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Mettwurst ist kein Smoothie

Mettwurst ist kein Smoothie

Titel: Mettwurst ist kein Smoothie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Barth
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einer einzigen Taste: den «Laut»-Knopf.
    Ich liege also mit Cocktailschirmchen hinterm Ohr auf dem Bett, hämmere auf meiner Fernbedienung herum, und das Einzige, was ich damit bewirke, ist, dass die Verkäufer der QVC -Reihe «Elambia – die Welt der flammenlosen Kerzen» ihre flackernden LED -Ungeheuer in einer Lautstärke anpreisen, die selbst Wurst-Willy vom Bottroper Wochenmarkt zur Ehre gereichen würde.
     
    Drittens: Wer sehr betrunken ist, hat leider oft auch sehr schlechte Ideen.
    Da kann es passieren, dass man sich selbst etwas sagen hört wie: «Ach, komm, wer braucht schon Fernbedienungen? Ich werf einfach was! Wozu hab ich denn …»
    Falls Sie mal in einer ähnlichen Lage sind, hier mein Tipp: Tun Sie’s nicht. Egal durch welchen Gegenstand Sie die drei Punkte im obigen Satz ersetzen wollen – tun Sie’s nicht! Sie können werfen, was Sie wollen, eine Fernbedienung kann nichts ersetzen. Aber wenn Sie es unbedingt versuchen wollen, nehmen Sie sich bitte wenigstens folgende, von mir erprobte und verbürgte Liste zu Herzen.
     
    Dinge, die sich nicht so gut als Fernbedienungsersatz eignen:
    Gebrannte Mandeln. (Schwierig, die Programmtasten damit zu treffen. Außerdem kleben sie an der Wand.)
Zu einer Peitsche gezwirbelte Badetücher. (Damit trifft man nie die Programmtasten. Was man dagegen immer trifft, sind Gläser, Wasserkocher und Weinflaschen.)
Socken. (Fragen Sie nicht. Wie gesagt: Wer sehr betrunken ist …)
    Immerhin: Einen Vorteil hat die Suche nach einem Fernbedienungsersatz. Wenn man genügend Dinge geworfen und lange genug im Zimmer herumgerumpelt hat, ruft meistens die Rezeption an und teilt einem mit, dass die Nachbarn sich über den Lärm beschweren. Eine schöne Gelegenheit, einen lange zurechtgelegten Satz loszuwerden: «Alles klar, ich kümmere mich darum!»

[zur Inhaltsübersicht]
    Goldstaub und Ketten
    Es ist einen Tag nach Rosenmontag, und die Kölner BILD fragt in großen Buchstaben: «Was ist geiler – Karneval in Deutschland oder in Rio de Janeiro?»
    Wenn ich mir dann die Fotos anschaue, die die BILD dazu zeigt, wird die Sache echt knifflig: rechts eine rassige brasilianische Schönheit mit sehr wenig an, denn, so die BILD : «Goldstaub und Ketten gelten in Rio schon als Kostüm.» Die Tänzerin hat pechschwarzes Haar, einen verführerischen Mund und zwei enorme Brüste, auf denen man, um den Rio-Look perfekt zu machen, ohne Probleme je eine Christus-Statue errichten könnte. Links zeigt die BILD dann zum Vergleich unter der Überschrift «Witzige Watten» Marie-Luise Brechtling und Jutta Werner aus Wandersleben in Thüringen, die sich als Tampons verkleidet haben. Die beiden stehen, in weißen Schaumstoff gehüllt, vor einer Fensterbank mit Usambaraveilchen, ADO -Gardine und mundgeblasener Deko-Glaskugel, halten sich an der Hand und lächeln so unsicher in die Kamera, als überlegten sie selbst gerade, ob «Cowgirl» nicht vielleicht doch das bessere Kostüm gewesen wäre. Und während ich noch hin und her schaue und überlege: «Hm, was ist denn da wohl geiler?», schweift mein Blick auf der Seite nach unten, und ich sehe «Helmut Brockmann ( 40 ) aus Erbach (Hessen), der sich als Damenbinde verkleidet hat».
    Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich glaube, spätestens jetzt könnte ich die Ausgangsfrage beantworten.
     
    Natürlich hat die BILD da eine fiese Auswahl getroffen. Der normale deutsche Jeck legt sehr wohl Wert auf die «Geilheit» seines Kostüms. Warum sonst sieht man in Kölner Karnevalskneipen fast nur noch amerikanische Cops und sexy Bienen? Es ist eine echte Seuche geworden. Man zieht los, betritt das erste Lokal, lässt den Blick schweifen und fragt sich sofort: «Ist das ’ne Karnevalsparty oder ein Imkertreffen mit Polizeischutz?» Und wem das noch zu ungeil ist: Letztes Jahr traf ich in einer Kölner Kneipe
vier
junge Jungs im Penis-Kostüm. Selbst südafrikanische Pavianweibchen haben subtilere Methoden, um auf ihre Paarungsbereitschaft aufmerksam zu machen.
     
    Bei mir selbst steht der Geilheitsaspekt bei der Kostümwahl eher im Hintergrund. Ich habe seit Jahren ein ganz anderes Problem mit meinen Verkleidungen: Niemand versteht sie.
    Drei Beispiele:
    2009 wollten Stefan und ich als Milli Vanilli gehen – mit schwarzer Zöpfchenperücke, schwarzen Stiefeln, einem roten und einem blauen Jackett. Ein tolles Kostüm – dachten wir. Wir hatten nämlich keine Ahnung, wie wenige Menschen heutzutage noch Milli Vanilli kennen.

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