Mettwurst ist kein Smoothie
profanem Allerweltsgemüse liegen musst wie dem Blumenkohl? Der sieht immer ein bisschen aus, als hätte jeder einzelne Kopf persönlich mit dem Bollerwagen aus Ostpreußen rübergemacht. Blumenkohl, den kann man auch mal vier Wochen im Kühlschrank liegenlassen, ohne dass er irgendeine Veränderung in Konsistenz, Aussehen oder Geruch erkennen lässt. Gut, manchmal kriegt er ein paar braune Flecken, aber dafür hat man ja den «polnischen Blumenkohl» erfunden, mit ordentlich abgeschmelzten Semmelbröseln obendrüber, da sieht kein Mensch mehr braune Flecken. Chicorée dagegen darf man ja eigentlich nur in handgeschnitzte Manufactum-Kühlschränke legen, mit eigener Chicorée-Dunkelkammer.
Aber ich mache den Zinnober nicht mit. Ich bin für Blumenkohl! Den kannst du an die Wand werfen, du kannst ihn unter die Höhensonne legen und mitm Siebeneinhalbtonner drüberfahren, Blumenkohl sieht immer gleich aus. Das vielleicht einzige Gemüse der Welt, das du fünf Minuten oder auch fünf Stunden kochen kannst – scheißegal, Blumenkohl schmeckt immer zuverlässig nach schlecht gelüftetem Pflegeheim.
Chicorée dagegen ist wie eines dieser aseptisch aufgezogenen Lichtschutzfaktor- 80 -Kinder, deren Mütter immer Sagrotan-Feuchttücher dabeihaben, falls das Blag trotz aller Warnungen mal ans Geländer der Rutsche fasst. Diese Kinder, denen ihre Eltern zurufen: «Jens-Malte, wir müssen zur Violiiiiiiiin-Stunde!» Die man einfach mal nehmen möchte, Kinder wie Eltern, und im Matsch rollen, damit sich die Sagrotantücher wenigstens lohnen! Genau so ist Chicorée.
Es wird Zeit, diesen arroganten Fatzke auf den Boden der Tatsachen herunterzuholen. Ihm klarzumachen: Du bist kein edles Gemüse! Du bist auch keine Delikatesse! Ein Zufallsprodukt bist du! Belgische Bauern haben dich nur entdeckt, weil ihre Zichorienwurzeln, aus denen sie Ersatzkaffee herstellen wollten, plötzlich ausgetrieben hatten. Ein Muckefuck-Unfall, das bist du, Chicorée!
Ja, da wird er noch ein bisschen bleicher, der feine Herr Chicorée, aber auch dafür habe ich eine Lösung: einfach rausnehmen aus der Kiste und schön tief zwischen die Kartoffeln drücken, bis er hustet und prustet und wimmert: «Ich muss doch zur Violiiiiiin-Stunde.»
So. Das musste mal gesagt werden. Nächste Woche kümmern wir uns dann um den Spargel.
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Herzlich willkommen, Frau Brath!
Mit Fernbedienungen in Hotels habe ich drei kleine Probleme.
Erstens: Sie funktionieren nie.
Ich komme in mein Hotelzimmer, stelle meine Tasche ab, freue mich über die persönliche Begrüßungsanzeige auf dem Fernseher («Herzlich Willkommen in unserem Haus, Herr Berth!» – in etwas kreativeren Häusern auch «Herzlich willkommen, Frau Brath!»), dann nehme ich die Fernbedienung, lege mich aufs Bett und möchte durchs Programm zappen. Aber das geht nicht. Die nächsten zwei Stunden verbringe ich stattdessen in unterschiedlichsten Stellungen auf dem Bett, neben dem Bett, direkt vor dem Fernseher, weit weg vom Fernseher, im Bad, auf dem Schrank, in der Hocke, auf Zehenspitzen und im Vierfüßlerstand – nur um herauszufinden, in welcher Position das TV -Gerät wohl auf das kleine Kästchen in meiner Hand reagiert. Die sehr verlässliche, aber auch sehr enttäuschende Antwort: in gar keiner.
Oft probiere ich noch zwei Tricks aus, von denen ich mir gerne einrede, sie würden eine Fernbedienung wieder zum Laufen bringen. Erstens: Batteriefach öffnen und die Batterien mit der flachen Hand rollen – hilft sehr selten. Zweitens: Beim Drücken der Tasten verkniffen gucken – hilft nie.
Schließlich rufe ich die Rezeption an. Der Mann oder die Frau am Empfang sagt dann: «Alles klar, ich kümmere mich darum.» Das ist Teil einer Geheimsprache im Hotel- und Gaststättengewerbe und heißt so viel wie: «Alles klar, ich habe jetzt schon wieder vergessen, wie Sie heißen und warum Sie angerufen haben.»
Zweitens (als kleine Einschränkung zu erstens): Manchmal funktionieren die Fernbedienungen doch, allerdings nur nach 3 Uhr nachts und auch nur, wenn man betrunken ist. Irgendwie merken die Drecksdinger das, anscheinend haben sie einen Alkoholsensor eingebaut, und dann denken sie sich: «Ui, der hat einen gezwitschert, da gönn ich mir jetzt mal ’nen kleinen Spaß!» Dann leisten sie nicht den vollen Dienst, sondern schalten automatisch einen ihrer Meinung nach viel zu selten gesehenen Sender ein und reduzieren anschließend den Betrieb auf die Funktion
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