war aber im Jahr 2012 eine sehr aufwendige Verkleidung als Austin Powers, samt Rüschen-Oberteil und vorstehenden falschen Zähnen. Als ich damit am 11 . 11 . stolz loszog, schaute mich eine sexy Biene auf der Straße fassungslos an und fragte: «Wer bist du denn? Gesine Schwan?»
Vielleicht setze ich nächstes Jahr doch mal alles auf die Geilheitskarte. Wobei das in Köln nicht ganz ungefährlich ist. Falls Sie also beim Rosenmontagszug jemanden sehen, der zitternd und glitzernd an der Straße steht, sich mit Plastikketten warmzureiben versucht und dabei immer wieder stammelt: «Goldstaub und Ketten gelten in Rio schon als Kostüm!» – dann bringen Sie mich bitte ins Warme.
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Küchen-Krieg
Wenn mich jemand fragt, was das Geheimnis einer Langzeitbeziehung ist, muss ich nicht groß nachdenken: «Sich lieben, sich achten und niemals miteinander kochen.»
Viele finden die Vorstellung ja total romantisch: Ein verliebtes Pärchen steht gemeinsam in der Küche, sie lässt vorsichtig Teig in eine Nudelmaschine sinken, er dreht zärtlich an der Kurbel, und wenn der Teig mal einreißt, lachen die beiden vergnügt und stupsen sich mit doppelgriffigem Mehl kleine Kleckse auf die Wange. Dabei trinken sie Merlot aus tiefen Gläsern und hören Katie Melua, bis schließlich die Frau die Pumps wegkickt und das Haar öffnet und die beiden eng umschlungen durch die cremefarbene ALNO -Küche tanzen.
Schöne Idee, aber so funktioniert das nicht. Zumindest nicht bei uns. Und das liegt sicher nicht daran, dass in unserer Beziehung niemand Pumps trägt, die er wegkicken könnte. Wenn Stefan und ich gemeinsam kochen, dann erinnert das eher an zwei Rüden, die sich auf der Hundewiese misstrauisch umkreisen – nur ohne das Hinterngeschnüffel. Und bisher auch ohne anschließende Bisswunden.
Wir streiten uns nicht, wir machen etwas viel Schlimmeres: Wir geben gute Tipps.
Kaum fängt einer an zu kochen, stellt sich der andere lächelnd daneben, bewundert scheinbar die Kochkunst des Partners und sagt dann etwas wie: «Meine Mutter macht ja immer Kümmel an die Bratkartoffeln.» (Was so viel heißt wie: «Du machst da aber schon noch Kümmel dran, oder?») Und: «Hui, die werden aber knusprig!» (Was so viel heißt wie: « SIE VERBRENNEN! SIE VERBRENNEN! SIE VERBRENNEN! »)
Es ist schlimm, ich weiß, wir ekeln uns selbst manchmal vor uns, aber irgendwie kriegen wir nicht die Kurve.
Das Beste, was man da machen kann, ist – wie so oft: auf Paare schauen, die noch schlimmer sind. Gucken Sie sich zum Beispiel mal im WDR die Sendung «Kochen mit Martina und Moritz» an. Gegen die beiden sind Stefan und ich harmlos. Ach was sag ich: Gegen die beiden waren selbst Kennedy und Chruschtschow ein Traumpaar.
Martina und ihr Mann Moritz (der eigentlich Bernd heißt, von Martina aber immer Moritz genannt wird – ja,
so
verrückt sind die beiden!) stehen da gemeinsam in der Küche ihres Hauses im Südschwarzwald und kochen ein Menü. Und schon nach wenigen Minuten möchte man heimlich alle Messer aus der Küche entfernen, aus Angst, Martina und Moritz könnten sich statt kleiner Mehlkleckse auf die Wange große Blutflecken aufs Hemd machen. Das Problem ist nämlich: Martina kann alles, Moritz kann nix. Findet zumindest Martina. Deswegen versucht sie den ollen Dödel immer nach wenigen Minuten loszuwerden, indem sie ihm irgendeine Idiotenaufgabe zuschustert («Moritz, zerdrück doch mal ein paar Koriandersamen, das kannst du doch so
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